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KlickKlack

Das Musikmagazin mit Sol Gabetta und Martin Grubinger

KlickKlack am 16. November 2022 Mit Sol Gabetta in Paris

Paris, die Stadt der vielen Museen, der gemütlichen Cafés, aber auch der Musik – und der Experimente. In dieser KlickKlack-Ausgabe stellt uns Sol Gabetta außergewöhnliche französische Künstler vor, die in Paris leben und arbeiten: der Akkordeonist Félicien Brut, die Trompeterin Lucienne Renaudin Vary und der Jazzpianist Édouard Ferlet.

Cellistin und KlickKlack-Moderatorin Sol Gabetta. | Bildquelle: BR

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Der Akkordeonist Félicien Brut

Félicien Brut stammt aus der Auvergne, er wuchs inmitten des Sancy-Massivs auf und kam hier schon als kleiner Junge mit dem Akkordeon in Berührung – bei den "Bals musette", diesen typischen französische Festen, bei denen zusammen gefeiert und getanzt wird. "Alle haben Spaß und immer spielt ein Akkordeon auf", erinnert sich Félicien Brut. Im Laufe der Jahre spielte er selbst bei einigen Bällen mit, von hier stammt auch seine Begeisterung für die Musette und die Volksmusik. Erst viel später, als junger Mann entdeckte er die klassische Musik für sich – und verliebte sich in sie. 2009 ging Félicien Brut nach Bordeaux, um klassisches Akkordeon an der dortigen Musikhochschule zu studieren.

Es ist ein Spaziergang durch Paris und die Musik lässt Bilder vom Eiffelturm, Montmartre oder dem Viertel Saint-Germain-des-Prés im Kopf entstehen.
Félicien Brut über sein neues Album 'J’ai deux amours'

Der französische Akkordeonist Félicien Brut. | Bildquelle: BR Der Akkordeonist Félicien Brut | Bildquelle: BR 2016 erschien sein erstes Album mit dem Trio Astoria, das sich Astor Piazzollas Tango Nuevo verschrieben hat. Im folgenden Jahr kam es zu einer bedeutenden Wende in seiner musikalischen Karriere: Félicien Brut hatte die bahnbrechende Idee, klassische Musik und Musette, die ihm weiterhin sehr am Herzen liegt, in einem Programm zu vereinen. Gemeinsam mit dem Quatuor Hermès und dem Kontrabassisten Édouard Macarez wurde so das außergewöhnliche Projekt "Le Pari des Bretelles" geboren – und wurde über Nacht zum Riesenerfolg. Heute gehört Félicien Brut zu den innovativsten und vielseitigsten Akkordeonisten seiner Generation. Populäre Musik, Improvisation, auskomponierte zeitgenössische Werke oder denkbar ungewöhnliche Transkriptionen – das alles steht auf seinen Konzertprogrammen. Als Repräsentant seines Instruments in der neuen Generation klassischer Musiker setzt er sich unermüdlich für die Popularität des Akkordeons ein.

Sein neustes Album hat Félicien Brut seiner Lieblingsstadt Paris gewidmet. "J’ai deux amours. The Paris Album" heißt die CD und ist eine Art musikalischer Spaziergang durch die Stadt der Liebe. Jeder Titel darauf nimmt Bezug auf einen bestimmten Ort. Féliciens Akkordeon führt uns über die Plätze, durch die Straßen, Boulevards und lässt die Zuhörer sich tanzend in der Schönheit und dem Pariser Lebensgefühl regelrecht verlieren.

Die Trompeterin Lucienne Renaudin Vary

Wenn man sie spielen hört, klingt alles so mühelos, so frisch und angenehm beweglich. Lucienne Renaudin Varys Trompete singt. Und tatsächlich: Zur Musik kam Lucienne über das Singen. Schon mit vier Jahren hat sie die Oper "Carmen" für sich entdeckt und begeistert bei Aufnahmen mitgesungen. Ihre Begegnung mit der Trompete kam erst später, fühlte sich für Lucienne aber ganz natürlich an. "In das Instrument zu blasen war so selbstverständlich wie das Singen," erzählt die französische Musikerin.

Ich spiele sowohl Klassik als auch Jazz – und ich liebe beides.
Lucienne Renaudin Vary

Die französische Trompeterin Lucienne Renaudin Vary während des KlickKlack-Interviews. | Bildquelle: BR Die Trompeterin Lucienne Renaudin Vary | Bildquelle: BR Die Trompete als Stimme, eine Sängerin mit etwas Blech vor dem Mund – das scheint bis heute ihr Geheimrezept zu sein. Lucienne Renaudin Vary beherrscht spielerisch, mit gerade einmal 23 Jahren, ganz breites Repertoire – von Barock bis Broadway-Hits. Bekannte Arien lässt sich Lucienne einfach für ihre Trompete und Orchester umarrangieren. Weich und elegant schmiegt sie sich in die Musik, und zeigt dabei, dass eine gute Instrumentalistin beides meistern kann: Klassik und Jazz. Sie war übrigens die Erste, die am Conservatoire National Supérieur de Paris beide Sparten gleichzeitig studiert hat. Auch mit ihrem neuesten Album "Trumpet Concertos" vereint Lucienne Renaudin Vary Solo-Stücke des Jazzmusikers Harry James mit Paradewerken des klassischen Trompetenrepertoires wie die Trompetenkonzerte von Hummel und Haydn.

Der Jazzpianist Édouard Ferlet

"Manchmal lege ich einfach nur meine Hände aufs Klavier und denke an Nichts. Ich lasse meinen Körper das Klavier spielen", sagt der Pariser Musiker Édouard Ferlet. Und das, was dann unter seinen Fingern an Tönen herauskommt, ist so reich an Farben, Tiefe und Phantasie, dass das Klavier sich in ein ganzes Orchester zu verwandeln scheint. Édouard Ferlet experimentiert gerne mit Klängen, er verarbeitet in seinen Stücken Musik von J.S. Bach, improvisiert über Themen großer russischer Komponisten, kombiniert arabische mit karibischen Motiven.

Die Musik von Bach ist wie edles Essen: Man muss nichts dazutun. Sie klingt so einfach und ist dabei so komplex.
Édouard Ferlet

Der französische Jazzpianist Édouard Ferlet. | Bildquelle: BR Der Jazzpianist Édouard Ferlet | Bildquelle: BR Schon mit sieben Jahren hat Édouard angefangen zu improvisieren. "Ich suchte immer nach Dingen, die ich vorher noch nie gemacht hatte", sagt er. Und er hatte eine Menge Spaß am Klavier - deswegen sagt er auch heute noch "Klavier-Spielen", wenn er sich an sein Instrument setzt. Studiert hat Ferlet Klassik und Jazz am bekannten Berklee College in Boston. Im Trio des Bassisten Jean-Philippe Viret fand er vor 20 Jahren ein ideales Feld, um zu komponieren und zu experimentieren. Er gründet ein eigenes Plattenlabel, nimmt eine Solo-CD auf, macht weitere experimentelle Kooperationen mit Musikern, z.B. mit der Cembalistin Violaine Cochard. Was Édouard Ferlet dabei auszeichnet: Er bleibt immer am Puls der Zeit, erfindet sich als Musiker immer wieder neu – und macht seit vielen Jahren immer zeitgemäßen, unglaublich spannenden und inspirierenden Jazz, der in keine Schublade passt.

Sol Gabetta in der Pariser Philharmonie

Zum Schluss der Sendung bekommen die KlickKlack-Zuschauer noch Aufnahmen von Sol Gabettas Auftritt in der Pariser Philharmonie zu sehen – mit dem Cellokonzert von Antonín Dvořák.

Sendung: "KlickKlack" am 16. November 2022 um 00:00 Uhr im BR Fernsehen

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