Bayreuther Festspiele
24. Juli - 28. August 2023
Glanzvoll war dieses Debüt nicht: Das Publikum buhte am Premierenabend, an dem Valery Gergiev zum ersten Mal überhaupt bei den Bayreuther Festspielen dirigierte. Auch die Musikkritiker bemängelten fast übereinstimmend seine "Tannhäuser"-Interpretation. Nun nahm er öffentlich Stellung.
Bildquelle: picture alliance/Roman Pimenov/TASS/dpa
Angeblich liest Valery Gergiev keine Kritiken über sich - weder gute noch schlechte. Den Rat habe er schon früh von Georg Solti bekommen, betont Gergiev - zitiert in einem Artikel auf der russischen Webseite Classical Music News. Ein Ratschlag, an den sich Gergiev diesmal offensichtlich nicht gehalten hat. Denn er reagierte nun öffentlich auf die schlechte Kritik, die er für sein "Tannhäuser"-Dirigat auf dem Grünen Hügel hatte einstecken müssen.
Die Autorin des Artikels, die keinen Zweifel an ihrer uneingeschränkten Bewunderung für Gergiev lässt, bezieht sich dabei vor allem auf die "Tannhäuser"-Rezension in der "ZEIT" von Florian Zinnecker. Der beschreibt das klangliche Ergebnis von Gergievs Dirigat als "über weite Strecken unpräzise und verwaschen, nicht gestaltet, sondern eher unsicher dahingemurmelt." Auch die Kritik von BR-KLASSIK wird in dem Artikel als Beispiel für das negative Echo auf Gergiev erwähnt.
Verantwortung trage ich nur vor dem Komponisten - nicht vor dem, der etwas über diesen schreibt.
Valery Gergiev reagiert trotzig auf die Kritik zu seinem "Tannhäuser": "Verantwortung trage ich nur vor dem Komponisten - nicht vor dem, der etwas über diesen schreibt", betont der russische Dirigent. So verstehe er seine Arbeit und auch sein ganzes Leben, wird er im Artikel zitiert. So seien es nach Gergievs Ansicht auch zwei paar Stiefel, was über ihn gesagt werde und was der Wahrheit entspreche. Hauptsache, er wisse, dass er seine Arbeit ehrlich mache. Das könne auch das Publikum bestätigen - immerhin hätten hunderttausende Menschen die Übertragung aus Bayreuth miterlebt.
Zinnecker wirft Gergiev indirekt auch vor, zu wenig Zeit in die Proben investiert zu haben. Das Bayreuther Festspielhaus ist bekannt für seine spezielle Akustik, mit der sich jeder am Pult erst vertraut machen muss. Valery Gergiev, bekannt als Jet-Set-Dirigent, hatte parallel zu seinen Verpflichtungen in Bayreuth noch weitere Engagements - unter anderem in Verbier und Salzburg. In Bayreuth habe er alle vertraglich vereinbarten Proben abgehalten, sagte Katharina Wagner bei der Pressekonferenz vor der Eröffnungspremiere. Allerdings sei er zwei Mal zu spät zur Probe erschienen, bemängelte die Festspielleiterin. Im kommenden Jahr wird Valery Gergiev die "Tannhäuser"-Aufführungen nicht mehr dirigieren.
Sendung: "Leporello" am 31. Juli 2019 ab 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (16)
Sonntag, 04.August, 16:27 Uhr
Edm.Schnaars
TannhäuserI
Ich habe streckenweise mehr Verdi als Wagner in der Übertragung heraus gehört. Sehr zügige Tempi.
Sonntag, 04.August, 09:16 Uhr
fristra
Gergiev-Tannhäuser
Ich war in der Generalprobe und habe mir den Tannhäuser dann nochmal sehr konzentriert im Cinemaxx angehört und angesehen. Die Kratzer-Inszenierung ist kultfähig und Gergievs Dirigat fiel mir nicht in der Weise auf, wie es jetzt (überwiegend politisch motiviert??) verrissen wird.
Als Kronzeugen für eine sogar sehr positive Wertung seines Dirigats möchte ich Jan Brachmanns Kritik, immerhin in der FAZ, heranziehen. Ich habe auch selten eine berührendere Pathetique als von Gergiev im Gasteig gehört, wo die Akustik ja auch nicht gerade als Glanzstück gilt. Ich bin schon sehr lange extrem distanziert, was Kritiker(innen) angeht. Man lese dazu nur Balzacs "Verlorene Illusionen". Gergievs Dirigat des Tannhäuser will ich nicht verdammen. Ich fand es ok.
Samstag, 03.August, 20:42 Uhr
Reinhold H. Kern
Anmerkung zu Bayreuth
Das ist kein Weltuntergang!
Bayreuth hat sogar Adolf Nazi überlebt ohne Schaden zu nehmen .Was ist schon Bayreuth,
gemessen an der Qualität ,die sich jeden Abend in den großen und kleinen Opernhäusern der Welt beweist!!!Ein eingespieltes Ensemble,
ist das Geheimnis des Erfolgs. Was ist da schon Bayreuth...
Samstag, 03.August, 10:20 Uhr
Herold W.
Gergiev
In Bayreuth wird natürlich jeder Dirigent an Thielemann gemessen, dem jedoch eine langjährige Erfahrung im dortigen Orchestergraben zugute kommt.Mag Gergiev den musikalischen Ansprüchen auch nicht ganz entsprochen haben,so wären Buhs viel eher bei manchen Inszenierungen der vergangenen Jahre angebracht gewesen,die der Musik Wagners wahrlich nicht gut getan haben (um nicht härter zu formulieren).Gebt Gergiev Zeit und noch weitere Dirigate am grünen Hügel, dann wird auch er dem Orchester die gewünschten Klangfarben entlocken.
Samstag, 03.August, 07:12 Uhr
Irene Zimmermann
Gergiev
Es gehört zum guten Ton bei Kritikern Gergiev zu verdammen. Ärgerlich nur , dass sich die Zuhörer nicht politisch verhalten und Schlange stehen bei seinen Konzerten
Freitag, 02.August, 23:21 Uhr
Dorothea Hoffmeister
Kritik am Dirigat Gergejev im Tannhäuser
mir hat die Aufführung sehr gut gefallen auch die Musik war o.k. kein Grund zum Buh rufen.
Vielleicht ist Valery Gergeiev nicht DER Bayreuth Dirigent. Aber für mich ist er der Beste für alles andere. Danke Maestro für die viele wundetbare Musik.
Freitag, 02.August, 17:51 Uhr
Hilsheimer
Gergiev
O hätten wir doch mehr Gergievs
Freitag, 02.August, 17:09 Uhr
Dragan Marjanovic
Kk
Politisch falsch, musikalisch richtig!
Freitag, 02.August, 16:13 Uhr
Mheimberger@t-online.de
Wegen zu vieler Bühneneffekte wurde die Konzentration auf die Musik verdrängt,
meint Peter.
Freitag, 02.August, 11:42 Uhr
Yehuda
Gergijev'
Vergergijevvergeigte Tannhäuser
Kommentar=0
Freitag, 02.August, 09:46 Uhr
Stefanie Freiburg
Kritik an Gergiev
Diese ganzen Kritiken an Gergiev Dirigat basieren doch einzig und allein auf der Tatsache, dass Gergiev mit Putin befreundet ist. Ziemlich armselig, das auf dem Rücken der Kunst auszutragen.
Freitag, 02.August, 07:44 Uhr
Neu
Valerie Gergiev
Russen bashing in Beyreuth
Freitag, 02.August, 00:29 Uhr
Anonym
Gergiev Intoleranta e Ignoranta
Ein Mensch, dem seine Zügellosigkeit und disziplinlose Schlampigkeit zum alleinigen Maßstab geworden ist, entspricht so recht dem Bild eines Despoten, der die Kunst und ihre Ausübenden benutzt. Für was ist die Frage? Ich wünsche Frau Wagner hier das gleiche konsequente Handeln als bei anderen Problemfällen.
Donnerstag, 01.August, 22:44 Uhr
Marjatta Heinonen-Semenoff
Ms.
I thank Valery Gergiev with all my heart for opening up experience of beauty and sensitiveness in Tannhäuser, it was as if I was hearing this familiar opera a new.
Donnerstag, 01.August, 18:54 Uhr
Tom Hartmann
Tannhäuser
Die ganze Inszenierung war doch einfach nur dümmlich! Wagner hätte im Grabe rotiert, wenn er sich das hätte ansehen müssen. Leider werden immer mehr wundervolle Opern auf diese Art ruiniert. Ich denke da an Carmen in der Therapie Anstalt, Tosca im Ganstermilieu ... Einfach nur zum k.tzen diese neumodischen Interpretationen.
Donnerstag, 01.August, 18:40 Uhr
Hans Ulrich Mieller
Tannhäuser
Im nächsten Jahr dirigiert Putin selber und die Oper wird konzertant gegeben. Oder noch besser: sie wird durch “Die Hugenotten” von Meyerbeer ersetzt.