Bildquelle: Internationale Gustav Mahler Gesellschaft Wien
Thema der Woche:
Adagio - Von der Schönheit der Langsamkeit
In der Ruhe liegt die Kraft, in der Langsamkeit die Schönheit. Im Blick auf die Musik gilt dies für zahllose Adagio-Sätze vom Barock bis zur Romantik und darüber hinaus. Das Adagio ist auch das Thema der Woche in der Mittagsmusik dieser Tage. Unter der Überschrift "Adagio - Von der Schönheit der Langsamkeit " präsentieren wir Ihnen jeden Tag ein Highlight in der Kunst des Adagio-Komponierens. Das "Adagio-Schöne" hat man diese atmosphärischen, ausdrucksvollen, gefühlsgeladenen Sätze genannt; sie laden ein zum Träumen und Schwelgen, zum Sich-Versenken und Dahinschmelzen. Natürlich gibt es eigenständige Adagios, doch liegt der angestammte Platz des langsamen Satzes seit der Wiener Klassik und deren Umkreis im Mittelfeld der Satzfolge von Sonate und Symphonie, Streichquartett und Solokonzert. Dort bildet er den Ruhepol zwischen den aktions- und temporeichen Satztypen - zwischen dem Kopfsatz und dem Scherzo oder zwischen dem Scherzo und dem Finale. Unser letztes Beispiel für das "Adagio-Schöne" ist ein langsamer Satz zwischen einem gigantischen Scherzo und einem gigantischen Finale. Allerdings trägt er als Überschrift nicht das Wort "Adagio", sondern dessen Verkleinerungsform - das "kleine" Adagio, kurz: das Adagietto.
Gustav Mahler - Adagietto
Seit der Visconti-Film "Tod in Venedig" Anfang der 1970er Jahre die Kinos eroberte, schmilzt die ganze Welt dahin, wenn es erklingt. In der Verfilmung von Thomas Manns gleichnamiger Erzählung über Liebe und Sehnsucht, Melancholie und Tod in der Lagunenstadt dient es als nahezu allgegenwärtige Begleit- oder Hintergrundmusik: das Adagietto aus Gustav Mahlers Fünfter Symphonie. Bis heute ist es Mahlers populärstes Stück, und dabei wurde es zum Inbegriff einer sehnsuchtstrunkenen, traumverlorenen und stimmungsvollen Ausdrucks- und Liebesmusik.
Liebeserklärung
In der Tat war das Adagietto ursprünglich auch als musikalische Liebeserklärung gedacht. Die Entstehung der Fünften Symphonie in den Jahren 1901 und 1902 fällt in die Zeit von Mahlers Verlobung und Heirat mit der fast zwanzig Jahre jüngeren Alma Schindler. Mahler sandte ihr das Manuskript des Adagiettos, wobei er der Stimme der Ersten Violinen zu Beginn Worte unterlegte:
"Wie ich Dich liebe, Du meine Sonne,
Ich kann mit Worten Dir's nicht sagen.
Nur meine Sehnsucht kann ich Dir klagen
Und meine Liebe, meine Wonne!"
Mit Streichern und Harfe
Im Kontext der riesig dimensionierten, über eine Stunde dauernden Fünften Symphonie vertritt das relativ kurze Adagietto den langsamen Satz (zwischen dem langen Scherzo und dem noch längeren Finale). Mahler reduzierte dafür das ansonsten groß besetzte Orchester auf eine Harfe und die Streicher. Die Harfe spielt durchwegs gebrochene Akkorde, von zarten Klangtupfern bis zu rauschenden Arpeggios, die Streicher entfalten ihr gesamtes expressives und klangfarbliches Potential. Ausgehend von dem berühmten Eröffnungsthema mit dem dreitönigen Auftakt, der in einen klangsinnlichen Septakkord mündet - davon ausgehend entwickelt sich die Musik in mehreren Wellen der Spannung und Entspannung. Momente, in denen die Zeit still zu stehen scheint, wechseln mit sehnsuchtsvoll drängenden und fordernden Passagen. Am Ende verrauscht alles im kraftvollen, vielfach aufgefächerten Streichersatz und volltönenden Harfenakkorden.
Uhrzeit | Werk/Titel | Komponist/Interpret |
---|---|---|
12:10 | aus: Gräfin Mariza | Emmerich Kalman (1882-1953) / Beczala; RPO; Borowicz |
12:16 | Ungarischer Tanz Nr. 6 Des-Dur für Klavier zu vier Händen | Johannes Brahms (1833-1897) / Alfons Kontarsky; Alois Kontarsky |
12:20 | Cicerenella | N. N. / Neapolis Ensemble |
12:26 | 4, Satz aus: Sinfonie Nr. 5 cis-Moll | Gustav Mahler (1860-1911) / Berliner Philharmoniker; Herbert von Karajan |
12:39 | aus: Musique pour faire plaisir | Jean Francaix (1912-1997) / Bläserensemble Mainz; Klaus Rainer Schöll |
12:42 | aus: Il pittor parigino | Domenico Cimarosa (1749-1801) / Kincses; Klietmann; Salieri-Kammerorchester; Pal |
12:53 | Galavant | Frederic Curzon (1899-1973) / Slowakisches RSO; Leaper |
12:53 | Blumenwalzer aus: Nußknacker-Suite, op. 71a | Peter Tschaikowsky (1840-1893) / Chicago SO; Claudio Abbado |
13:05 | Fang's fröhlich an | Kurt Herrlinger (1918-2003) / Salonorchester Cölln |
13:08 | Parlami d'amore, Mariù | Cesare Andrea Bixio (1896-1978) / Jonas Kaufmann |
13:14 | Scherzando für Sinfonieorchester Nr. 5 E-Dur, Hob II:37 | Joseph Haydn (1732-1809) / Haydn-Ensemble Berlin |
13:22 | Die Schlittschuhläufer. Walzer, op. 183 | Émile Waldteufel (1837-1915) / Münchner RO; Franz Bauer-Theussl |
13:32 | aus: Il prigioniero fortunato | Alessandro Scarlatti (1660-1725) / Simone Kermes; Le Musiche Nove; Claudio Osele |
13:34 | Alexander's Ragtime Band | Irving Berlin (1888-1989) / Travelin'Light |
13:40 | Dorfmusikanten-Sextett | Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) / The English Concert; Andrew Manze |
13:45 | "Wolferl, it's wonderful!", HV op. 51a | George Gershwin (1898-1937) / Opera Swing Quartet |
13:48 | What a wonderful world | George David Weiss (1921-2010) / Terfel; Mormon Tabernacle Choir; Orchestra at Temple Square; Wilberg |
13:49 | Seid umschlungen, Millionen!. Walzer, op. 443 | Johann Strauß (1825-1899) / Berliner Philharmoniker; Harnoncourt |