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Sergei Polunin, der "Bad Boy" der Tanz-Szene Kein Grund zur Entschuldigung?

Wegen einer Lobeshymne auf den russischen Präsidenten Putin und abfälliger Äußerungen über Homosexuelle und dicke Menschen machte Sergei Polunin, der "Bad Boy" der Tanz-Szene, zuletzt von sich reden. Seine provokanten Positionen stellte der 29-jährige Tänzer auf einer Konferenz in München nun nochmals klar - eine Entschuldigung solle und könne man von ihm aber nicht erwarten.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

"Ich kann und ich will nicht um Entschuldigung bitten, aber ich weiß, dass mich viele Leute falsch verstehen." So äußerte sich Sergei Polunin laut Süddeutscher Zeitung am 21. Januar auf der Konferenz "Digital, Life, Design" in München. Immer wieder hat der umstrittene Tänzer, der auch als Filmschauspieler tätig ist, durch sein Auftreten und seine Äußerungen provoziert. So hat er auf seinem mittlerweile deaktivierten Instagram-Account ein auf seine Brust tätowiertes Porträt von Putin präsentiert und dazu den Text gestellt: "Danke an Vladimir und jeden anderen, der für das Gute steht". Es sei nicht leicht, "gut zu sein und das Licht zu wählen". Der gebürtige Ukrainer hatte kürzlich die russische Staatsbürgerschaft angenommen.

In sozialen Netzwerken hatte er gefordert, übergewichtige Menschen "zu ohrfeigen", weil er deren "Faulheit" nicht akzeptieren könne. Auch über homosexuelle Kollegen hatte sich Polunin abfällig geäußert und diese als "unmännlich" bezeichnet. Dabei machte ihn ein Musikvideo von David LaChapelle, einem Vorreiter der homosexuellen Gleichberechtigung, einst zum Popstar der Tanz-Szene. Die Initialen von LaChapelle zieren als Tätowierung sogar Polunins Körper. Er sei durchaus nicht homophob und schätze die Arbeit schwuler Künstler prinzipiell, im klassischen Tanz fehle es derzeit aber an männlichen Vorbildern, die auch männlich tanzten.

Bayerische Staatsoper hält noch an Polunin fest

Bildquelle: picture-alliance/dpa Die Oper Paris hatte Sergei Polunin ursprünglich als Gast-Star in Peter Tschaikowskys populärem "Schwanensee"-Ballett besetzt, daraufhin nun aber hinausgeworfen. Die Bayerische Staatsoper hingegen hielt an ihm fest: In einer offiziellen Stellungnahme des Bayerischen Staatsballetts heißt es, zwar lehne die Compagnie "jegliche Form der Diskriminierung" ab und man müsse und könne nicht "alle Kommentare" von Künstlern "gut und richtig" heißen, doch gelte es, die "Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Positionen" persönlich, im Dialog und "ohne jede Skandalisierung, die Menschen lediglich in eine Ecke" dränge, weiterzuführen. Und natürlich wende sich das Bayerische Staatsballett strikt gegen bestimmte Äußerungen oder ein bestimmtes Weltbild. Intendant Nikolaus Bachler gibt allerdings auch zu bedenken:

Es gibt nur einen Grund, jemanden den Beruf zu verbieten oder den Vertrag zu brechen - wenn der mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch in Konflikt kommt. Das ist nicht der Fall.
Intendant Nikolaus Bachler

"Eiserne Prinzipien" des russischen Ballett-Chefs

Das Bayerische Staatsballett wird seit August 2016 vom russischen Choreographen Igor Zelensky geleitet, der wegen seiner konservativen Stück-Auswahl und seinen "eisernen Prinzipien" unter Ballett-Fans und Kritikern ebenfalls umstritten ist. Zelensky ließ sich dafür feiern, neben Polunin auch die russische Primaballerina Natalia Osipova nach München geholt zu haben. Ursprünglich wollte Zelensky neben dem Bayerischen Staatsballett parallel das Ballett des Stanislawsky und Nemirowitsch-Dantschenko-Musiktheaters in Moskau leiten, eine Aufgabe, die er dann aber doch abgab, um sich ganz auf München zu konzentrieren.