In zwei Jahren endet Christian Thielemanns Vertrag in Dresden. Nun steht sein Nachfolger fest. Die Wahl der Sächsischen Staatskapelle Dresden ist auf den italienischen Stardirigenten Daniele Gatti gefallen.
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Seinen Einstand bei der Sächsischen Staatskapelle Dresden gab Daniele Gatti im Jahr 2000 – auf Einladung des damaligen Chefdirigenten Giuseppe Sinopoli. Jetzt, 22 Jahre später, hat das weltweit renommierte Dresdner Orchester den Italienier zu seinem neuen Chefdirigenten gewählt. Das teilt der Klangkörper am Dienstag in einer Pressemeldung mit.
Im Anschluss an die Orchesterversammlung, die am Montag stattfand, habe die Staatskapelle ihren Orchestervorstand sowie die Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus Barbara Klepsch gebeten, mit Daniele Gatti Verhandlungen über die Position des zukünftigen Chefdirigenten der Staatskapelle aufzunehmen. Er sei der "Wunschkandidat" der Musiker*innen, so der Orchestervorstand.
Sein sensibles Gespür für den besonderen Klang der Staatskapelle, seine packenden musikalischen Visionen und nicht zuletzt sein internationales Renommee haben ihn zum Wunschkandidaten des Orchesters werden lassen.
Zuletzt dirigierte Daniele Gatti das Orchester im November 2021 im Rahmen der "Salzburger Osterfestspiele im Herbst". Schon im kommenden Monat, im Juli, wird er wieder ein Symphoniekonzert der Dresdner Staatskapelle leiten. Die designierte Intendantin der Semperoper, Nora Schmid, erwartet, dass der Stardirigent maßgebliche Akzente in Oper und Konzert in Dresden sowie auf internationalen Podien setzen werde.
Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit ihm, das gemeinsame Planen und Entwickeln, denn wir sind schon seit längerer Zeit in einem inspirierenden Austausch.
Daniele Gatti wurde 1961 in Mailand geboren und ist derzeit Musikdirektor des Orchestra Mozart, Artistic Advisor des Mahler Chamber Orchestra und er ist Chefdirigent des Teatro del Maggio Musicale Fiorentino. Er war unter anderem Chefdirigent des Royal Concertgebouw Orchestra in Amsterdam, wo er 2018 nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung von Musikerinnen entlassen wurde. Daneben arbeitete er regelmäßig mit den Berliner Philharmonikern oder dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks zusammen. 2008 eröffnete er die Bayreuther Festspiele mit "Parsifal".
Der Vertrag des bisherigen Chefdirigenten Christian Thielemann endet im Juli 2024. Er war im Mai letzten Jahres nicht verlängert worden.
Sendung: "Leporello" am 21. Juni 2022, ab 16:05 Uhr, auf BR-KLASSIK
Kommentare (3)
Freitag, 24.Juni, 14:02 Uhr
Wilfried Schneider
THIELEMANNS NACHFOLGER STEHT FEST
Die Installierung des Herrn Gatti als Nachfolger Thielemanns beweist, dass das Geschwätz der Verwaltungs-Betriebswirtin Klepsch von "Semperoper 2030" und Erneuerung oder Weiterentwicklung derselben lediglich inhaltsleere Worthülsen darstellt. Es ging ihr offensichtlich nur darum, den Widerspruchsgeist Thielemann abzuschieben. Inwieweit die Staatskapelle dabei unter Druck gesetzt wurde, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben. Außer einem leider zu erwartenden Qualitätsverlust der Kapelle wird es keine Änderungen geben, wie auch! Sonderlich innovativ waren die Programme des Herrn Gatti noch nie. Wenn Frau Klepsch ihr Gerede ernst gemeint hätte, wäre wohl eine jüngere Dirigentin oder ein jüngerer Dirigent mit einer Affinität zu neuerer Musik die naheliegendste Lösung gewesen. Was lernt man aus der Affäre Thielemann? Wer Politiktreibenden widerspricht, fliegt raus. Für diese Damen und Herren zählt Wohlverhalten mehr als Können.
Donnerstag, 23.Juni, 12:27 Uhr
Günther
Rückschritte statt Fortschritt
Kein schlechter Dirigent, aber ohne Charisma und bei weitem nicht die Klasse von Thielemann
Mittwoch, 22.Juni, 16:34 Uhr
Augustin aus Dresden
Meines Erachtens eine tolle Wahl! Einer der wirklich besten Dirigenten einerseits, ein echter Musiker und kein unechter Politiker andererseits. Werde sicherlich wieder abonnieren.