95 Prozent aller Orchestermusiker leiden gelegentlich unter Stress-Symptomen. Es kommt dann zu feuchten Händen, zitternden Fingern, zu Schwindel, Schweißausbrüchen oder Herzrasen. "Lampenfieber" heißt das fast schon verniedlichend. Das Gemeine daran: Die Symptome sind absolut unberechenbar, was den Zeitpunkt ihres Auftretens angeht und sie sind immer eine Qual.
Die Ursache für Lampenfieber ist recht einfach: Musiker wollen perfekt sein, um dem eigenen Anspruch, dem der Kollegen und dem des Publikums zu genügen. Viele Musiker nehmen Medikamente, wie Betablocker, um überhaupt noch auftreten zu können.
Aus den ersten privaten Kollegencoachings zwischen Kantine und Probensaal im Bayerischen Rundfunk sind inzwischen professionelle Workshops geworden: "music and mind". Das Münchner Rundfunkorchester hat sie in sein Education-Programm aufgenommen, die Bayerischen Sing- und Musikschulen laden Christian Obermaier als Coach ein, um den MusiklehrerInnen Handwerkszeug zu geben. Damit die wiederum den Nachwuchs trainieren können.
Ein Schlüssel zum entspannten Dasein ist nicht, die Symptome zu verleugnen. Sondern erst mal, sie zu erkennen und zu benennen. "Monkey mind" nennt man das wilde Wirrwarr der Ängste und Erwartungen, die das Gehirn in Stresssituationen produziert. Und diesen Affen muss man bändigen.
Sendung: KlassikPlus "Stress im Graben" am 28. November 2019, 19.05 Uhr