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Kritik am geplanten Konzertsaal in Nürnberg Falscher Standort und zu klein?

Ob Elbphilharmonie oder Gasteig-Sanierung – große Bauprojekte sorgen gerne für Gesprächsstoff. Nun wird auch in Nürnberg heftig über den geplanten neuen Konzertsaal diskutiert. In zwei Jahren soll der erste Bagger rollen, die Eröffnung soll 2023 statfinden. Kritiker aber geben zu bedenken: Hier wird falsch investiert!

Konzerthaus Nürnberg: Team Johannes Kappler Architektur und Städtebau GmbH (Nürnberg) in Arbeitsgemeinschaft mit Super Future Collective (Nürnberg) und Topotek 1 Architektur GmbH (Berlin/Zürich) | Bildquelle: Johannes Kappler Architektur und Städtebau

Bildquelle: Johannes Kappler Architektur und Städtebau

Noch geben auf dem Gelände des neuen Konzertsaals im Nürnberger Süden nicht Geigen und Trompeten den Ton an, sondern andere Blechbläser: unzählige Autoauspuffe. Der neue quaderförmige Konzertsaal, eines der wichtigsten kulturellen Prestigeprojekte Bayerns, entsteht auf einem Parkplatz gleich neben der Meistersingerhalle – flankiert von zwei mehrspurigen Ausfallstraßen. Schon die Wahl des Standorts rief bei der Bekanntgabe vor einem Jahr Kritiker auf den Plan. Ebenso die nüchterne Kasten-Form.

Erstmals in Nürnberg ein veritabler Saal für Livemusik!
Lucius Hemmer, Intendant der Nürnberger Symphoniker

Blick auf die Meistersingerhalle und den davor liegenden Großparkplatz | Bildquelle: picture-alliance/dpa Die Meistersingerhalle – direkt neben ihr soll der neue Konzertssal in Nürnberg entstehen. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Lucius Hemmer hingegen freut sich. "Das wird ein Quantensprung", schwärmt der Intendant der Nürnberger Symphoniker. Kein Wunder, denn was neben der Meistersingerhalle entsteht, wird sich doch deutlich von dieser unterscheiden. "Die Meistersingerhalle ist eigentlich ein multifunktionaler Hallensaal", so Hemmer. Wenn alles nach Plan läuft, wird 2023 der neue Konzertsaal eröffnet, freut sich der Intendant: "Wir kriegen dann erstmals in Nürnberg einen veritablen Saal für Livemusik! Wir alle freuen uns drauf."

Kritikpunkt: Ist der neue Saal zu klein?

Das Eröffnungskonzert wird ohne Zweifel ausverkauft sein – wie diverse andere Konzerte der Symphoniker in der Meistersingerhalle nebenan bisher auch. Doch in die Meistersingerhalle passen 2.000 Menschen, in den neuen Konzertsaal nur rund 1.500. Das heißt, den Symphonikern, aber auch anderen Konzertveranstaltern, fehlen im Maximalfall die Einnahmen aus 500 verkauften Karten. In letzter Zeit wird hier immer wieder Kritik laut. Lucius Hemmer teilt diese Ansicht nicht: "Ich glaube nicht, dass er zu klein ist", sagt er. Zwar sei der Saal an der Unterkante der Kapazität, aber dafür werde man dort sehr viele ausverkaufte Konzerte erleben. "Das ist auch eine schöne Atmosphäre", so Hemmer. Natürlich sei der Erlös dann geringer, darüber werde man mit den Zuschussgebern wie dem Freistaat Bayern reden müssen.

Wir haben uns Expertisen machen lassen.
Julia Lehner, Kulturreferentin der Stadt Nürnberg

Julia Lehner, Kulturreferentin der Stadt Nürnberg | Bildquelle: picture-alliance/dpa Julia Lehner, Kulturreferentin der Stadt Nürnberg | Bildquelle: picture-alliance/dpa Die nicht enden wollenden Diskussionen rund um den Konzertsaal sind auch Nürnbergs Kulturreferentin Julia Lehner nicht neu – auch nicht die jüngst neubelebte Diskussion um die Größe des Saals. Es gibt kritische Meinungen, und die sollen auch geäußert werden. Das versteht sie. Trotzdem kann sich Julia Lehner ein leichtes Seufzen nicht verkneifen: "Bei allen unseren Beschlüssen haben wir einen sehr langen Vorlauf gehabt", erklärt die Kulturreferentin. "Wir haben uns Expertisen machen lassen: Welchen Konzertsaal braucht diese Stadt? Was ist der beste Standort, um mit der Meistersingerhalle Synergien zu haben? Das wurde alles lang behandelt und dann aufs Gleis gesetzt." Für die Kulturreferentin gilt: Nicht die beschlossenen Dinge immer wieder zerreden, sondern offene Fragen lösen. Und davon gibt es noch einige.

Welche Orgel kommt in den neuen Konzertsaal?

Letzte gelöste Frage: Bekommt der Konzertsaal eine eigene Orgel? Erst hieß die Antwort nein, nun ja. Diese neue Orgel muss jetzt von einer eigenen Orgel-Kommission gefunden werden, zusätzlich zur bereits eingesetzten Konzertsaal-Kommission. Julia Lehner ist klar, dass der neue Konzertsaal eine Orgel braucht, auch wenn die Meistersingerhalle nebenan auch schon eine hat. Lehner berichtet von einem intensiven Austausch, bei dem es viel zu lernen gab. "Wir haben mehrere Beispiele vorgestellt bekommen", erzählt sie. "Da sind ja manche richtige Skulpturen! Also sehr ästhetisch..."

Orgel in der Meistersingerhalle | Bildquelle: picture-alliance/dpa Die Orgel nebenan in der Meistersingerhalle. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Jedenfalls braucht die neue Orgel Platz. Auch deswegen wird der Raumplan für den Konzertsaal neu erarbeitet. Und dafür reist die Konzertsaal-Kommission nun ab dieser Woche quer durch Europa, um sich Säle etwa in Dortmund, Luzern und Stavanger anzusehen und anzuhören. Es gibt also noch viel zu diskutieren und zu tun bis zum geplanten Baustart in zwei Jahren. Dann haben im Nürnberger Süden die Geigen – und nicht mehr der Autoauspuff – auf dem Gelände des Konzertsaals das Sagen.

Sendung: "Allegro" am 7. Mai 2019 ab 6.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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