KlickKlack
Das Musikmagazin mit Sol Gabetta und Martin Grubinger
Sol Gabetta begrüßt die KlickKlack-Zuschauer*innen mit einer Welturaufführung aus Paris: Hier spielte sie erstmals das Cellokonzert, das der Komponist Francisco Coll für sie geschrieben hat. Außerdem in der Sendung zu Gast: die Schweizer Sopranistin Regula Mühlemann.
Bildquelle: BR
Als Kind wollte Regula Mühlemann gerne Popsängerin werden. Ihre Stimme hat sie sich damals dunkel, rauchig und schwer wie ein guter Rotwein vorgestellt – eine Stimme, die zu melancholischer Popmusik passt. Doch irgendwann kam der Mädchenchor der Luzerner Kantorei dazwischen und führte Regula zur klassischen Gesangsausbildung. Hier entdeckte sie ihre wahre Stimme: kristallklar, sprudelnd, glockenhell – und auch in den höchsten Höhen warm und anschmiegsam. Mit dieser Stimme eroberte Regula Mühlemann in Windeseile die besten Opernbühnen wie die Wiener Staatsoper, die Berliner Staatsoper Unter den Linden, die Mailänder Scala oder die Salzburger Festspiele.
Das Schöne an der Schweiz ist, dass wir diese kulturelle Vielfalt haben.
Die Sängerin Regula Mühlemann | Bildquelle: BR
Doch sie kann nicht nur Oper: Mit ihrem Album "Lieder der Heimat" zeigt sich Regula Mühlemann als ausdrucksstarke Liedsängerin. Für dieses Projekt hat sich Regula auf die Suche nach unbekanntem Repertoire ihres Heimatlandes gemacht. Die Lieder von Wilhelm Baumgartners sind dabei eine besondere Entdeckung. Der Freund Richard Wagners und Musikdirektor der Universität Zürich hat in seinen Liedern eine ganz eigene Tonsprache entwickelt. Weitere unbekannte Lied-Schätze stammen aus der Feder von Richard Flury, Emil Frey oder Marguerite Roesgen-Champion. Diese Musik klingt nach duftenden Bergblumen, steilen Wanderwegen, nach Abschied und ganz viel Sehnsucht. Und noch etwas Besonderes gibt es bei „Lieder der Heimat“: Ganze fünf Sprachen kommen in den Liedern zum Einsatz – Hochdeutsch, Italienisch, Französisch, Rätoromanisch und Schweizerdeutsch. Alles Sprachen, die in der Schweiz gesprochen werden. Besonders auf Schweizerdeutsch ließe es sich für sie gut singen, sagt Regula Mühlemann. Und fügt lachend hinzu: "Denn so ist mir der Schnabel gewachsen."
Als Kind hat Francisco Coll Posaune gelernt. Er hat viel an seinem Instrument improvisiert, einige Kompositionsversuche unternommen – doch die meisten Manuskripte sind damals unvollendet geblieben. Denn in den jungen Jahren hat Francisco sich mehr für die Malerei begeistert. Sein Vater führte ein kleines Geschäft für Bilderrahmen – und so wuchs Francisco umgeben von Gemälden auf. Erst in den späten Teenagerjahren hat er ein stärkeres Bedürfnis nach dem Komponieren von Musik verspürt. Aber auch die Liebe zur Malerei ist ihm geblieben. "Ich denke immer noch wie ein Maler, wenn ich Musik schreibe", sagt Francisco. "Ich baue die Musik in Schichten auf, wie bei Öl auf Leinwand."
Musik kommt zu mir über Farben, Texturen und Formen – und dann setze ich das in Klänge um.
Komponist Francisco Coll vor seinem Gemälde, das er während der Komposition des Cello-Konzertes für Sol Gabetta gemalt hat. | Bildquelle: BR
Immer wenn Francisco Coll ein Werk komponiert, malt er auch ein Bild dazu. So war es auch, als er das Violoncello-Konzert für Sol Gabetta geschrieben hat. Es ist ein sehr intensives und geheimnisvolles Gemälde – so beschreibt es Francisco selbst. Auch viele heitere Elemente sind im Gemälde und in der Komposition dabei. Denn das Erste, womit Francisco Sol Gabetta assoziiert, sei Freude, sagt er. Beide, der Komponist und die Solistin, waren unheimlich auf den Moment gespannt, als das neue Werk endlich das Licht der Welt erblicken wird. "Ein neues Stück ist wie ein neugeborenes Baby", sagt Sol. Als das Werk dann im Auditorium von Radio France zur Uraufführung gelang, stand Francisco Coll selbst am Dirigierpult. Sol Gabetta spielte natürlich den Solopart, begleitet von Orchestre Philharmonique de Radio France. KlickKlack-Zuschauer dürfen bei diesem denkwürdigen Abend mit dabei sein.
Sendung: "KlickKlack" am 14. Dezember 2022 um 00:00 Uhr im BR Fernsehen