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Kommentar "Eine gute Entscheidung"

Beim Streit der Angehörigen von Wieland Wagner gegen die Richard-Wagner-Stiftung und die Bayreuther Festspiele GmbH geht es um den Mietvertrag des Festspielhauses. Die Klage wurde nun vom Landgericht Bayreuth abgewiesen. Ein Kommentar von Bernhard Neuhoff.

Büste von Richard Wagner | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Es ist kompliziert. Juristisch jedenfalls. Die Auswirkungen der Entscheidung des Bayreuther Landgerichts liegen dagegen ziemlich klar auf der Hand: Sie stärkt Bund und Freistaat gegenüber der Familie Wagner. Freuen dürfte sich der Stiftungsratsvorsitzende Toni Schmid. Er ist im Hauptberuf Ministerialdirigent im Bayerischen Kultusministerium und als Abteilungsleiter für Kunst und Kultur zuständig. Und er zieht seit Jahren die Strippen, wenn es um wichtige Personalentscheidungen für die Kultur in Bayern geht. Freuen dürfte sich auch Katharina Wagner, denn sie hat ja ihren Job maßgeblich dem Votum von Bund und Freistaat zu verdanken. Enttäuscht sein dürften hingegen Nike Wagner und die übrigen Familienmitglieder, die sich der Klage angeschlossen hatten. Denn nun ist klar: Die komplizierte Konstruktion aus Stiftung und GmbH ist juristisch in Ordnung. Dadurch haben die Wagners im Endeffekt weniger Einfluss auf dem Grünen Hügel, als sie gern hätten. Grundsätzlich ist das begrüßenswert. Ja, es war verdienstvoll, dass die Familie Wagner 1973 ihr Erbe einer Stiftung anvertraut hat. Und ja, es war aus damaliger Sicht absolut verständlich, dass sie sich gewisse Mitsprache-Rechte vorbehielt.

Aber die Zeit ist längst darüber hinweggegangen. Unbestreitbar bleibt, dass Nike Wagner eine sehr kluge und erfolgreiche Kulturmanagerin ist. Sie hat jede Sympathie verdient. Und man kann sehr gut nachvollziehen, dass es für Nike unbefriedigend sein muss, wenn sie in Bayreuth so gut wie nichts zu sagen hat, obwohl sie doch Kompetenz und die direkte Wagner-Abstammung mitgebracht hätte. Doch als Chefin des Bonner Beethoven-Festes wird sie ja auch weiterhin gute Arbeit leisten. Zugegeben: Familienfehden können unterhaltsam sein. Schließlich haben wir Deutschen keine Royals.

Aber machen wir uns doch mal ehrlich: Nike Wagner ist nicht deshalb eine kluge und erfolgreiche Kulturmanagerin, weil sie Wagner heißt. Auf Deutsch: Es wird endlich Zeit, sich von der archaischen Vorstellung frei zu machen, dass nur Nachfahren Richard Wagners Chef auf dem Grünen Hügel sein können. Familienmitglieder sind nicht wegen ihres "Geblüts", wie Toni Schmid immer so schön sagt, die besseren Intendanten. Sie sind auch nicht wegen ihrer Abstammung besonders gut darin, den besten oder die beste Kandidatin für diesen Job auszusuchen. In einem demokratischen Staat, der ja diese Festspiele sinnvollerweise maßgeblich finanziert, muss der Wettbewerb um diese Position, die ebenso sinnvollerweise nur auf Zeit vergeben werden sollte, prinzipiell offen sein. Möge künftig die oder der Bessere gewinnen! Wie er oder sie heißt, wer der Urururgroßvater war und was die übrigen Mitglieder der Familie Wagner dazu sagen - all das sollte nicht Kriterium dafür sein, wer bei den Festspielen das Sagen hat. Deshalb ist die heutige Entscheidung des Landgerichts Bayreuth eine gute Entscheidung.

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