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KlickKlack

Das Musikmagazin mit Sol Gabetta und Martin Grubinger

KlickKlack am 27. Juli 2022 Mit Salzburger Buhlschaft und Jess Gillam

Martin Grubinger kann die KlickKlack-Zuschauer*innen diesmal nicht persönlich begrüßen - er ist kurzfristig erkrankt. Trotzdem können Sie ihn im Bericht über sein Konzert in der Münchner Isarphilharmonie erleben. Außerdem in der Sendung: Die Schauspielerin Verena Altenberger, die in der diesjährigen „Jedermann“-Inszenierung bei den Salzburger Festspielen die Buhlschaft spielt, und die Saxophonistin Jess Gillam.

Verena Altenberger, die „Buhlschaft“ im JEDERMANN in Salzburg, während des KlickKlack-Interviews. | Bildquelle: BR

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Verena Altenberger spielt die Buhlschaft in Salzburg

Seit 1920 ist "Jedermann" fester Bestandteil der Salzburger Festspiele. Vor der einzigartigen Kulisse des Salzburger Doms wird das "Spiel vom Sterben des reichen Mannes" jedes Jahr aufgeführt. Und jedes Mal, wenn Hugo von Hofmannsthals Klassiker neu inszeniert wird, gibt es eine große Aufregung um die Frage, wer – neben der männlichen Titelrolle – die Rolle der Buhlschaft übernimmt. Seit 2021, also heuer zum zweiten Mal, ist die österreichische Schauspielerin Verena Altenberger die Auserwählte. Sie spielt die Geliebte des Titelhelden, die sich standhaft weigert, an der Seite des reichen Mannes aus dem Leben zu scheiden.

Jemandem zu sagen: Ich sterbe, und ich will deshalb, dass du auch stirbst – das ist ja nicht Liebe.
Verena Altenberger

Verena Altenberger als Buhlschaft und Lars Eidinger als Jedermann. | Bildquelle: BR Verena Altenberger und Lars Eidinger in "Jedermann" in Salzburg | Bildquelle: BR Ihren schauspielerischen Durchbruch feierte Verena Altenberger 2017 in Adrian Goigingers Spielfilm "Die beste aller Welten" – in der Rolle einer Heroinabhängigen. Für diesen Film wurde sie beim Grazer Filmfestival Diagonale als beste Schauspielerin ausgezeichnet. Von da an nahm die Karriere Fahrt auf. Seit drei Jahren ermittelt Verena Altenberger im BR-Polizeiruf als Polizeioberkommissarin Elisabeth Eyckhoff. Auf dem Salzburger Domplatz steht sie mit Lars Eidinger als Jedermann auf der Bühne. Diese Rolle birgt besondere Herausforderungen, erzählt die Schauspielerin: "Die Buhlschaft ist eine beladene Rolle. Man weiß viel darüber." Und außerdem gelte sie vom Frauenbild her nicht gerade als zeitgemäß. Deswegen hat Verena Altenberger sich viele Gedanken im Vorfeld gemacht: "Wie zeigt man eine zeitgemäße Buhlschaft? Wie zeigt man Emanzipation? Wie zeigt man Stolz und Selbstwert? Das war mir wichtig."

Es fühlt sich an wie ein Familientreffen.
Lars Eidinger über sein zweites Jahr der Jedermann-Inszenierung in Salzburg

Im Premierenjahr 2021 ließ sich Verena Altenberger für die Rolle einer Krebskranken – noch vor "Jedermann" - eine Glatze rasieren. Weil die Buhlschaft traditionell lange Haare trägt, musste die Schauspielerin sich die Rasur von den Salzburger Festspielen genehmigen lassen. Und so ist sie nun die erste Buhlschaft in der Festspielgeschichte, die eine Kurzhaarfrisur trägt. Das passt sehr gut zu der Rolle, meint Verena Altenberger: "Buhlschaft ist eine Frau, die ihre Grenzen setzt. Sie sagt einfach: bis hierher und nicht weiter. So viel dazu, ob sie emanzipiert ist oder nicht. Ich glaube, sie war das schon immer."

Die Saxophonistin Jess Gillam

Mit acht Jahren hat Jess Gillam zum ersten Mal ein Saxophon ausprobiert – in einem brasilianischen Samba-Zentrum in der Nähe ihrer britischen Heimatstadt Ulverston: "Ich habe mich sofort in den Klang verliebt. Und ab dem Moment habe ich weitergemacht." Die Liebe war von Anfang an groß: die schlimmste Strafe für die kleine Jess war, wenn ihre Eltern ihr das Saxophonüben verbaten. "Meine Eltern haben es einfach auf den Kühlschrank gelegt und ich kam nicht ran, wenn ich mal etwas angestellt hatte."

Mein größter Wunsch ist es, den Menschen mit meiner Musik Freude zu schenken. Und jeden Tag ein bisschen besser zu werden.
Jess Gillam

Die britische Saxophonistin Jess Gillam während des KlickKlack-Interviews. | Bildquelle: BR Die Saxophonistin Jess Gillam | Bildquelle: BR Mit 17 Jahren hatte Jess Gillam bereits so einen vollen Konzertkalender, dass sie die Schule verließ, um sich ganz der Musik zu widmen. 2016 erregte sie dann internationale Aufmerksamkeit, als sie als erste Saxophonistin das Holzbläser-Finale des BBC Young Musician of the Year gewann. Im Folgejahr gab sie ihr Debüt bei den BBC Proms. "Ich hatte solche Angst und war so nervös", erzählt uns Jess. "Denn ich wusste genau, was es bedeutet, dort aufzutreten. Und ich wollte mein Bestes geben." Inzwischen erobert die 24-Jährige die Herzen nicht nur auf der Konzertbühne: Als jüngste Moderatorin des Programms ist sie wöchentlich in ihrer Radiosendung und dem Podcast "This Classical Life" bei BBC Radio 3 zu hören. Mit dieser Sendung will Jess Menschen für Musik begeistern. Das liebe sie sehr, sagt Gillam: "Es ist ein ganz anderer Weg, zu kommunizieren und Menschen zu erreichen. Es ist eine andere Art, Geschichten und Emotionen zu teilen."

Martin Grubinger in der Münchner Isarphilharmonie

Im Juli gastierte Martin Grubinger zusammen mit seinem Percussive Planet Ensemble in der Münchner Isarphilharmonie und feierte mit seiner großen Konzertshow "The Percussion Summit 2022" ein wahres Schlagzeug-Fest. Ein Programm-Highlight war die 30-minütige "John Williams Special Edition" mit Martin Grubinger als Solist. "Star Wars", "Catch me if you can", "Superman", "Schindlers Liste" oder "Harry Potter" - Martins Vater hat mit diesem Werk einige bekannte Filmmusik-Themen des großen Hollywood-Musikers John Williams bearbeitet und zu einem kurzweiligen Arrangement vereint - auch als Samba-, Tango-, Funk-, Rock- oder Jazz-Versionen. Grubinger senior dirigierte auch selbst das Ensemble aus Trompeten, Posaunen, Saxophon und vielfältigen Schlaginstrumenten.

Es ist toll, Martin Grubinger beim Spielen zuzuschauen. Er ist wie ein Magier.
John Williams

Martin Grubinger probt mit dem Percusssive Planet Ensemble in der Isarphilharmonie. | Bildquelle: BR Martin Grubinger in der Münchner Isarphilharmonie | Bildquelle: BR Zu dem weltberühmten Filmmusik-Komponisten hat Martin Grubinger eine besondere Verbindung: Als die Aufnahme der Musik zu Steven Spielbergs "Catch Me if You Can" anstand, wollte John Williams "den besten Vibraphon-Spieler der Welt" dafür gewinnen – und rief Martin Grubinger an. Als Martins Telefon klingelte, war er gerade mit seiner Familie im Urlaub. Aber natürlich sagt man einem John Williams nicht ab, und so flog der Percussionist kurzentschlossen nach L.A. Im August wird Martin Grubinger wieder bei der Filmmusik-Legende zu Gast sein – und die "John Williams Special Edition" in L.A. spielen.

Sendung: "KlickKlack" am 27. Juli 2022 um 00:00 Uhr im BR Fernsehen

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