Die Mandoline ist eine Brückenbauerin - nicht nur zwischen den Epochen, sondern auch zwischen den Kulturen. Als "Instrument des Jahres" bekommt sie dieses Jahr besondere Aufmerksamkeit.
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Heute verbindet man mit der Mandoline vor allem die Vorstellung, in einem italienischen Strandcafe zu sitzen. Vor sich der Sonnenuntergang, neben sich eine sympathische Begleitung und hinter sich ein oder zwei Musiker, die einen das Dolcefarniente noch süßer schmecken lassen.
Die Mandoline ist ein kleines Saiteninstrument aus der Lautenfamilie mit italienischem Ursprung. Das mandelförmige Instrument hat eine bis in die Barockzeit zurückreichende Tradition und existiert in vielen unterschiedlichen Bauweisen. Am häufigsten trifft man heute auf die neapolitanische Mandoline, ein Sopraninstrument, das um 1700 der süditalienischen Musikmetropole entstand. Diese Mandoline hat eine flache, auf Höhe des Stegs abknickende Decke und einen birnenförmigen Korpus. Neapel ist stark mit der Mandoline verbunden: in der Folklore, in der Kultur, im Klang der Stadt und in seiner Volksmusik.
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Mandoline aus dem 18. Jahrhundert
Eine Mandoline aus dem 18. Jahrhundert, aus Lissabon, Portugal. Länge: 58cm. | Bildquelle: picture alliance / Liszt Collection
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Mandoline von 1770
Eine Mandoline von 1770 aus dem italienischen Treviso. Länge: 52,5cm | Bildquelle: picture alliance / Liszt Collection
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Mandoline von 1770.
Eine Mandoline aus Neapel von 1770. Mandoline im neapolitanischen Stil mit acht Saiten in zwei Doppelchören, die auf die gleichen Tonhöhen wie eine Geige gestimmt sind: E, A, D, G. Der Instrumentenbauch besteht aus einundzwanzig schmalen Holzstreifen mit Ebenholz-Abstandshaltern. Der Wirbelkopf und die Rückseite des Halses sind mit Schildpatt eingelegt und mit Einlagen aus Ebenholz und Elfenbein akzentuiert. | Bildquelle: picture alliance / Liszt Collection
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Mandoline von 1781.
Eine Mandoline aus Neapel von 1781. Länge: 58,4cm. Diese außergewöhnliche neapolitanische Mandoline ist eines der dekorativsten Beispiele, die es gibt. Der Bauch des Instruments besteht aus dreiundzwanzig schmalen geformten Streifen aus Schildpatt mit elfenbeinfarbenen Abstandshaltern. Der Resonanzboden ist üppig mit Intarsien aus Perlmutt und Schildpatt verziert. | Bildquelle: picture alliance / Liszt Collection
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Mandoline von 1898.
Eine Mandoline aus dem Jahr 1898 aus, Kalamazoo, Michigan, USA. Hergestellt von Orville Gibson, einem der wichtigsten Hersteller und Innovatoren von Saiteninstrumenten mit Bund. | Bildquelle: picture alliance / Liszt Collection
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Nicholas Cage in der Hauptrolle des Films "Corellis Mandoline". Cage spielt in dem Film von 2001 den musikalisch interessierten Antonio Corelli, der im 2. Weltkrieg für Italien kämpft. | Bildquelle: picture alliance / Liszt Collection
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Ein Bild von Jean-Baptiste-Camille Corot 1870: "Gitane avec une Mandoline" | Bildquelle: picture alliance / Liszt Collection
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Anne Marit Bergheim mit Mandoline von der norwegischen Frauenband Katzenjammer live beim Heitere Open Air in Zofingen, Aargau, Schweiz | Bildquelle: picture alliance / Liszt Collection
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Hippy Joe Hymas an der Mandoline (2000). "Hayseed Dixie" ist eine amerikanische Band aus Nashville, Tennessee. Die Band spielt Bluegrass-Coverversionen von Hardrock-Songs und auch Original-Songs mit meist satirischem oder absurdem Charakter in einem selbst kreierten Musikgenre, das die Band "Rockgrass" nennt. | Bildquelle: picture alliance / Liszt Collection
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Der israelische Musiker Avi Avital, der mit zahlreichen Veröffentlichungen der Mandoline auch in der Klassikwelt einen festen Platz gegeben hat. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
Die vier Saitenpaare werden über den Steg geführt und hinter der Decke am Korpus befestigt. Gestimmt sind sie genau wie die Saiten einer Violine, also in den Quinten G-D-A-E, und werden mit einem Plektron angeschlagen. Das typische Tremolo ist eine wichtige Spieltechnik und bereits im achtzehnten Jahrhundert belegt. So schreibt Michel Corrette in seiner Mandolinenschule aus dem Jahr 1772: "Es ist bemerkenswert, dass man auf der Mandoline den Ton nicht anschwellen lassen kann. Man muss daher einen speziellen Triller spielen, nämlich die schnelle Wiederholung ein und desselben Tones."
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Avi Avital - Mandoline - U21 - Das Verhör // BR-KLASSIK
Einige der ältesten überlieferten Kompositionen für die Mandoline stammen von Matteo Caccini. Sein "Libro per Mandola" aus dem Jahr 1703 enthält mehrere Tanzsätze, und auch viele andere namhafte Barockkomponisten schrieben für dieses Instrument, wie Alessandro und Domenico Scarlatti, Niccolò Piccinni und Johann Adolf Hasse. Bereits Mitte des 18. Jahrhunderts ist es so beliebt, dass sogar Antonio Vivaldi einige Werke für die Mandoline bearbeitete.
Von Italien aus verbreitete sich die Mandoline in ganz Europa. Ab 1750 war sie in Paris und um 1800 auch in Wien anzutreffen. Selbst Mozart und Beethoven komponierten für dieses kleine, aber feine Instrument. Mitte des 19. Jahrhunderts geriet die Mandoline jedoch mehr und mehr unter die Räder der klanggewaltigen Orchestermusik. Einziges Rückzugsgebiet blieb die italienische Volksmusik, wo sie in populären Mandolinenorchestern überlebte. Durch reisende italienische Virtuosen erweckte sie schließlich erneut überregionales Interesse, und von heutigen Komponisten wird die Mandoline wieder gerne verwendet.
Wahrscheinlich aufgrund seiner kleinen Bauform war die Mandoline Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland in der Wandervogelbewegung beliebt. In den 1970er Jahren erlebte das Instrument durch ein Folkrevival einen Aufschwung, etwa durch den Mandolinenspieler Erich Schmeckenbecher und sein Duo Zupfgeigenhansel. Der US-amerikanische Sänger Bill Monroe etablierte die Mandoline als Soloinstrument in der Bluegrass-Szene, einer der wichtigsten Volksmusikrichtungen in den USA. Bekannte Interpret*innen in der Welt der klassischen Musik sind etwa Avi Avital oder Anna Torge. Der brasiliansche Musiker und Komponist Hamilton de Holanda nutzt die Mandoline verstärkt im zeitgenössischen Jazz. Und einer der berühmtesten Popsongs aller Zeiten verwendet die Mandoline für die Hauptmelodie: "Losing my Religion" von R.E.M.
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R.E.M. - Losing My Religion (1991)
Im Jahr 2022 war es das Schlagzeug, auch Drumset genannt. Insgesamt 14 Landesmusikräte haben sich im vergangenen November auf die Mandoline als "Instrument des Jahres" 2023 verständigt. Diesmal gehe es darum, Neugier und Aufmerksamkeit auf die vielen Facetten der Mandoline zu lenken. Die Mandoline sei ein Instrument, das es geschafft habe, Brücken zu bauen, wie es hieß.
Welche konkreten Aktivitäten die Mandoline 2023 in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit rücken sollen, will der Landesmusikrat Berlin am 1. Februar 2023 auf einer Pressekonferenz bekannt geben. Jedes Bundesland hat eine eigene Vorgehensweise, um das länderübergreifende Ziel zu erreichen.
Sendungen: "Allegro" am 3. Januar 2023, ab 6:05 Uhr & "Tafel-Confect" vom 15. November 2015, um 12:05 Uhr
Kommentare (5)
Sonntag, 08.Januar, 12:39 Uhr
Rudi-Wolfgang Zimmer
Instrument des Jahres 2023
In meinem Haushalt ist die Mandoline auch ein wichtiges Instrument, neben der Mandola, die
leider nie erwähnt wird. Die Mandoline solo zu spielen, habe ich weitgehends aufgeben. Zur Zeit spiele ich mit einem Akkordion zusammen, ganz interessante Klänen komme dabei raus.
Zu Weihnachten habe ich es mal mit 'ner Kirchenorgel probiert. Beethovens "Hymne an die Nacht", da kann man das "Tremolo" richtig gut spreizen. Gruß!
Samstag, 07.Januar, 11:07 Uhr
Bauer Renate
Die Mandoline weltweit
Auch im portugiesischen Fado und im brasilianischen Choro ist die Mandoline ein wichtiges Instrument.
Freitag, 06.Januar, 15:10 Uhr
Bernhard Hofstötter
Mandoline - Instrument des Jahres
Es ist schön, dass der Mandoline als „Instrument des Jahres“ ein wenig mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird. An den in dem Artikel aufgeführten historischen Informationen ist aber so gut wie alles falsch.
Die neapolitanische Mandoline gibt es nicht vor 1750. Matteo Caccini hat mit der neapolitanischen Mandoline genausoviel zu tun wie Bach mit einem Steinway. Caccini schreibt für ein in Quarten gestimmtes Instrument, also ein Instrument aus der Lautenfamilie, das heute als „Barockmandoline“ bezeichnet wird.
Auch hat Vivaldi - 1741 gestorben - niemals eine neapolitanische Mandoline zu Gesicht bekommen. Dieses Instrument gab es zu seinen Lebzeiten schlicht nicht. Vivaldi hat für die Barockmandoline komponiert, die ganz überwiegend mit Fingern auf Darmsaiten (und nicht mit einem Plektrum auf Stahlsaiten) gespielt wurde.
Die Mandoline als „Instrument des Jahres“ wäre doch sicher auch ein Anlass, über das Instrument fundiert zu informieren. Eine Richtigstellung wäre angebracht.
Donnerstag, 05.Januar, 13:19 Uhr
Gunther Maier
Mandoline Instrument des Jahres
Auch ich findes es sehr schade, dass über die Manoline als Instrument des Jahres so einseitig und verstaubt berichtet wird. Weltwei spielen wesentlich mehr Menschen flache als bauchige Mandolinen und die Mandoline als reines ImmerMelodieinstrument ist empirisch gesehen ein Unsinn. Warum übersieht man Leute wie den in Deutschland lebenden US-Komponisten und Mandolinisten Chris Aquavella? Was ist mit Grenzgängern wie Chris Thiele, Mike Marshall?
Immer nur Bill Monroe und REM als Feigenblatt. Sehr schade
Grüße
Gunther Maier
Dienstag, 03.Januar, 07:59 Uhr
Sandra Moser
Mandoline Instrument des Jahres
ich finde es sehr schade, dass über die Mandoline als Instrument des Jahres so einseitig berichtet wird.
In anderen Musikrichtungen wie bei Country Musik, speziell bei Bluegrass oder auch in der irischen Musik ist die Mandoline schon sehr präsent. Und sie wird dort auch von vielen Leuten gespielt.
Zudem könnte man auch verschiedene Mandolinen in den Bildern zeigen, da es verschiedene Korpusformen gibt.
Mit freundlichen Grüßen
Sandra Moser