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Erlebnis ARD-Musikwettbewerb - Viola Überragende Teilnehmer aus Asien

Wie soll eine Bratsche klingen? Die 40 Viola-Kandidaten können zwischen Violin- und Cello-Repertoire wählen. Der Trend unter den Bratschisten geht zum brillianten Geigen-Ton. Nicht leicht haben es im diesjährigen Wettbewerb die europäische Mitstreiter.

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Bildquelle: Bayerischer Rundfunk

Diyang Mei | Bildquelle: Daniel Delang Manche Teilnehmer entscheiden sich für Cello-Suiten von Bach, andere für Paganini-Capricen - eigentlich Bravour-Stücke für die Geige. Nicht jeder macht damit einen so guten Eindruck wie der 23-jährige Diyang Mei. Im Nu verbreitet sich unter den Bratschenfans das Geflüster von dem unglaublich virtuosen Chinesen mit der rötlich schimmernden Bratsche.

Kein europäischer Semifinalist

Die 19 verbliebenen Kandidaten, die die zweite Runde mit Sonatenrepertoire und Neuer Musik bestreiten, zeigen alle einen eigenständigen Bratschenklang zwischen dem der Violine und dem des Cellos. Einer der Europäer beeindruckt mich besonders: Der Ton des Russen Georgy Kovalev offenbart großartig die Klangfarbenmöglichkeiten seines Instrumentes, vor allem in der Viola-Sonate von Dmitrij Schostakowitsch. Die Jury überrascht mich dann mit ihrer Entscheidung für sechs Semifinalisten, die alle aus Asien stammen.

Klischees außer Kraft

Die Runde mit dem Münchner Kammerorchester im Prinzregententheater zeigt aber: Das Klischee vom asiatischen Instrumentalisten, der mit überragender Technik spielt, dafür weniger als die Europäer von Musik versteht, hält der Realität im Wettbewerb nicht stand. Die jungen Musiker im Wettbewerb sind vieleicht in Asien geboren, leben aber heute in Europa und Amerika, studieren dort seit langem. Außerdem kommen sie aus vier verschiedenen asiatischen Ländern, die von ganz unterschiedlichen Kulturen geprägt sind: Taiwan, Südkorea, China, Japan.

Takehiro Konoe | Bildquelle: Daniel Delang Da ist zum Beispiel Takehiro Konoe. Zwanzig jahre ist er alt, poppig blond sind seine Haare gefärbt, nur an den Rändern sieht man, dass sie eigentlich schwarz sind. Das passt zu der bunten Metropole Amsterdam, wo der Sohn japanischer Einwanderer lebt. Er ist beim Wettbewerb mächtig nervös. Schon nach der ersten Runde erzählt er mir, er sei nicht gut gewesen, er werde den Wettbewerb abbrechen. Vor seinem zweiten Durchgang ermutigt ihn die Chinesin Ziju Shen, die später den U21-Sonderpreis von SWEET SPOT erhalten wird, durchzuhalten. Sie selber scheidet aus, er kommt weiter. Vor dem Semifinale erzählt er mir, das wäre jetzt die Runde, auf die er sich am wenigsten vorbereitet habe. Am Ende erreicht er das Finale.

Finale zwischen Japan und China

Ebenso kommt der 25-jährige Yucheng Shi aus Shanghai ins Finale. Er ist bei der Vorbereitung zu den Vorspielen scheinbar ganz cool. Anders als Konoe, probiert er im Einspielraum nicht noch an jedem Triller herum. Vielmehr entspannt er sich am Klavier mit Jazzstandards wie "Autumn Leaves".

Aber einer ist einfach unschlagbar und hat alle Runden mit Bravour hinter sich gebracht: Diyang Mei, der 24-jährige Chinese mit der rötlichen Bratsche. Ein Musiker, der mit klugem Kalkül vorgeht und in der letzten Runde das Konzert von Béla Bartók zusammen mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks überragend interpretiert. Der Erste Preis sei für die Jury eindeutig gewesen, erklärt mir der Juryvorsitzende Thomas Riebl nach der Preisvergabe. Er hätte es sich aber auch gewünscht, dass wenigstens ein Europäer es über die zweite Runde hinaus geschafft hätte.

Programmtipp

Die Preisträger des ARD-Musikwettbewerb hören Sie in Konzerten am 19.20. und 21. September. BR-KLASSIK überträgt live im Radio und als Videostream unter brklassik.de.