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Vladimir Jurowski "Prokofjews Musik ist apokalyptisch"

Das Dämonische in der Musik von Sergej Prokofjew sei besonders ausgeprägt, sagt der russische Dirigent Vladimir Jurowski. Mit Prokofjews "Der feurige Engel" debütiert er am 29. November an der Bayerischen Staatsoper. Vorab stand er bei zwei Akademiekonzerte am Pult - mit einem Programm, das sich direkt auf den "Feurigen Engel" bezieht.

Vladimir Jurowski | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Die Oper "Der Feurige Engel" hat Sergej Prokofjew nach dem Ersten Weltkrieg komponiert - im oberbayerischen Ettal. Sie gehört zu seinen fast unbekannten Werken und wurde erst nach seinem Tod 1954 in Paris uraufgeführt. Der Opernstoff basiert auf der Romanvorlage des symbolistischen Dichters Waleri Brjussow. Die Handlung spielt im Mittelalter, es geht um den Kampf zwischen Wissenschaft und schwarzer Magie, in den der Ritter Ruprecht gerät.

Am 29. November steht Vladimir Jurowski, seit 2007 Chefdirigent des London Philharmonic Orchestra, zum ersten Mal bei der Premiere von "Der Feurige Engel" am Dirigentenpult der Bayerischen Staatsoper. Bereits am 2. und 3. November leitet er zwei Akademiekonzerte.

Was gibt es Besseres, als ein Orchester zuerst auf der Bühne kennenzulernen, bevor man gemeinsam in den Graben absteigt.
Vladimir Jurowski

Die Akademiekonzerte sind für Jurowski eine willkommene Möglichkeit, Musik zu spielen, die direkt durch die Oper entstanden ist: die 3. Sinfonie in c-Moll, op. 44. Denn Prokofjew transportierte die Ideen für seine Oper hier auch ins Symphonische. "Der Mehrheit der Musiker wird dadurch die Möglichkeit gegeben, den Stil der Oper vorher kennenzulernen. Wir sprechen hier von einer Münchner Erstaufführung. 'Der Feurige Engel' ist noch nie in München aufgeführt worden. Das Stück ist ein ganz besonders kompliziertes Stück. Deshalb dachte ich, dass das Akademiekonzert eigentlich eine ideale Möglichkeit ist, sich dem Stil der Musik zu nähern. Denn so ein Programm trifft man auch bei Sinfonieorchestern nicht jeden Tag."

Radio-Tipp

BR-KLASSIK überträgt die Premiere der Oper "Der feurige Engel" am Sonntag, 29. November 2015, um 19.00 Uhr live aus der Bayerischen Staatsoper.
Einen Mitschnitt des Akademiekonzerts können Sie am Dienstag, 1. Dezember 2015, um 20.30 Uhr auf BR-KLASSIK hören.

Als der Pianist Svjatoslaw Richter die 3. Sinfonie 1939 hörte, soll er ihren letzten Satz als "Weltuntergang" empfunden haben. Auch für Vladimir Jurowski ist diese Musik durchaus apokalyptisch. "Ich denke, Prokofjew hat zwei Seiten, wie in jedem Mensch die Sonnenseite und die Schattenseite existieren. Nur die Prokofjew-Schattenseite ist wirklich gruselig, grauenhaft. Er war eigentlich ein absoluter Positivist, ein typischer Sohn seines Jahrhunderts. Ein an Fortschritt glaubender Mensch der Technik, des Sports, des aktiven Zeitvertreibs - und der intelligenten und ökonomischen Arbeitseinteilung. Gleichzeitig gibt es bei ihm die dämonische Seite, die weitaus alles übersteigt, was an Dämonischem in der Musik im Jahrhundert vorher geschaffen wurde."

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