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Sonntag, 21.05.2023

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Die italienische Stadt Neapel bei Sonnenuntergang | Bildquelle: picture alliance / Bildagentur-online/Tetra

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BR-KLASSIK - Musik der Welt

Canzone di Napoli

Fremde Länder, fremde Klänge in Features, Reportagen und Interviews. Ein internationales Autoren-Team präsentiert Musik rund um den Globus, vom Porträt bis zum Konzertmitschnitt.

Einige sind zu Weltruhm gelangt, andere blieben in den Straßen, Gassen und Osterias stecken und die Menschen haben sich daran satt gesungen. Der große Tenor Enrico Caruso machte sie Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts berühmt, weil er sie auf die Bühnen der Welt brachte. Neapels Lieder, Canzonen und Canzonetten - in alten Filmen tauchen sie manchmal noch auf und erinnern an ein Italien, das es so nicht mehr gibt. Auch die neapolitanische Mandolinenkultur ist Vergangenheit. Oder doch nicht? Caruso sang die Lieder Neapels in den Opernhäusern von New York bis Mailand als Zugabe. Andere große Tenöre taten es ihm gleich, bis heute. Schon im 19. Jahrhundert erweiterten italienische Komponisten das Genre des neapolitanischen Liedes, das im Ursprung eigentlich ein Volkslied war. "O sole mio", das berühmteste Lied Neapels, stammt angeblich aus Odessa und wird heute auf der ganzen Welt geschmettert. Dabei sollten Lieder wie "O sole mio" oder "Santa Lucia" eigentlich innig, leise und mit intensivem Schmelz gesungen werden, und nicht mit großer Stimme. Das meint zumindest der neapolitanische Tenor Carmine Natale. Und wenn man sein "Addio a Napoli" hört, dann mag man ihm gern glauben. Ein Interpretationsstreit also im Genre des neapolitanischen Liedes? Wie singt man es historisch richtig? Laut oder leise, mit Schmelz oder lieber authentisch innig mit Hauch auf der Stimme? Die israelische Popsängerin Noa legte 2011 ihre Interpretation vor, sie singt bekannte und unbekannte Gassenreißer Neapels im Dialekt, mit Streichquartett, Gitarre und einem leichten hebräischem Akzent. Die Lieder Neapels, sie wurden mit Mandoline gespielt, zur Gitarre geschluchzt, im klassischen Stil veredelt, als Popschnulze verkauft und als Zugaben veredelt. Was macht sie so unvergleichlich?

Neapel, Noapolis und Neapolissimo
Von Friederike Haupt

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