Die Figuren seiner neuen "Lohengrin"-Inszenierung lässt Regisseur Hermann lustvoll und spielerisch in einer Fantasy-Welt agieren, inspiriert von der Erfolgs-Serie "Game of Thrones". Am 12. Mai hatte die Wagner-Oper Premiere am Staatstheater Nürnberg. BR-KLASSIK überträgt live und war vorab schon bei den Proben dabei.
Bildquelle: Staatstheater Nürnberg / Bettina Stöß
Der Kampf zwischen Heiden und Christen um die Herrscher in Brabant ist für Regisseur David Herrmann der zentrale Konflikt in Richard Wagners "Lohengrin". Ihm ist sehr wichtig herauszustellen, wer der Herrscher in Brabant ist. Denn da gibt es einmal die christliche Seite, die Lohengrin ins Rennen schickt, und zum anderen auch eine andere politische Seite: die Heiden rund um Ortrud und Telramund. "Im Grunde ist das ein großer Stellvertreterkrieg, unter dem Elsa und Lohengrin als Menschen extrem zu leiden haben. Ich verrate aber nicht, wer dann der neue Herrscher wird."
Wagners romantische Oper "Lohengrin" gilt als zentrales Werk, das von den Träumen und Illusionen, die Menschen haben, erzählt: Von Wünschen, Sehnsüchten und vom Scheitern. Das Herzogtum von Brabant steht ohne männlichen Thronfolger da und es brodelt ein erbitterter Erbstreit. Ortrud und Telramund gieren nach der Macht und wollen Elsa vernichten. Die Sehnsucht des Volkes nach einem mächtigen Retter ist groß. Der Schwanenritter Lohengrin ist von der Gralsburg ausgesandt, Elsa zu Hilfe zu eilen, verbietet ihr allerdings, nach seinem Namen zu fragen. Doch Elsa kann und will das nicht durchhalten.
Wotan, der im "Lohengrin" eigentlich keine Rolle spielt, kommt beim Neuenfels-Schüler David Hermann durch einen Kunstgriff ins Spiel: Er hat für Wotan und Parsifal (ebenfalls eine Fremdfigur in "Lohengrin") zwei stumm agierende Schauspieler eingebaut, die diese großen Prinzipien noch einmal verkörpern und verstärken sollen. Dadurch will er verdeutlichen, inwieweit beispielsweise auch Lohengrin durch das ihm auferlegte Schweigegelübde zur Marionette wird, was letztlich seine Menschwerdung verhindert.
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Die Figuren in heidnisch-germanischen Kostümen lässt Regisseur Hermann lustvoll und spielerisch in einer Fantasy-Welt agieren, inspiriert von der Erfolgs-Serie "Game of Thrones". Das Bühnenbild ist dabei eher ein abstrakter, sich wandelnder Gralsraum, der ganz viel kann, aber sich nicht materialisieren lässt.
Es ist ganz flüchtig und, ich glaube, tatsächlich auch ein Novum an Theatertechnik, was wir hier ausprobieren.
Generalmusikdirektorin Joana Mallwitz wird in Nürnberg die von Wagner selbst vorgeschlagene gekürzte Version der Gralserzählung dirigieren. Für sie ist die zentrale Aussage dieser Oper das Frageverbot. Das Scheitern ist vorprogrammiert und die Nervosität von Anbeginn auch in der Musik hörbar. "Lohengrin" sei ein Stück der Extreme, die nebeneinandergestellt werden.
Es muss immer fließen und strömen und unausweichlich auf das Drama am Ende zusteuern.
In der Titelpartie des Schwanenritters gastiert der frankokanadische Tenor Eric Laporte am Staatstheater Nürnberg. Die Rolle gehört bereits zu seinem Repertoire und für ihn ist besonders interessant, dass Lohengrin scheitert. Nur Held zu sein, wäre für Laporte sehr langweilig: "Diese Mischung von Macht und von Zerbrechlichkeit ist wirklich ein Stoff, von dem man nie genug bekommen kann."
Romantische Oper von Richard Wagner
Musikalische Leitung: Joana Mallwitz
Regie: David Hermann
Premiere: Sonntag, 12. Mai 2019 im Opernhaus Nürnberg
Live-Übertragung ab 16:30 Uhr auf BR-KLASSIK
Weitere Informationen zu Besetzung, Terminen und Tickets unter staatstheater-nuernberg.de
Sendung: Allegro am 9. Mai 2019 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK