Bildquelle: picture alliance/akg-images
Er polarisierte wie kein zweiter die deutsche Musikwelt in den 1920er und frühen 1930er Jahren. An Paul Hindemith schieden sich die Geister - die einen bewunderten ihn für seine unbekümmerte Respektlosigkeit, die anderen glaubten hehre Kulturwerte gegen ihn verteidigen zu müssen. An der Wandlung seines Bildes in der deutschen Öffentlichkeit lässt sich die Entwicklung vom weltoffenen Pluralismus der Weimarer Republik zum diktatorisch verordneten "Volksempfinden" der Nationalsozialisten wie an einem Barometer ablesen. Doch auch Hindemith selbst machte im Lauf seines Lebens eine Metamorphose durch - so tiefgreifend, dass er im Alter von seinem frühen Schaffen nichts mehr wissen wollte. Wir aber schon: Heute geht es um den jungen Hindemith, der sich als Enfant terrible, Bürgerschreck und Bilderstürmer gefiel. Um Opern mit tanzenden Eunuchen ("Das Nusch-Nuschi"), psychopathischen Serienmördern ("Cardillac") und nackten Damen in der Badewanne ("Neues vom Tage"). Der Opernabend am kommenden Samstag ist dann einem Mitschnitt von Hindemiths "Cardillac" aus der Wiener Staatsoper gewidmet und am Montag, 1. Mai 2023, beleuchtet Alexandra Maria Dielitz im zweiten Teil ihres Hindemith-Specials die späten Opern "Mathis der Maler" und "Die Harmonie der Welt".