KlickKlack
Das Musikmagazin mit Sol Gabetta und Martin Grubinger
Sol Gabetta begrüßt die Zuschauerinnen und Zuschauer aus Amsterdam. Hier spielte sie mit dem Concertgebouw-Orchester unter der Leitung von Klaus Mäkelä. Und weil sie so begeistert war, geht sie dem Geheimnis dieses Weltklasseorchesters nach und stellt das unglaubliche Concertgebouw mit seiner legendären Akustik und Architektur vor.
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Seit 1988 nennt sich das Amsterdamer Concertgebouw-Orchester "Koninklijk Concertgebouworkest" – denn zu seinem 100-jährigen Jubiläum hat die Königin Beatrix dem Orchester den Titel "Koninklijk", also "Königlich" verliehen. Ob mit oder ohne Titel – das Concertgebouworkest gehört zweifelsohne schon lange zu den besten Orchestern der Welt. In der berühmten Umfrage des britischen Musikmagazins "Gramophone" von 2008 belegte das Concertgebouw-Orchester den ersten Platz – vor den Berliner und den Wiener Philharmonikern. Auch in anderen Rankings landet das Amsterdamer Orchester meistens unter den Top Drei. Doch was macht das Geheimnis dieses Klangkörpers aus?
Sol Gabetta bei der Probe mit dem Concertgebouworkest unter der Leitung von Klaus Mäkelä | Bildquelle: BR/Alexander Hellbrügge
Eine der Zutaten des großen Erfolgs des Concertgebouws ist sicherlich die ungewöhnlich dauerhafte Zusammenarbeit mit seinen jeweiligen Chefdirigenten. In der langen Geschichte des Concertgebouworkest ist diese Position erst siebenmal besetzt worden. Von 1895 bis 1945 leitete Willem Mengelberg das Concertgebouw-Orchester. Seine Leidenschaft für die Musik Gustav Mahlers, der das Concertgebouworkest auch oft selbst dirigiert hat, begründete die besondere Mahler-Tradition des Orchesters, die von allen späteren Chefdirigenten weitergeführt wurde. Auch ungewöhnlich lang war die von 1963 bis 1988 währende Amtszeit von Bernard Haitink. Erst vor kurzem wurde bekannt, wer den begehrten Posten des Chefdirigenten in Amsterdam nach dem letzten Chef Daniele Gatti übernimmt: Es ist der junge finnische Dirigent Klaus Mäkelä. Er wird die Position im Herbst 2027 antreten und arbeitet bereits jetzt viel mit dem Orchester zusammen.
Es ist wie eine Art wellenartige Bewegungen, die durch das Orchester laufen. Dadurch klingt es etwas runder und weicher.
Die Musiker und Musikerinnen des Concertgebouw-Orchesters betonen die große musikalische Flexibilität, die ihr Orchester auszeichnet: Barock, Romantik, Zeitgenössische Musik – die Amsterdamer sind extrem vielseitig und können die ganze breite Repertoire-Palette makellos bedienen. Und auch auf verschiedene Dirigenten stellt sich der Klangkörper mühelos ein – und klingt mal kammermusikalisch und intim, und dann wieder wie eine orchestrale Wucht.
Auch eine Besonderheit: Das Concertgebouworkest in Amsterdam führt eine Orchesterakademie, die jungen Musikabsolventinnen und -absolventen den Einstieg in ein Profiorchester erleichtern soll. Hier lernen die Nachwuchsmusikerinnen von den Orchestermitgliedern und dürfen am Orchesteralltag teilnehmen. Für diese junge talentierte Musiker hat Sol Gabetta bei ihrem Besuch in Amsterdam einen Meisterkurs gegeben.
Concertgebouw Amsterdam | Bildquelle: picture-alliance/dpa
Das Concertgebouw-Orchester Amsterdam ist seit seinem Gründungsjahr 1888 in dem Gebäude untergebracht, von dem sich auch sein Name herleitet: dem kurz zuvor eröffneten Concertgebouw. Dieser Konzertsaal, der zu den besten der Welt gehört, trägt natürlich auch dazu bei, dieses grandiose Orchester so gut klingen zu lassen. Beim Bau hat sich der Architekt Adolf Leonard van Gendt vom Neuen Gewandhaus in Leipzig inspirieren lassen. Für die Proben ist die Akustik des Concertgebouw übrigens alles andere als ideal: Im leeren Saal gibt es viel Nachhall, und die Musiker*innen hören sich gegenseitig nicht so gut – erklärt uns Dominik Wintering, der Managing Director des Concertgebouw-Orchesters. Deswegen wird bei Proben ein riesiger Vorhang eingezogen. Doch wenn das Konzert beginnt und die rund 2.000 Plätze besetzt sind, mischt sich der Klang fantastisch. Es klingt dann ganz natürlich und unverfälscht. Und auch im Fortissimo gibt es im Concertgebouw einen vollen, warmen, runden, satten Klang.
Die enge Verbindung mit dem Publikum ist ein wesentliches Merkmal sowohl des Gebäudes als auch des Orchesters. Das Amsterdamer Publikum liebt 'sein' Haus und 'sein' Orchester.
Sendung: "KlickKlack" am 7. Februar 2023 um 00:00 Uhr im BR Fernsehen