KlickKlack
Das Musikmagazin mit Sol Gabetta und Martin Grubinger
Zur ersten KlickKlack-Ausgabe nach der Sommerpause begrüßt Sol Gabetta die Zuschauer*innen mit einem Rückblick von ihrem Kammermusik-Festival SOLsberg in der Schweiz. Ihre Gäste in der Sendung sind: die Sängerin Lea Desandre, der Lautenist Thomas Dunford, die Pianistin Alexandra Dovgan und der Geiger Dmitry Smirnov.
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2006 erfüllte sich die Cellistin Sol Gabetta einen Traum: Seitdem gibt es in ihrer Schweizer Wahlheimat Olsberg ihr eigenes SOLsberg-Festival. Hier kann Sol mit Freunden und Gleichgesinnten zusammen musizieren und spannende musikalische Programme entwickeln. Und das alles in einer historischen – und auch sehr malerischen – Umgebung. Das Herzstück des Festivals ist die Klosterkirche aus dem 13. Jahrhundert mit pachtvollem Altar und toller Akustik. Hier fand auch das stimmungsvolle Konzert mit dem Titel "Laissez durer la nuit – Lass die Nacht dauern" mit Lea Desandre und Thomas Dunford statt.
Lea Desandre, diesjährige Opus-Klassik-Preisträgerin, probt in der Kirche in Olsberg für das Konzert beim SOLsberg-Festival. | Bildquelle: BR
Eine Karriere als Balletttänzerin oder eine Karriere als Sängerin? "Singen und Tanzen erfordern viel Disziplin, du kannst nicht beides gut machen", sagte ihre Lehrerin. Also musste Lea Desandre sich mit 13 Jahren zwischen diesen beiden Lebenswegen entscheiden. Und sie hat alles richtig gemacht. Sie studierte Gesang in Paris und Venedig, wurde anschließend mit einigen wichtigen Preisen ausgezeichnet, nach ihrem Gewinn des Jardin des Voix der Académie des Arts Florissants startete sie ihre internationale Karriere. Es folgten Auftritte im New Yorker Lincoln Center, der Sydney Opera, in der Philharmonie de Paris, im Théâtre des Champs-Élysées, im Theater an der Wien, in Luzern, Madrid, Hong Kong, Shanghai, Tokio.
Beim Singen fühle mich wie ein Tier. Das spüre ich auf der Bühne, ich bin dann wie ein Löwe.
Bei den Salzburger Festspielen begeisterte sie als Despina und Cherubino mit ihrer klaren und wendigen Stimme und ihrer starken Bühnenpräsenz. Im Sommer 2022 wurde bekannt, dass Lea Desandre für ihr Album "Amazone" mit dem Opus Klassik als Sängerin des Jahres ausgezeichnet wird. Die Auszeichnung wird am 9. Oktober im Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt verliehen.
Lea Desandres musikalischer Partner beim SOLSberg Festival ist Thomas Dunford. Der französische Lautenist improvisiert gerne auf seinem Instrument und bewegt sich dabei musikalisch in möglichst viele Richtungen. Geboren wurde er 1988 in Paris, die Laute begleitet Thomas seitdem er sechs Jahre alt ist. Nach dem Studium in seiner Heimatstadt schaffte es Thomas Dunford schnell auf die ganz großen Bühnen wie die New Yorker Carnegie Hall, die Wigmore Hall in London, oder die Palau de la Musica in Barcelona.
Lambert spielte die Laute und sang dazu, wie ein moderner Singer-Songwriter. Er war einfach jemand, der improvisierte, sang und eine Geschichte erzählte.
Der Lautenist Thomas Dunford | Bildquelle: BR
In der Klosterkirche von Olsberg spielen Thomas Dunford und Lea Desandre unter anderem Lieder des Barockkomponisten Michel Lambert aus dem 17. Jahrhundert – aber auch einen Song von der französischen Chansonsängerin Barbara als Zugabe. "Leute mögen gerne Schubladen: Das ist Barockmusik, das ist Renaissancemusik und das ist Pop", sagt Thomas Dunford. "Aber es geht doch alles auf dieselbe Tradition zurück, nämlich auf Musiker, die sich Lieder ausgedacht haben." Der Franzose fühlt sich mit seinem Instrument in jedem Genre zu Hause: ob Bach, Bruckner, Beethoven oder die Beatles. Das wichtigste für ihn in der Musik: Einfach alles passieren lassen. Und dann öffnet sich aus den Lautensaiten eine faszinierende Welt voller Farben, Emotionen und spannenden Geschichten.
Um junge vielversprechende Talente auf ihrem musikalischen Weg zu unterstützen, hat Sol Gabetta das Young Artists Project im Rahmen ihres Festivals ins Leben gerufen. Dieses Jahr ist die Pianistin Alexandra Dovgan bei diesem Programm dabei. Während des Festivals hat Alexandra ihren 15. Geburtstag gefeiert. Ihr Talent – das ist wirklich bemerkenswert. Alexandra wurde 2007 in eine Musikerfamilie geboren. "Zu Hause gab es immer Musik", erzählt sie uns. Ihre Mutter, ebenfalls Pianistin, nahm die kleine Alexandra immer wieder auf den Schoß und spielte ihr vor – zum Beispiel Tschaikowsky.
Es ist doch toll, am Geburtstag ein Konzert zu haben. Weil man sein neues Jahr gleich mit einem schönen Ereignis beginnt.
Der Violinist Dmitry Smirnov, Pianistin Alexandra Dovgan (Mitte) und Cellistin Sol Gabetta proben für ihr Konzert. | Bildquelle: BR
Mit fünf Jahren wurde Alexandra an der berühmt-berüchtigten Talentschmiede, der Zentralen Musikschule in Moskau aufgenommen – als eine der ganz wenigen unter den vielen Bewerbern. Hier studiert sie aktuell bei Mira Marchenko. in ihrem jungen Alter hat Alexandra Dovgan schon bei mehreren internationalen Wettbewerben Preise gewonnen und in einigen der wichtigsten Konzertsälen debütiert: an der Philharmonie in Berlin, im Großen Saal des Concertgebouw in Amsterdam, bei den Salzburger Festspielen oder am Théâtre des Champs Elysées in Paris. Der große Pianist Grigory Sokolov sagte über ihr Spiel: "Was wir hören ist die Interpretation eines erwachsenen Individuums, einer voll ausgeformten Persönlichkeit". Und prophezeite ihr eine große Zukunft voraus. Und auch Sol Gabetta, die zusammen mit Alexandra in Olsberg musizierte, war beeindruckt vom tiefen musikalischen Verständnis der jungen Pianistin.
Auch mit dabei beim SOLsberg-Festival ist dieses Jahr der junge russische Geiger Dmitry Smirnov. Dmitry wurde 1994 in St. Petersburg in eine Musikerfamilie geboren. Von seinen Eltern, beide professionelle Chorsänger, bekam er auch seinen ersten Musikunterricht. Später wurde er an der Spezialschule des Staatlichen Konservatoriums St. Petersburg aufgenommen. Danach studierte er an den Musikhochschulen in Lausanne und Basel. Heute lebt Dmitry Smirnov in der Schweiz und tritt in ganz Europa auf. Er wurde bei zahlreichen Wettbewerben ausgezeichnet, unter anderem beim Menuhin Violin-Wettbewerb in Cardiff, dem Concours International d’Interprétation Musicale in Lausanne und letztes Jahr beim ARD-Musikwettbewerb in München.
Die Konzerte des diesjährigen SOLsberg-Festivals können Sie in voller Länge hier anschauen: www.hochrhein-musikfestival.ch
Sendung: "KlickKlack" am 28. September 2022 um 00:00 Uhr im BR Fernsehen