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Bayreuther Festspiele

24. Juli - 28. August 2023

Camilla Nylund singt bei den Bayreuther Festspielen Nur 24 Stunden zwischen zwei Rollen

Eine Wagner-Partie zu singen, kostet extrem viel Kraft. Nicht umsonst haben die Sänger während der Bayreuther Festspiele in der Regel mehrere Tage Pause zwischen ihren Auftritten. Nicht so Camilla Nylund. Sie hat zusätzlich zur Eva in den "Meistersingern" auch noch spontan als Einspringerin die Elsa im "Lohengrin" übernommen. Zwischen den beiden Premiereabenden liegen nur 24 Stunden.

Camilla Nylund als Elsa von Brabant | Bildquelle: Bayreuther Festspiele/Enrico Nawrath

Bildquelle: Bayreuther Festspiele/Enrico Nawrath

Eigentlich wollte Camilla Nylund jetzt in Bayreuth nur ihr Hausdebüt als Eva in den "Meistersingern" geben. Doch nach der kurzfristigen Absage von Krassimira Stoyanova vor zwei Wochen wurde ihr zusätzlich die Rolle der Elsa angeboten. Camilla Nylund kennt diese Lohengrin-Partie gut, zögerte aber kurz wegen der Meistersinger-Proben. Sie war sich nicht sicher, ob sie beide Rollen gleichzeitig schaffen würde. "Es ist nicht so leicht", sagt Nylund im BR-KLASSIK-Interview. "Früher hat man das als Chance gesehen, als junger Sänger irgendwo einzuspringen."

Camilla Nylund

  • lyrisch-dramatische Sopranistin, Finnland-Schwedin
  • singt an den großen Opernhäusern von Zürich, Wien, Paris, Dresden, Tokio, Helsinki, Bayreuth, London, Mailand ...
  • Zweifache Kammersängerin: 2008 Auszeichnung zur Kammersängerin des Freistaats Sachsen, 2019 Österreichische Kammersängerin
  • 2011 Bayreuth-Debüt als Elisabeth im "Tannhäuser", 2017 als Sieglinde in der "Walküre"
  • 2019 in Bayreuth: Eva in den "Meistersingern", nach der Absage von Krassimira Stoyanova spontan auch als Elsa im "Lohengrin"
Stimme und Persönlichkeit sind eins - und das ist, was uns Sänger einzigartig macht.
Camilla Nylund, Sopranistin

Marathon auf dem Grünen Hügel

Zuschauerraum Bayreuther Festspielhaus | Bildquelle: Bayreuther Festspiele GmbH / Foto: Jörg Schulze Camilla Nylund lobt die Akustik im Bayreuther Festspielhaus | Bildquelle: Bayreuther Festspiele GmbH / Foto: Jörg Schulze Anstrengend wird es für Camilla Nylund auf jeden Fall: Zwischen den ersten beiden Vorstellungen von "Lohengrin" und den "Meistersingern" liegen nur 24 Stunden. "Ich hab noch keine Ahnung, wie das gehen wird", sagt die Sopranistin. "Ich weiß nur, dass ich eine robuste Sängerin bin - auch stimmlich." Zuversichtlich stimmen sie auch die Bedingungen im Opernhaus: "Das Gute an Bayreuth ist, dass die Akustik phänomenal ist. Man muss hier nicht schreien, man kann auch wirklich leise singen." Wichtig sei, in der Nacht nach der ersten Vorstellung gut zu schlafen. "Man braucht schon Ruhe", sagt sie. "Aber dann ist man quasi schon in diesem Modus - da muss man sich einfach darauf einstellen."

Persönlichkeit auf der Bühne zeigen

"Ich schmeiße mich gerne in eine Rolle und in eine neue Produktion hinein", betont die Sopranistin. Dabei sei sie auch offen für Regietheater. Allerdings liege es ihr eher fern, sich in eine bereits bestehende Inszenierung "hineinzuzwängen", gesteht sie: "Natürlich sind es großartige Künstlerinnen, die vor mir die Partie gesungen haben. Aber ich bin halt ich - und möchte meine Persönlichkeit auch auf die Bühne bringen. Das Publikum soll auch ein bisschen was von mir erleben."

Es ist wie eine große Wagner-Familie hier.
Camilla Nylund

Sowohl im "Lohengrin" als auch in den "Meistersingern" kennt Camilla Nylund ihre Gesangskollegen. Und sicher wird ihre Elsa an der Seite von Klaus Florian Vogt, dem Lohengrin der ersten drei Vorstellungen, einige andere Facetten haben, als bei Piotr Beczala, auf den sie in den beiden darauffolgenden Aufführungen trifft. Dahingegen bleiben ihre Bühnenpartner in den sechs "Meistersinger"-Vorstellungen konstant - was Camilla Nylund als hilfreich empfindet: "Da hilft natürlich die Musik, die Kostüme, das Ambiente, die Kollegen... Ich bin ganz dankbar."

Konkurrenz zu Anna Netrebko?

Die "Lohengrin"-Inszenierung kennt Camilla Nylund schon aus einer TV-Übertragung von letztem Jahr. Ein besonderer Reiz, für diese Wiederaufnahme so spontan zuzusagen, war für Nylund auch die Zusammenarbeit mit Regisseur Yuval Sharon und Christian Thielemann am Dirigentenpult. Und auch auf das blaue Bühnenbild des Künstler-Ehepaares Neo Rauch und Rosa Loy hat sie sich gerne eingelassen. Dass sie nur in fünf der sieben "Lohengrin"-Vorstellungen singen wird, stört Camilla Nylund nicht. Mit den letzten beiden gibt nämlich Anna Netrebko ihr lange erwartetes Bayreuth-Debüt. Beide Sängerinnen kennen sich, doch getroffen oder gar ausgetauscht haben sie sich im Vorfeld der Bayreuth-Auftritte nicht. Sie sehen sich nur gelegentlich in Wien an der Staatsoper. "Ich finde es großartig, dass sie nach Bayreuth kommt", sagt Camilla Nylund über Anna Netrebko. "Wenn man Wagner singt, dann muss man auch in Bayreuth singen."

"Lohengrin" auf BR-KLASSIK

Romantische Oper in drei Akten

Freitag, 26. Juli 2019, 15.57 Uhr
in Surround über Satellit und im digitalen Kabel live aus dem Bayreuther Festspielhaus

König Heinrich: Georg Zeppenfeld
Lohengrin: Klaus Florian Vogt
Elsa: Camilla Nylund
Telramund: Tomasz Konieczny
Ortrud: Elena Pankratova
Heerrufer: Egils Silins
und andere
Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele
Leitung: Christian Thielemann

Regie: Yuval Sharon

Zur Inszenierung der Oper "Lohengrin" [bayreutherfestspiele.de]

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