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KlickKlack

Das Musikmagazin mit Sol Gabetta und Martin Grubinger

KlickKlack am 26. Oktober 2022 Mit Sol Gabetta

Sol Gabetta begrüßt die Zuschauerinnen und Zuschauer zu einer neuen Ausgabe von KlickKlack. Ihre Gäste in der Sendung sind: die Sängerin Jeanine De Bique, der Jazzpianist Julio Resende und der Trompeter Sergei Nakariakov.

KlickKlack-Moderatorin und Cellistin Sol Gabetta. | Bildquelle: BR

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Die Sängerin Jeanine De Bique

Geboren 1981 auf der fernen Karibik-Insel Trinidad, ausgebildet an der renommierten Manhattan School of Music in New York, erobert Jeanine De Bique gerade in Windeseile die Konzert- und Opernbühnen der Welt. Ihre erste Opernerfahrung hatte sie selbst erst mit 21 Jahren – als Zuschauerin an der Met. "La Traviata" mit Renée Fleming in der Titelrolle war es, und sie rührte Jeanine damals zu Tränen. Große Gefühle, erstaunliche Tiefe, Gänsehaut – das alles steckt in Jeanine De Biques eigenen Stimme heute. Ihr Sopran ist beseelt von einem felsenfesten Timbre, das in jeder Lage präsent ist. Stimmsitz und Intonation sind so sicher, dass sie fast kein Vibrato braucht und dabei aus dem Stand eine gewaltige Energie entfalten kann.

Ich liebe sowohl die sehr tiefen als auch die ganz hohen Töne. Ich mag es, meinen ganzen Stimmumfang zu nutzen.
Jeanine De Bique

Jeanine De Bique, Sopranistin aus Trinidad und Tobago, während des KlickKlack-Interviews. | Bildquelle: BR Die Sängerin Jeanine De Bique | Bildquelle: BR In ihren Konzertprogrammen singt Jeanine De Bique gerne Lieder aus ihrer Heimat Trinidad und Tobago - denn sie möchte so ihre kulturelle Identität in ihre Musik einbringen. Für ihre Debüt-CD "Mirrors" hat sich die Sängerin ein anderes interessantes Konzept ausgedacht: Die weiblichen Protagonistinnen sind hier das zentrale Element. "Die Idee war, bekannte Händel-Stücke mit Arien anderer Barock-Komponisten zu kombinieren, in denen derselbe Text, dieselbe Figur vertont wurd", erklärt Jeanine. Damit will sie verschiedene Temperamente erforschen und verschiedene Frauenbilder der Barockzeit. Für dieses Album, das Jeanine de Bique zusammen mit Concerto Köln aufgenommen hat, wurde sie gerade mit dem Opus Klassik ausgezeichnet.

Der Trompeter Sergej Nakariakov

"Paganini der Trompete" wird er genannt – denn so virtuos wie er beherrscht kaum ein anderer dieses Blasinstrument. Sein Debüt bei den Salzburger Festspielen gab Sergej Nakariakov schon im Alter von 13 Jahren. Seitdem hat er eine bemerkenswerte Karriere absolviert, die den mittlerweile 45-jährigen Musiker auf alle Kontinente geführt hat. Dabei war es anfangs gar nicht klar, dass Sergej Trompete spielen wird. Sergejs Vater war Klavierlehrer – und so war das erste Instrument des Sohnes auch Klavier. Doch damit wurde der Junge nicht so richtig warm. „Damals saß meine Mutter immer neben mir und hat aufgepasst, dass ich ordentlich übe“, erinnert sich Sergej heute.

Musik kommt nicht aus der Lunge oder aus den Lippen – sie kommt aus dem Geist oder direkt aus der Seele.
Sergej Nakariakov

Der russische Trompeter Sergei Nakariakov in der Aula der Alten Uni Heidelberg. | Bildquelle: BR Der Trompeter Sergej Nakariakov | Bildquelle: BR Wegen einer Verletzung sollte Sergej dann als Jugendlicher möglichst wenig sitzen. Klavierspielen war dann zwischenzeitlich nicht mehr möglich – und so kam Trompete ins Spiel. „Ich war sehr glücklich darüber, denn Klavierüben hat mir überhaupt keinen Spaß gemacht“, sagt Sergej. Heute beherrscht Sergej Nakariakov neben Trompete auch ein zweites Instrument in Perfektion: das Flügelhorn. „Natürlich gibt es da viele Ähnlichkeiten: Beides sind Blasinstrumente, beide haben ein ähnliches Mundstück. Aber das Flügelhorn ist ein bisschen größer und vor allem tiefer“, erklärt Sergej. Mit Flügelhorn öffnen sich dem Musiker neue Möglichkeiten der Gestaltung: eine andere Stimmlage, andere Klangfarben: „Ich bin froh, dass ich zwei Stimmen habe, mit denen ich unterschiedliches Repertoire spielen kann.“

Julio Resende spielt Fado-Jazz

Der Portugiese Julio Resende übersetzt die bittersüßen Fado-Klänge seiner Heimat, in die Sprache des Jazz. Und hat damit quasi eine neue Musik-Stilrichtung erfunden: Fado-Jazz. Er selbst sagt darüber: „Ich weiß nicht, ob das, was ich mache, nun Fado oder Jazz ist. Vielleicht ist es beides. Ich will mich da nicht festlegen, denn wer sich festlegt, hört auf, sich zu entwickeln. Ich bewege mich lieber frei, wie der Klang.“ Von den Geschichten über den Schmerz der Frauen, wenn die Seefahrer den Hafen verließen, über die bittere Zeit des Salazar-Regimes bis zum lebendigen, weltoffenen Portugal von heute – das sind die Themen des modernen Fados, und auch die Themen in Resendes Musik. Tränentreibend-berührenden klingt sie, nach „Saudade“, nach Sehnsucht und Melancholie.

Ich möchte gerne singen – und das Klavier gibt mir eine schöne Stimme.
Julio Resende

Der portugiesische Jazzmusiker Júlio Resende während des Konzerts in der Unterfahrt in München 2022. | Bildquelle: BR Julio Resende | Bildquelle: BR In seiner Heimat Portugal ist Julio Resende bereits ein etablierter Künstler: Er füllt klassische Konzertsäle, führt mit seinen Aufnahmen die Charts an, arbeitet im Duo mit der klassischen Klavierikone Maria João Pires und hat für sein Album mit der Fado-Legende Amália Rodrigues ein posthumes Duett aufgenommen. Dabei geht es Resende immer darum, einerseits den Grundcharakter des Fados zu erhalten – und andererseits sein Ausdrucksspektrum zu erweitern. Deswegen fusioniert er ihn auch mal mit einem Blues, spielt ihn im 5/4 Takt oder bricht die Melodien improvisatorisch auf. Die spanische Tageszeitung „El Pais“ schreibt über seine Musik: „Resendes Umgang mit Fado erinnert an das, was Keith Jarrett mit Jazzstandards macht“. 

Sendung: "KlickKlack" am 26. Oktober 2022 um 00:00 Uhr im BR Fernsehen

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