Mit Musik von Beethoven haben Sir Simon Rattle und Symphonieorchester und Chor des Bayerischen Rundfunks gegen die Auflösung des European Union Youth Orchestra protestiert. Das Europäische Jugendorchester steht vor dem Aus, da es keine finanzielle Unterstützung mehr von der Europäischen Union erhält.
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Simon Rattle
Protest gegen die Auflösung des European Union Youth Orchestra
Im Münchner Herkulessaal hat der Dirigent Sir Simon Rattle gemeinsam mit dem Symphonieorchester und dem Chor des Bayerischen Rundfunks ein Zeichen gesetzt gegen die drohende Schließung des Jugendorchesters der Europäischen Union. Bei einer Probe spielten sie einen Ausschnitt aus der 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven, angelehnt an die Europahymne, die die Europäische Union symbolisiert. Rattle ließ die Musik abrupt enden.
Er hoffe, dass es vielleicht nur ein bürokratischer Fehler sein könnte und die Entscheidung nicht bewusst getroffen wurde, so Rattle. Denn sonst würden wir in einer sehr traurigen Welt leben. Ein Orchester wie das Europäische Jugendorchester aufzubauen dauere Jahre.
Es dauert nur eine ignorante Unterschrift, um es zu zerstören.
Das Jugendorchester zeige, was europäische Ideale sein sollten, sagte Rattle. Denn in diesem Orchester treffen sich Menschen aus 28 Staaten.
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Mit Symphonieorchester und Chor des Bayerischen Rundfunks spielte er einen Ausschnitt aus Beethovens 9. Symphonie. | Bildquelle: ©Peter Meisel
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Geiger Stephan Hoever war früher Stimmführer der Zweiten Violinen im European Youth Orchestra. Heute spielt er im Symphonieorchester. | Bildquelle: ©Peter Meisel
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Auch Geigerin Valérie Gillard erinnert sich gerne an die Zeit im European Union Youth Orchestra. | Bildquelle: ©Peter Meisel
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Interview mit Sir Simon Rattle. | Bildquelle: ©Peter Meisel
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"Wenn es in Europa jemals etwas gab, das zeigte, was die europäischen Ideale sein sollten, dann ist es das Jugendorchester, so Rattle. | Bildquelle: ©Peter Meisel
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Deshalb: Protest und Unterstützung, in der Hoffnung auf eine Zukunft des Europäischen Jugendorchesters | Bildquelle: © Peter Meisel
Die Berliner Philharmoniker krisierten die Pläne einer Auflösung des Jugendorchesters ebenfalls. Angesichts der europafeindlichen Tendenzen wäre das ein kulturpolitischer GAU und ein großes Armutszeugnis, heißt es in einer Erklärung, die von Chefdirigent Sir Simon Rattle, Intendant Martin Hoffmann und den Orchestervorständen Ulrich Knörzer und Knut Weber unterzeichnet ist. Auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hatte die EU bereits aufgefordert, das Jugendorchester zu erhalten. Das European Union Youth Orchestra sei seit 40 Jahren ein Symbol der kulturellen Vielfalt Europas.
Das European Union Youth Orchestra (EUYO) wurde 1976 gegründet, infolge eines Beschlusses des europäischen Parlaments. Bis zum Jahr 2013 fungierte es mit Unterstützung der EU als kultureller Botschafter der Europäischen Union.
Eine Änderung bei den EU-Förderungs-Richtlinien im Jahr 2014 ist offenbar dafür verantwortlich, dass das Orchester von der EU kein Geld mehr bekommt. Seitdem hat das Jugendorchester mit der EU verhandelt, um alternative Finanzierungsmöglichkeiten zu finden. Die Finanzierungs-Vorschläge seitens der EU hätten jedoch keine sichere Zukunftsperspektive geboten, heißt es in einer Erklärung des European Union Youth Orchestra.
Es ist eine Tragödie, dass die europäische Gemeinschaft die Arbeit des Orchesters nicht mehr als Kernstück des europäischen Projekts begreift.
Das Orchester kann ohne die Unterstützung der EU nicht überleben. Deshalb sei es gezwungen, sich zum 1. September 2016 aufzulösen.
Seit seiner Gründung durch den Dirigenten Claudio Abbado und eine britische Stiftung hat das European Union Youth Orchesta mehr als 3.000 jungen Musikern die Möglichkeit zum Orchesterspiel auf hohem Nivau geboten. Musikalischer Leiter ist derzeit Vasily Petrenko.