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Internationale Musikwettbewerbe Ein Überblick

"Wettbewerbe sind für Pferde, nicht für Künstler" – das war zumindest Béla Bartóks Meinung. Mittlerweile gibt unzählige Musikwettbewerbe, vom Spezialwettbewerb wie dem Warschauer Chopin-Wettbewerb, der nur alle fünf Jahre für Pianisten stattfindet, bis hin zum jährlich ausgerichteten ARD-Wettbewerb, der insgesamt über 20 Fächer abdeckt. Ist ein Wettbewerb heute unerlässlich für eine große Musikerkarriere?

Die Jury des Internationalen Klavierwettbewerbs Ferruccio Busoni 2019 | Bildquelle: Simone Gelm/Concorso Ferruccio Busoni

Bildquelle: Simone Gelm/Concorso Ferruccio Busoni

Schon Sigismund Thalberg und Franz Liszt, oder Domenico Scarlatti und Georg Friedrich Händel haben sich musikalische Duelle geliefert. Der Ursprung von Musikwettbewerben, wie wir sie heute kennen, dürfte im Preisssystem des Pariser Conservatoire liegen: Dort sind sie seit jeher ein fester Bestandteil der musikalischen Ausbildung. Auch in der ehemaligen UdSSR und weiteren Staaten des Ostblocks war ein Wettbewerbssystem und Leistungsvergleich fest an den Ausbildungsstätten verankert. Heute gibt es nach angaben des Deutschen Musikrats allein in Deutschland weit über 300 Musikwettbewerbe – vom Landeswettbewerb bis zum international ausgeschriebenen Wettbewerb. An der Spitze stehen hierzulande und weiltweit Wettbewerbe für Klavier, Gesang und Streichinstrumente.

Die traditionsreichsten Wettbewerbe

  • Chopin-Wettbewerb in Warschau: reiner Klavierwettbewerb, seit 1927, fünfjähriger Turnus
  • Concours "Reine Elisabeth" in Brüssel: ursprünglich ein reiner Violinwettbewerb, heute jährlich abwechselnd in den Fächern Klavier, Violine, Gesang, Cello, alle zwei Jahre Komposition
  • Concours de Genève: seit 1939, jährlich alternierend Komposition und Instrumente mit acht Fächern im Wechsel
  • Tschaikowsky-Wettbewerb Moskau und Sankt Petersburg: wechselnde Fächer seit 1958, vierjähriger Turnus in den Fächern Klavier, Violine, Cello, Gesang, Holz- und Belchblasinstrumente
  • ARD-Musikwettbewerb in München: im jährlichen Turnuns seit 1952, startete als reiner Klavierwettbewerb, heute mit über 20 Fächern der weltweit größte Musikwettbewerb

Internationale Spitzenwettbewerbe

Knapp 130 Wettbewerbe sind derzeit unter der in Genf ansässigen "World Federation of International Music Competitions" (WFIMC) organisiert. Diese Wettbewerbe sind die weltweit ausgeschriebenen. Dabei unterscheiden sich die Wettbewerbe in ihrem Turnus (von jährlich bis alle fünf Jahre), ihrer Ausrichtung (Spezialwettbewerb für ein einziges oder wenige Instrumente oder eine Vielzahl von Fächern). Diese Organisation hat auch eine Empfehlung über Mindestanforderungen und Bewertungssysteme herausgegeben. Eine weitere Organisation ist die European Union of Music Competitions for Youth (emcy).

Jurys

Laut Richtlinien der WFIMC müssen midestens sieben Juroren einem der Organisation angeschlssenem Wettbewerb die Teilnehmer beurteilen. Dabei entscheidet jeder Wettbewerb für sich, welches Profil er einer Jury geben will – das reicht von Professoren und Dozenten, Profimusikern, bis hin zu Musikmanagern und Konzertveranstaltern. So hat beispielsweise Linus Roth, der künstlerische Leiter des Augsburger Violinwettbewerbs Leopold Mozart, 2019 in seine Jury nicht nur namhafte Geiger, sondern auch Cellisten, Musikagenten und Journalisten eingeladen.

Preisgelder und Auszeichnungen

Die höchsten Preisgelder dürfte es derzeit unter anderem beim mit 100.000 kanadischen Dollar dotierten Honens-Klavierwettbewerb geben sowie bei der First China International Music Competition: 2019 erstmals ausgetragen, winkten dem Gewinner stolze 150.000 US-Dollar. Wichtiger als die Geldsumme dürften bei Wettbewerben aber die anschluss- und Föderungsmaßnahmen sein: Konzertverpflichtungen, Stipendien, professionelles Management oder Aufnahmen. So wartete beispielsweise auf den Gewinner des Chopin-Wettbewerbs 2015 eine CD-Produktion, veröffentlicht durch die Deutschen Grammophon, für den Erstplatzierten des Van-Cliburn-Wettbewerbs im texanischen Fort Worth produzierte das Label Decca Gold ein Album.

Einen Blick auf und hinter die Kulissen internationaler Musikwettbewerbe wirft Johannes Jansen in seinem Musik-Feature Karrierestart im Schleudergang – oder: Wem nützen Musikwettbewerbe?

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