Bildquelle: SF / Monika Rittershaus
Es ist eine Geschichte, in der alles schiefläuft. Aufbegehren und Entkommen? Unmöglich. Es gibt keinen Ausweg - weder für die Titelfigur noch ihre gesellschaftliche Umgebung. Katja träumt. Sie sehnt sich nach einem anderen Leben, durchleidet innere Konflikte, bevor sie sich mit dem heimlich Geliebten trifft. Ihr Ehemann ist Alkoholiker, die Schwiegermutter eine Despotin. Ihre Liebschaft begreift Katja jedoch als Sünde, beichtet sie öffentlich und geht schließlich in den Tod - in die Wolga. Als Vorlage für "Kátja Kabanová" diente Leos Janáček das russische Drama "Gewitter" von Alexander Ostrowski. Der Regisseur Barrie Kosky hat sich in seiner Salzburger Neuproduktion auf eine detaillierte Personenregie konzentriert. Dass dieser Ansatz auf der riesigen Bühne der Felsenreitschule funktionieren konnte, ist vor allem den phänomenalen Sängerdarstellerinnen und -darstellern rund um die großartige Corinne Winters in der Titelpartie zu verdanken. Dirigent Jakub Hrůša ließ allen Beteiligten Freiraum zur differenzierten und individuellen Entfaltung und gab dabei dennoch nie die Zügel aus der Hand. Die Balance zwischen romantisch anmutenden Kantilenen und energisch-kühnen Rhythmen gelang grandios. "Kátja Kabanová" ist in dieser Lesart mehr als ein Familiendrama irgendwo in einem Dorf Osteuropas. Familie wird als archaische Daseinsform skizziert, die mit uns heute zu tun hat - egal wo wir leben. Prägend ist der gesellschaftliche Rahmen.