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Nach sexuellen Übergriffen an der Münchner Musikhochschule Gutachter legen Ergebnisse vor

Der ehemalige Präsident der Münchner Musikhochschule, Siegfried Mauser, wurde 2016 wegen sexueller Nötigung verurteilt. Seither war die Musikhochschule mit Vorwürfen konfrontiert, nicht ausreichend Maßnahmen gegen sexuelle Übergriffe zu ergreifen. 2018 wurde eine Kommission eingerichtet, um Präventionsmaßnahmen zu prüfen. Am Freitag wurden die Ergebnisse dieser Kommission im Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst vorgestellt.

Hochschule für Musik und Theater München | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Ein paar sanfte Ermahnungen und viel Schulterklopfen - Bernd Redmann, Rektor der Münchner Musikhochschule, konnte mit der Ergebnisvorstellung der Gutachterkommission unter Leitung von Hildegund Holzheid durchaus zufrieden sein. Seit nunmehr drei Jahren versucht er die Krise zu bewältigen, die sein Vorgänger Siegfried Mauser an der Hochschule verursacht hat. Der Gutachterkommission zufolge ist er damit auf einem guten Weg. Neben der Juristin Holzheid gehören dieser Kommission noch die Hochschulforscherin Prof. Isabell Welpe und der Leiter des Münchner Bach-Chores Hansjörg Albrecht an. Von September 2018 bis Januar 2019 haben die drei mit insgesamt 22 Hochschulangehörigen gesprochen: Professoren, Dozenten, Studenten und Verwaltungsangestellten. Ziel war es, zu evaluieren, ob die von der Hochschule ergriffenen Maßnahmen zur Bekämpfung von Machtmissbrauch und sexueller Gewalt greifen und zu ermitteln, welche weiteren Maßnahmen erforderlich sind, um die Gefahr sexueller Übergriffe an der Hochschule zu minimieren.

"Ein Klima der Transparenz, der Kommunikation und des Vertrauens"

In dem insgesamt 16 Punkte umfassenden Gutachten werden jedoch keine grundlegenden neuen Missstände aufgedeckt. Lediglich an ein paar Stellschrauben sieht die Kommission Verbesserungsbedarf: etwa was das Beschwerdemanagement der Hochschule angeht. So empfiehlt die Kommission, eine externe Anwältin als erste Anlaufstelle zu benennen, da diese an die Schweigepflicht gebunden und keinem Hochschulvorgesetzten gegenüber mitteilungspflichtig sei. Nur so könne Anonymität garantiert werden.

Bernd Redmann | Bildquelle: HMTM Bernd Redmann, Rektor der Münchner Musikhochschule | Bildquelle: HMTM Außerdem kritisiert Holzheid den Umgang Redmanns mit der hochschulinternen Umfrage zum Thema der sexuellen Belästigung aus dem Jahr 2016. Redmann hatte die Ergebnisse dieser Umfrage zunächst nicht bekannt gegeben, was, so die Kommission, der Hochschule den Verdacht der Vertuschung beschert habe. Sie empfiehlt daher eine erneute, diesmal wissenschaftlich begleitete Umfrage. Weiter betont die Kommission den Stellenwert eines "Klimas der Transparenz, der Kommunikation und des Vertrauens". Dies sei Voraussetzung dafür, dass sich Betroffene sexueller Übergriffe überhaupt trauten, sich zu melden. Eine deutliche Verurteilung sexueller Übergriffe seitens der Hochschulleitung gehöre dazu ebenso, wie die seit diesem Semester obligatorischen Orientierungsgespräche, in denen sich Professor und StudentIn darüber austauschen sollen, wie viel Körperkontakt im Unterricht notwendig bzw. gewünscht ist.

Bei Hochschulrektor Redmann stießen diese Empfehlungen auf offene Ohren. Zwar sei es noch zu früh, über die konkrete Umsetzung der Ergebnisse zu sprechen. Er bekundete jedoch seine Bereitschaft, den schon begonnen "Kulturwandel" an der Hochschule entsprechend der Empfehlungen anzupassen oder zu korrigieren. Schließlich wolle die HMT München eine "Vorreiterrolle" beim Thema Prävention von Machtmissbrauch einnehmen.

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