Bildquelle: Julian Hargreaves
Mit schöner Regelmäßigkeit gastiert der 45-jährige Dirigent Daniel Harding beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, immer mit spannenden Programmen. Diesmal kombiniert Harding zeitgenössische Musik aus seiner britischen Heimat mit dem Mirakel von Schuberts "Unvollendeter". Mit seinen progressiven Zügen passt das grandiose Fragment, das neben Ländlerseligkeit vor allem die Schattenseiten der menschlichen Existenz spiegelt, gut zur Gebrochenheit des 20. und 21. Jahrhunderts. Immer auf der Suche nach neuen Tönen ist der schwedische Meistertrompeter Håkan Hardenberger. Zum Symphonieorchester kehrt er mit "Endless Parade" von Harrison Birtwistle zurück - das in allen Farben glitzernde Bravourstück hat Hardenberger 1987 mit dem Zürcher Collegium Musicum unter Paul Sacher uraufgeführt. Von einer Karnevalsprozession inspiriert, reicht Birtwistles Spektrum von fahl irrlichternden bis zu angejazzt pulsierenden Klängen. Ähnlich klangsinnlich gibt sich der englische Starkomponist Thomas Adès in seinen "Three Studies from Couperin", deren Uraufführung er 2006 beim Kammerorchester Basel selbst geleitet hat. Drei Sätzen aus diversen Cembalo-Suiten des französischen Hofkomponisten hat Adès mit einem Augenzwinkern ein neues Klanggewand verpasst, indem er die barocken Originale raffiniert überschrieben hat. Diese mal galanten, mal verspielten, mal schmerzlichen "Couperin-Studien" wirkten "wie glitzernde Fragmente aus farbigem Glas", urteilte die Financial Times.