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Zum Tod von Heinz Maria Lins 104 Jahre für den Gesang

Der Bariton Heinz Maria Lins ist am 27. Dezember 2020 im Alter von 104 Jahren in Innsbruck gestorben. Mit "Ich hab' mein Herz in Heidelberg verloren" oder als Domkapellmeister im "Schwarzwaldmädel" sang der gebürtige Münchner sich in die Herzen eines breiten Publikums.

Bildquelle: BR/Nadja Pfeiffer

Das Singen hielt ihn jung. Noch kurz vor seinem 100. Geburtstag war Heinz Maria Lins im BR-KLASSIK-Studio zu Gast und plauderte gut gelaunt über sein Leben auf der Bühne und seine Musik. In München fühlte er sich Zuhause. Hier kam er am 25. November 1916 zur Welt und wuchs in einer musikalischen Familie auf. Schon sehr früh erhielt er Klavier-, Geigen- und Klarinettenunterricht. Nach dem Abitur studierte er allerdings nicht Musik, sondern zunächst einige Semester Medizin: "Das kam mir während des Kriegs zu Gute. Ich wurde zur weiteren Ausbildung nach Garmisch-Partenkirchen geschickt, in ein Lazarett. Ich musste in Garmisch Schädel öffnen und Hirn wiegen, was sonst nur der Chirurg macht."

Beinahe als Verräter hingerichtet

Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Lins zum Tode durch Erschießen verurteilt. Er hatte seinem Bruder unter seiner Militärnummer einen Brief mit der Nachricht geschrieben: "Es dauert nicht mehr lange. Ich hab' gehört, die sind in Süditalien und fangen schon mit dem Frieden an." Der Brief wurde geöffnet, Lins galt als Verräter. Nur durch einen glücklichen Zufall kam er mit dem Leben davon.

Für monatlich 320 Mark bekam ich einen Vertrag. Das war damals eine große Sache!
Heinz Maria Lins

Heinz Maria Lins spielte den Domkapellmeister in der Operette "Schwarzwaldmädel" über 1.600 Mal. | Bildquelle: Privatarchiv Lins Nach dem Krieg entschloss sich Heinz Maria Lins, Gesang zu studieren. Um sein Studium bezahlen zu können, sang Lins in amerikanischen Nachtclubs. 1947 bekam er an der Münchner Opernbühne seinen ersten Vertrag als Bariton. "Für monatlich 320 Mark, das war damals eine große Sache!" Doch Heinz Rühmann, ein Freund der Familie, überredete Lins zur "Leichten Musik". Fortan sang Lins sowohl Schlager also auch Opernarien. Nach und nach wurden Berliner Schallplattenproduzenten auf den talentierten Sänger aufmerksam. "Was hab' ich da an Operetten aufgenommen. Mit guten Preisen, 1.500 Mark. Das war ein unerhörtes Geld!"

Paraderolle als Domkapellmeister

Mit zahlreichen Schallplatteneinspielungen und Rundfunksendungen wurde Lins bei einem breiten Publikum beliebt. Schon eine seiner ersten Aufnahmen wurde ein Hit: "Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren". Heinz Maria Lins stand auch später hinter der Einspielung: "Die sind sehr gut geworden vom Orchester. Das war ganz am Anfang, als ich Geld brauchte und dachte, ich sing halt so ein Ding". Auf der Musikbühne lag ihm besonders der Domkapellmeister Blasius Römer im "Schwarzwaldmädel", den Lins ungefähr 1.600 Mal spielte. "Ich habe ihn gern gesungen. Und ich bin viel mit ihm herumgereist."

Bei einer Vorstellung in Zürich lernte er seine Frau Angelika Wolff kennen. "Sie sprang ein als Malvine. Da hab ich ihr gesagt: 'Sie müssen an der Stelle das und das machen.' Woraufhin sie sagte: 'Ich weiß schon, was ich machen soll!' 'Ohoh', hab' ich mir gedacht, 'na mach, was du willst'. Aber es ging großartig und es ist bis heute eine Wucht. Da bin ich dem Herrgott dankbar dafür."

600 eigene Lieder

Heinz Maria Lins mit seiner Ehefrau Angelika Wolff. | Bildquelle: BR/Nadja Pfeiffer An die 900 Mal verwandelte Heinz Maria Lins sich in den "Fidelen Bauern", über 60 Mal in den Leopold im "Weißen Rössl" und rund 50 Mal in den "Lieben Augustin". In zahlreichen Filmen sang er "hinter der Leinwand" für Schauspieler wie Dieter Borsche oder Hans Clarin. Im Theater, darunter auch im Münchner Theater am Gärtnerplatz, gab er den René in "Madame Dubarry" und den Spielmeister Obolski in "Feuerwerk". Darüber hinaus hat Lins etwa 600 Lieder komponiert und getextet. Eine Platte widmete er ausschließlich dem Wienerlied.

Neid ist das schlimmste Wort auf der Welt!
Heinz Maria Lins

Eines konnte Heinz Maria Lins während seiner gesamten Karriere nie ertragen: "Neid. Es ist das schlimmste Wort auf der Welt! Aus dem Wort 'Neid' ist jeder Krieg entstanden, jede Nachbarschaftsfeindschaft. Die haben einen größeren Wagen, einen schöneren Baum. Die haben drei Kinder, wir nur zwei. Aufrüsten, damit wir haben, was die haben. Neid. Der Herrgott hat uns die Welt gegeben, und jetzt macht, was ihr verantworten könnt."

Sendung: "Allegro" am 30. Dezember 2020 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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