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Diesmal ist alles anders bei der 126. Ausgabe der Londoner "Last Night of the Proms" - nicht nur wegen Corona. Denn das Event ist wegen der nationalistischen Texte der patriotischen Hymnen, die traditionell zum Abschluss der Last Night gesungen werden, in die politische Diskussion geraten. In der aufflammenden Rassismus-Debatte und angesichts der Kolonialvergangenheit Großbritanniens erscheinen vielen Zeitgensossen Songs wie "Land of Hope and Glory" und "Rule, Britannia!" anachronistisch. Daraufhin entschied man, die Lieder nur in Instrumentalversionen zu präsentieren, auch weil sich Auftritte von Chören derzeit verbieten. Nach harscher Kritik der konservativen Regierung fand die BBC jetzt zu einem salomonischen Kompromiss: Die finalen Hits sollen nun doch gesungen werden, allerdings nur von einzelnen Mitgliedern der BBC Singers.
Traditionell eröffnet und beschließt das BBC Symphony Orchestra die Proms-Sommerkonzerte, diesmal steht die Erste Gastdirigentin Dalia Stasevska am Pult, die damit ihr Debüt bei der Last Night gibt. Die junge Musikerin stammt aus Kiew, lebt aber in Finnland, hat dort die berühmte finnische Dirigentenschule durchlaufen und wird 2021 Chefdirigentin beim Symphonieorchester von Lahti. Zwei weitere Stars ergänzen das Frauen-Trio: die schottische Geigerin Nicola Benedetti und die südafrikanische Sopranistin Golda Schultz. Zum Abschluss der Festspielzeit 2020 überträgt BR-Klassik das Finale der BBC Proms wieder live aus London - diesmal aus der leeren Royal Albert Hall.