KlickKlack
Das Musikmagazin mit Sol Gabetta und Martin Grubinger
Sol Gabetta begrüßt die Zuschauerinnen und Zuschauer aus Olsberg in der Schweiz von ihrem Kammermusik-Festival. Ihre Gäste in der Sendung sind: der samoanische Tenor Pene Pati und die moldawisch-rumänische Geigerin Alexandra Tirsu.
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2006 erfüllte sich die Cellistin Sol Gabetta einen Traum: Seitdem gibt es in ihrer Schweizer Wahlheimat Olsberg ihr eigenes SOLsberg-Festival. Hier kann Sol mit Freunden und Gleichgesinnten zusammen musizieren und spannende musikalische Programme entwickeln. Und das alles in einer historischen – und auch sehr malerischen – Umgebung. Um junge vielversprechende Talente auf ihrem musikalischen Weg zu unterstützen, hat Sol Gabetta das Young Artists Project im Rahmen ihres Festivals ins Leben gerufen. Dieses Jahr ist die Geigerin Alexandra Tirsu bei diesem Programm dabei.
Von ihren Freunden wird sie liebevoll "Tiramisu" genannt. Alexandra Tirsu wurde 1992 in eine Musikerfamilie in Chisinau, Moldawien geboren. "Man könnte sagen, ich komme aus einer musikalischen Dynastie", erzählt Alexandra. Denn schon ihre Urgroßeltern sowohl mütterlicher als auch väterlicherseits waren Musiker. Und auch ihre Onkel und Tanten. "Es gibt kaum einen Nicht-Musiker in unserer Familie." Also war es ganz selbstverständlich, dass Alexandra mit sieben Jahren ihre Ausbildung an einem Musik-Lyceum antrat. Seit ihrer frühen Kindheit hat sie an zahlreichen Wettbewerben und Festivals teilgenommen und wurde dabei mehrfach ausgezeichnet.
Es geht mir nicht nur um die Musik, sondern auch um die Energie, die zwischen dem Künstler und dem Publikum entsteht.
Alexandra Tirsu, Preisträgerin des ARD-Musikwettbewerbs, bei der Probe im Schloss Elmau. | Bildquelle: BR
Beim 70. Internationalen Musikwettbewerb der ARD München 2021 erspielte sich Alexandra Tirsu den 3. Preis und den begehrten Publikumspreis. In ihren jungen Jahren trat sie bereits in so großen Sälen wie dem Wiener Konzerthaus, in der Hamburger Elbphilharmonie, dem Amsterdamer Concertgebouw oder in der Beijing Concert Hall auf. Alexandra Tirsu spielt gerne zusammen mit Orchestern - noch mehr schätzt sie aber das kammermusikalische Musizieren. Bei dieser Art des Musikmachens steht das gegenseitige Vertrauen für die Geigerin an oberster Stelle: Dass sich alle aufeinander verlassen können, dass jeder das Beste gibt und alles dafür tut, dass die Melodien und Stimmen zusammenlaufen und am Ende etwas Neues entsteht. Das macht Musik aus, findet Alexandra Tirsu, das ist die Schönheit der Musik. So kann sie auch von anderen lernen - und auf ihrem musikalischen Weg vorankommen.
Samoa ist ein kleiner Inselstaat mitten im Pazifik. Strände mit vorgelagerten Riffen, wildes, von Regenwald bedecktes Landesinneres mit Schluchten und Wasserfällen – und weit und breit kein Opernhaus. Von hier stammt der Tenor Pene Pati. Als Kind kam er in den Chor - hauptsächlich, weil er dafür schulfrei bekam, erzählt er, und lacht ansteckend. Seit seinem Operndebüt 2017 eroberte Pene Pati rasant die Bühnen der Welt. Doch der Weg dorthin war nicht ganz leicht: "Ich hatte oft Selbstzweifel", sagt Pene. "Ich komme ja aus einem Land, das mit Oper und klassischer Musik nichts zu tun hat. Und so hatte ich immer das Gefühl, ich gehöre nicht dazu, zu dieser Opernwelt."
Auf unsere Art leben wir Oper. Wir erzählen Geschichten, wenn wir Lieder singen.
Der samoanische Tenor Pene Pati als Alfredo in "La Traviata" an der Staatsoper Unter den Linden | Bildquelle: BR
Pene Patis Eltern verließen Samoa und gingen nach Neuseeland, um Pene und seinem Bruder, der heute ebenfalls Sänger ist, ein besseres Leben und bessere Ausbildungschancen zu ermöglichen. Hier traf Pene auch auf die berühmte neuseeländische Opernsängerin Kiri Te Kanawa, die zu seiner Mentorin wurde. An der San Francisco Opera absolvierte Pene Pati später mit dem "Adler Fellowship Program" eine der weltweit renommiertesten Bühnenausbildungen. Gerade singt er den Alfredo in "La Traviata" an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin. Der internationale Erfolg scheint den auf einer kleinen Insel geborenen Sänger dabei selbst am meisten zu erstaunen: "Ich stehe in der Schuld all jener, die an mich glaubten und mich dazu drängten, die Welt zu erobern", sagt er. Einer davon ist Patis Vater. Und dann fügt Pati noch hinzu: "Mein Vater sagt immer, bleib mit den Füßen auf der Erde und wenn du singst, denk daran, wo du herkommst. Ich weiß, er ist sehr stolz auf mich, aber er behält das für sich."
Sendung: "KlickKlack" am 13. Juli 2022 um 00:00 Uhr im BR Fernsehen