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Philippe Jordan verlässt die Wiener Staatsoper "Irrweg Regietheater"

Philippe Jordan, der Musikdirektor der Wiener Staatsoper, will seinen 2025 endenden Vertrag am Haus nicht verlängern, wie er in einem Interview mit der österreichischen Tageszeitung "Kurier" bekannt gab. Als Grund für seine Entscheidung nannte der 47-Jährige seine ablehnende Haltung gegenüber dem modernen Regie-Theater. Die Staatsoper deutet andere Gründe an.

Der Dirigent Philippe Jordan im Oktober 2011, während einer PK im Wiener Rathaus. | Bildquelle: picture alliance / GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

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Philippe Jordan warnt vor dem langfristigen Niedergang des klassischen Musiktheaters. Er glaube, "dass unser Theater, was die Regie betrifft, seit langer Zeit einen fatalen Irrweg eingeschlagen hat". Das sagte der Schweizer Dirigent der österreichischen Zeitung "Kurier".

Das Publikum hat eine richtige Sehnsucht, einfach wieder einmal gutes Theater zu sehen und nicht nur irgendeine Fassung von Irgendjemandem über Irgendwas.
-Interview

Jordan will keine Bindung an ein bestimmtes Haus mehr

Zwar sei das kein Wiener Phänomen, sondern ein allgemeines Problem. Trotzdem wolle Jordan sein Engagement an der Staatsoper nicht über das Vertragsende 2025 hinaus verlängern. Darüberhinaus wolle er sich künftig auch an kein anderes Haus mehr binden.

Jordan kritisierte weiter: " Modernes Theater muss nicht notwendigerweise jedes Mal eine ästhetische Zumutung für das Publikum und sechs Wochen handwerklicher Dilettantismus für die Mitwirkenden sein". Der derzeitige Weg führe langfristig «auf Dauer zu einem unvermeidlichen Scheitern». Jordan forderte Regisseure auf, sich intensiver mit der Musik der von ihnen inszenierten Werke auseinanderzusetzen. Als positives Regie-Gegenbeispiel nannte Jordan etwa Barrie Kosky. Dessen Inszenierung von Wagners "Die Meistersinger von Nürnberg" leitete Jordan 2017 in Bayreuth.

"Andere Gründe" für Jordans Vertrag-Aus?

Von Seiten der Wiener Staatsoper kommt indes eine andere Darstellung der Entwicklung. Intendant Bogdan Roščić sagte gegenüber der APA (Austria Presse Agentur) zu Jordans Begründung für die Beendigung seines Vertrags: "Philippe Jordan und ich haben über meine Pläne zur Führung des Hauses nach 2025 schon im Sommer ausführlich gesprochen." Dabei seien inhaltliche Bedenken kein Thema gewesen. Und: Jordan habe seinen Vertrag gerne verlängern wollen. Und es sei Roščić "aus anderen Gründen" nicht möglich gewesen, den Vertrag zu verlängern. Jordans Aussagen weiter zu kommentieren "wäre nicht im Interesse der Staatsoper und auch nicht im Interesse von Philippe Jordan“, so der Staatsopern-Intendant.

Dieser Artikel wurde mit Material der Agenturen dpa und APA erstellt.

Sendung: "Allegro" am 04. Oktober ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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Freitag, 07.Oktober, 08:50 Uhr

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