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Mittwoch, 19.04.2023

20:05 bis 22:00 Uhr

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Herkulessaal innen | Bildquelle: Bayerische Schlösserverwaltung

Bildquelle: Bayerische Schlösserverwaltung

BR-KLASSIK - Konzertabend

Der wilde Sound der 20er

Symphonisches, Oratorium oder Kammermusik am Abend - von Montag bis Freitag um 20.05 Uhr auf BR-KLASSIK

"Der wilde Sound der 20er" - wie kaum ein anderes Werk dieser Zeit steht Béla Bartóks Tanzpantomime "Der wunderbare Mandarin" mit ihren "Sacre"-nahen, stampfenden Rhythmen, ihren schrillen Akkorden und jaulenden Glissandi für einen barbarisch rohen, aber auch erotisch aufgeladenen Expressionismus. Die avantgardistischen Züge der Partitur hat Pierre Boulez mit schneidender Schärfe in seiner Referenzaufnahme mit dem Chicago Symphony Orchestra herausgemeißelt. Mit geradezu handgreiflichen Klängen dramatisierte Bartók die Story, die im Zuhälter-Mileu spielt und um einen chinesischen Würdenträger, eben den wundersamen Mandarin kreist. Diese mythische Figur trifft als Freier auf ein furchtsames Mädchen, das ihm schließlich seine Zuneigung schenkt, so dass der Mandarin Erlösung findet und sterben kann. Die Kölner Uraufführung 1926 geriet zum Theaterskandal, wegen des angeblich unmoralischen Sujets verbot der damalige Oberbürgermeister Konrad Adenauer daraufhin weitere Aufführungen - ein legendärer Akt der Zensur. Vokalisen eines unsichtbaren Chores gibt es auch am Ende von "The Planets", dem One-Hit-Wonder des Briten Gustav Holst. Damit verklingt seine siebenteilige Suite planetarischer Tonbilder im All, die komplett erst 1920 in London zur Uraufführung kam. Der alles niederwälzende Kriegsgott Mars sorgt für einen verstörend realitätsnahen Beginn, während der überschwängliche Jubel des Göttervaters Jupiter zum populärsten Teil von Holsts "Planets" wurde. Zu hören ist der Zyklus in einem Konzertmitschnitt mit Daniel Harding und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, der gerade beim hauseigenen Label BR-KLASSIK auf CD erschienen ist. Dazwischen spielt Hilary Hahn das mit lyrischer Kantabilität, kühler Eleganz und funkelnder Virtuosität lockende erste Violinkonzert von Sergej Prokofjew, das noch in Sankt Petersburg entstanden war, aber erst 1923 im Pariser Exil herauskam.

Béla Bartók: "Der wunderbare Mandarin", Suite (Chicago Symphony Chorus; Chicago Symphony Orchestra: Pierre Boulez); Sergej Prokofjew: Violinkonzert Nr. 1 D-Dur (Hilary Hahn, Violine; Orchestre Philharmonique de Radio France: Mikko Franck; Gustav Holst: "Die Planeten", op. 3 (Frauenchor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks: Daniel Harding)

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