Es war das Ereignis des Jahres und für ihn der Durchbruch: die Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle. Sheku Kanneh-Mason spielte bei der königlichen Trauung Cello – und die halbe Welt hörte zu. Im Interview mit BR-KLASSIK verrät er, wie der Auftritt sein Leben verändert hat – und was das für seine Familie bedeutet. Am 11. November gibt Sheku Kanneh-Mason zusammen mit einer seiner Schwestern in München ein Konzert.
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Rund zwei Milliarden Menschen verfolgten im Mai 2018 die Trauung von Prinz Harry und Meghan Markle im Fernsehen – und hörten ihn spielen: Sheku Kanneh-Mason. Der junge Engländer war erst 19 Jahre alt, als Meghan Markle ihn persönlich anrief und fragte, ob er nicht Lust hätte, auf ihrer Hochzeit zu spielen. Eine Chance, die sein Leben verändern sollte.
Bildquelle: picture alliance / AP Images Während Sheku Kanneh-Mason mit seinem Cello in der St. George's Chapel in Windsor auftritt, sitzt seine Familie zuhause in Nottingham vor dem Fernseher. Sheku hat sechs Geschwister. Alle machen intensiv Musik – gelegentlich auch zusammen. Isata, die älteste von ihnen, erinnert sich an den Tag der königlichen Hochzeit: "Mein Vater hat viel gutes Essen gekauft für diesen Anlass. Wir waren alle sehr nervös, dass etwas schiefgehen würde – dass Sheku eine Saite reißt oder so. Aber als die Musik anfing, genossen wir sie einfach – wie alle anderen. Ich denke, wir waren tatsächlich im Schlafanzug, aber die ausgefallenen Snacks haben es dann zu einem besonderen Anlass gemacht!"
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Elgar - Cello Concerto - Sheku Kanneh-Mason [BBC Proms 2019]
Mein Hauptziel besteht darin, zu wissen, wie ich mich als Musiker entwickeln kann.
Sein Auftritt als Cellist auf der Royal Wedding hat Shekus Leben verändert. Er kann sich vor Anfragen kaum retten und tritt auch mit namhaften Orchestern auf. Sheku ist dankbar dafür, will den Fokus aber nicht verlieren: "Mein Hauptziel besteht darin, zu wissen, was ich mit der Musik anfangen kann und wie ich mich als Musiker entwickeln kann. Das wird sich auch nicht ändern." Er liebe es, Menschen um sich zu haben, der Austausch mit guten Lehrern sei ebenfalls wichtig. Und Sheku hat eine ganz klare Mission: "Natürlich möchte ich so vielen Menschen wie möglich Musik bringen – und zwar die beste Musik!" Und dabei beschränkt er sich nicht nur auf das "normale" Konzertpublikum.
Sheku ist froh, dass seine Eltern so viel in ihre musikalische Ausbildung investiert haben. Dafür mussten beispielsweise Reparaturen am Haus oft warten. "Einer der wichtigsten Gründe, warum ich Musiker werden wollte, war, die Klassische Musik live zu hören. Da ist für mich der erste Funke übergesprungen", erzählt Sheku. Heute setzt er sich dafür ein, dass auch Kinder Zugang zur Musik bekommen, denen es zuhause nicht ermöglicht wird. "Ich merke oft, wenn ich vor Kindern auftrete, die sonst nicht die Gelegenheit haben, in Konzerte zu gehen, dass sie so natürlich reagieren und die Musik sie inspiriert." Diese Inspiration, findet Sheku, sollte genährt werden – vielleicht sogar dadurch, dass die Kinder selbst Musikunterricht nehmen und so ermutigt werden, wie er selbst und seine Geschwister das erlebt haben: "Damit man diese wunderbare Musik in seinem Leben hat."
Für Sheku und seine Geschwister ist es völlig normal, dass sie seit frühester Kindheit mehrere Stunden am Tag üben. Klar, dass man sich da gegenseitig auch mal auf die Nerven geht. Und auch mit dem gemeinsamen Musizieren hat es am Anfang noch nicht so gut geklappt, erinnert sich Shekus Schwester Isata: "Als wir jünger waren, erinnere ich mich, dass ich mit Sheku und unserem anderen Bruder in einem Trio war. Und unsere Proben waren nicht sehr produktiv, weil sie nur rumgespielt haben und ich sie nur angeschrien habe." Geändert hat sich das, als sie älter wurden. "Jetzt streiten wir uns nicht in den Proben und nehmen es viel ernster", sagt Isata.
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Sheku Kanneh-Mason, Isata Kanneh-Mason - Holst: In the Bleak Midwinter - Arr. Kanneh-Mason
Heute spielt Sheku sehr gern mit seiner großen Schwester Isata. Sie begleitet ihn auch nach München, wo die beiden am 11. November im Prinzregententheater spielen werden. "Wenn es um Auftritte geht, geht es zwischen Isata und mir immer um Spontanität", sagt Sheku. "Das ist für mich die ideale Art zu performen." Das liege vor allem daran, dass sie einander vertrauten und wüssten, wie der andere spiele. "Das bedeutet nicht, dass man immer die gleichen musikalischen Ideen hat", erklärt Sheku. "Aber man ist bereit, auf alles zu reagieren, was passiert."
Auf das Konzert in München freut sich Sheku ganz besonders – vor allem wegen des Programms. "Die Rachmaninow-Sonate ist meine Lieblingssonate", verrät er. "Sie zeigt den Komponisten von seiner besten Seite." Rachmaninow habe dieses Stück in Amerika geschrieben. Parallelen sehen Sheku und Isata zu der Sonate von Samuel Barber, der den größten Teil seines Lebens in Amerika verbrachte. "Das Stück von Barber ist toll, auch wenn es nicht so oft aufgeführt wird. Es ist wunderbar und sehr farbenfroh." Außerdem spielt Sheku mit seiner Schwester Isata noch Werke von Beethoven und Lutosławski. "Das Programm hat eine Vielzahl von Stilen und Charakteren und ich freue mich darauf, es zu spielen", schwärmt der junge Cellist.
Montag, 11. November 2019, 20 Uhr
Prinzregententheater München
Sheku Kanneh-Mason, Cello
Isata Kanneh-Mason, Klavier
Beethoven: Zwölf Variationen für Violoncello und Klavier F-Dur op. 66
Lutosławski: "Grave" – Metamorphosen für Violoncello und Klavier
Barber: Sonate für Violoncello und Klavier op. 6
Rachmaninow: Sonate für Violoncello und Klavier g-moll op. 19
Sendung: Allegro, 8. November 2019 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK