Bildquelle: Irène Zandel
"Ohne Zweifel stehe ich erst am Anfang einer Entwicklung, deren Ufer ich noch nicht absehen kann. Ich möchte mich aber auf eines verlassen können: Dass ich keine Musik schreiben werde, die mich von dem entfernt, was mir als Wurzel unserer Kultur bis heute innewohnt." Das hat die südkoreanische Komponistin Younghi Pagh-Paan vor vierzig Jahren als ihr Credo erkannt. Und daran hat sich die mittlerweile 77-Jährige bis heute gehalten, wie auch ihre neues Stück "Die Blüte - Wurzelwerk" für Klavier und Ensemble zeigt - der Auftrag des Münchener Kammerorchesters bestand ausdrücklich in dem Wunsch nach einer Komposition, die ohne Dirigentin oder Dirigent realisiert werden kann. Dass mit dem 1982 in Seoul geborenen, in Boston und bei Karl-Heinz Kämmerling in Hannover ausgebildeten Pianisten William Youn ein Landsmann von Pagh-Paan den Solopart in dieser Uraufführung übernahm, ist mehr als ein schöner Zufall. Zusammen mit dem von Konzertmeisterin Yuki Kasai geleiteten Münchener Kammerorchester brillierte Youn noch in dem heiter-verspielten Konzert-Rondo KV 382 von Mozart, bevor das Ensemble zum Schluss die ebenfalls in D-Dur stehende Dritte Sinfonie von Schubert spielte. Hörbar hat sich Schubert in seinen frühen Symphonien an den Wiener Klassikern orientiert - wie ein Wibelwind fegt das melodische Talent des 18-Jährigen durch die Partitur. In ganz andere, suggestive Klangwelten führte Kasai ihr Kollektiv zu Beginn des Konzerts: Gegen gesellschaftliche Zwänge rebellierte der frühverstorbene homosexuelle Afroamerikaner Julius Eastman auch in seiner Komposition "Buddha" - aus der Reduktion entsteht hier die titelgebende Meditation.