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Zum Tod von Teresa Berganza Die dezente Primadonna

Als Mozart- und besonders als Rossini-Interpretin wurde Teresa Berganza weltweit gefeiert und gleichzeitig oft als die "größte Sängerin mit dem kleinsten Repertoire" bezeichnet. Nun ist die spanische Mezzosopranistin im Alter von 89 Jahren in der Nähe von Madrid verstorben.

Würdigung: Zum Tod der Opernsängerin Teresa Berganza

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Eine ihrer Paraderollen war die des Cherubino in Mozarts "Hochzeit des Figaro". Doch ganz im Gegensatz zum pubertär verwirrten Pagen Cherubino wusste die 1933 (nach einigen Quellen auch 1935) geborene Madrilenin immer ganz genau, was sie tat. Teresa Berganzas Stilempfinden war untrüglich, ihr Bewusstsein der eigenen Talente und Grenzen ebenso. "Mein Kopf sagte mir: Achtung – du hast ein Repertoire und das musst Du respektieren. Selbst wenn man Dir die 'Traviata' anbietet, darfst Du sie nicht singen. Ich musste so sein, um heute hier zu stehen." So Teresa Berganza in einem Interview 1999 – 42 Jahre nach ihrem Debüt als Dorabella beim Festival in Aix-en-Provence, und gerade im Begriff, sich langsam von der Bühne zu verabschieden.

Ich musste so sein, um heute hier zu stehen.
Teresa Berganza

Die größte Sängerin mit dem kleinsten Repertoire

Dass sie bisweilen als "größte Sängerin mit dem kleinsten Repertoire" bezeichnet wurde, konnte der spanischen Mezzosopranistin dabei egal sein. Ihre lange Karriere bei makelloser Stimme gab ihrem strikten Auswahlverfahren recht. Im Zentrum ihrer internationalen Opernlaufbahn stand neben Mozart besonders Rossini, denn Berganzas Mezzo entsprach mit seiner metallischen Tiefe, schlanken Höhe und enormen Beweglichkeit genau dem Fach des Koloratur- Alt, für das Rossini seine schönsten Partien schrieb – von der Rosina im "Barbiere di Siviglia" bis zur Angelina in der "Cenerentola". Zwischenzeitlich waren diese Rollen meist mit zwitschernden Koloratursopranen besetzt worden, bis Teresa Berganza wieder eine Vorstellung davon gab, wie Rossini-Primadonnen Anfang des 19. Jahrhunderts geklungen haben müssen.

Teresa Berganza in ihren größten Rollen

Von Kritikern hochgelobt

Teresa Berganza und Luigi Alva in "L'italiana in Algeri" | Bildquelle: © Decca "Perlenschnüre fallen aus ihrem Mund, so oft sie ihn aufmacht", schwärmte Kritiker und Intendant Ivan Nagel; Musikkritiker Karl Schumann schrieb ihrer Stimme "das Feuer eines dunklen Edelsteins und die quecksilbrige Beweglichkeit von Akteuren der Commedia dell’arte" zu. Und selbst Kritikerpapst Joachim Kaiser geriet angesichts ihres "hinreißenden Wohllautes" ganz untypisch ins Schwärmen. Ästhetik statt Athletik, intimer Affekt statt greller Effekt – so lautete das Credo der "dezenten Primadonna", die es nie nötig hatte, durch Skandale auf sich aufmerksam zu machen. Teresa Berganza war charakterstark, temperamentvoll, doch immer ladylike. Das blieb sie übrigens auch als Carmen, ihrem einzig gewagten Rollenexperiment. Beim Edinburgh Festival 1977 bewies sie unter Claudio Abbado, dass Bizets Frauenfigur kein lasziv die Röcke raffendes, vibratolastiges Vollweib sein muss. Teresa Berganza gab Carmen als spöttisch-kluge, stolze und unabhängige Frau, jenseits abgegriffener Erotik-Klischees.

Perlenschnüre fallen aus ihrem Mund, so oft sie ihn aufmacht.
Musikkritiker Ivan Nagel über Teresa Berganza

Passionierte Liedsängerin

Obwohl sich die Operntempel zwischen Mailand und New York um sie rissen, blieb Teresa Berganza immer dem geliebten Lied treu. In ihren Rezitals reichte der stilistische Bogen vom italienischen Barock über deutsche Romantik und französischen Impressionismus bis zum iberischen Liedgut. Und hier verfügte die raffinierte Botschafterin des Belcanto auch über herbere Facetten.

Sendungen: "Leporello" am 13. Mai 2022 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK. Außerdem erinnert BR-KLASSIK am 16. Mai um 19:05 Uhr in einer Sonderausgabe von "con passione" an Teresa Berganza.