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Bayreuther Festspiele

24. Juli - 28. August 2023

Bayreuther Festspiele - Eröffnungspremiere Alles Wichtige zum neuen "Tannhäuser"

Mit einer neuen "Tannhäuser"-Produktion werden die diesjährigen Bayreuther Festspiele am 25. Juli eröffnet. Die Spannung ist groß, weil sowohl Dirigent Valery Gergiev als auch Regisseur Tobias Kratzer ihr Debüt auf dem Grünen Hügel geben. Wer ist sonst noch mit dabei? Und was hat es überhaupt mit der Geschichte der Oper auf sich? BR-KLASSIK hat alle wichtigen Infos zusammengefasst.

Zuschauerraum Bayreuther Festspielhaus | Bildquelle: Bayreuther Festspiele GmbH / Foto: Jörg Schulze

Bildquelle: Bayreuther Festspiele GmbH / Foto: Jörg Schulze

Für ganz Eilige

  • Tannhäuser in zwei Sätzen: Heinrich verlässt zwei Frauen und singt ein Lied, das er an einem Ort namens Venusberg geschrieben hat und das auch genauso klingt. Er braucht Erlösung, doch die kriegt er nicht beim Papst, sondern – typisch Wagner – bei einer Frau, die sich opfert.
  • Regisseur Tobias Kratzer: jung, aber erfahren, arbeitet gern und viel mit Sängern
  • Dirigent Valery Gergiev: Hansdampf in allen Orchestergräben, jetzt erstmals mit der speziellen Bayreuth-Akustik konfrontiert
  • Stephen Gould als Tannhäuser: gefeierter Heldentenor, dieses Jahr gleich in zwei Titelrollen auf der Festspielbühne (Tristan und Tannhäuser)
  • Pech für die Venus: Mezzosopranistin Ekaterina Gubanova verletzte sich bei den Proben und wird nun durch Elena Zhidkova kurzfristig vertreten
  • Lise Davidsen feiert als Elisabeth ihr Bayreuth-Debüt in einer für sie schicksalhaften Rolle

Die Vorgeschichte: "Tannhäuser"-Reinfall 2011

Der letzte "Tannhäuser" feierte vor acht Jahren bei den Bayreuther Festspielen Premiere. Die Inszenierung des jungen Berliner Regisseur Sebastian Baumgarten fiel in der Kritik durch. Aber auch beim Publikum: Wegen mangelnder Nachfrage – ein Novum bei den Bayreuther Festspielen – wurde das Stück sogar vorzeitig aus dem Programm genommen. Die überdimensionale Biogasanlage hatte ausgedient – gut so, Dutzende von Statisten und Publikum auf der Bühne ließen kaum Platz für die Sänger und ihr Spiel. Die Erwartungen an den Tannhäuser 2019 könnten also höher nicht sein.

Der Regisseur: Tobias Kratzer

Tobias Kratzer | Bildquelle: privat Tobias Kratzer | Bildquelle: privat Tobias Kratzer heißt der Mann, der sich dieser Herausforderung stellt. Festspiel-Intendantin Katharina Wagner setzt also wieder auf einen jungen Regisseur. Jung, aber erfahren! Der 1980 in Landshut geborene Tobias Kratzer kann bereits auf zehn Jahre als Opernregisseur an internationalen Bühnen verweisen. Er ist bekannt dafür, sehr intensiv und sängerfreundlich zu arbeiten. "Wenn die Sänger es nicht tragen, trägt das Konzept nicht", ist Kratzer überzeugt. Deshalb legt er großen Wert auf Authentizität: "Ich glaube, wenn ein Sänger spürt, dass es ernst gemeint ist bei einem Regisseur, dann lässt er sich auch auf vieles ein", so Kratzer. Wenn man ein gemeinsames Ziel habe, würde man auch Mittel und Wege dahin finden.

Drei Bayreuth-Debütanten beim "Tannhäuser"

Mehr zu den drei Debütanten – Kratzer, Gergiev, Davidsen – im "Tannhäuser" lesen Sie hier.

Der Dirigent: Valery Gergiev

Valery Gergiev | Bildquelle: Alexander Shapunov Valery Gergiev dirigiert erstmals bei den Bayreuther Festspielen. | Bildquelle: Alexander Shapunov Ebenfalls sein Bayreuth-Debüt gibt der international gefeierte und vielfach ausgezeichnete Dirigent Valery Gergiev. Dass er Wagner kennt und kann, hat er nicht zuletzt mit den hervorragenden konzertanten Einspielungen von "Das Rheingold" und "Die Walküre" mit dem Mariinsky Orchester bewiesen. "Ein genialer Komponist kann einen motivieren", so Gergiev. Allerdings ist der Chef der Münchner Philharmoniker ein vielbeschäftigter Mann. Kurz vor der "Tannhäuser"-Premiere in Bayreuth hat er noch bei "Klassik am Odeonsplatz" in München und "Die Frau ohne Schatten" beim Verbier Festival dirigiert. Dass er es in Bayreuth mit einer ganz anderen Herausforderung zu tun hat, merkt Gergiev gleich zu Beginn der Proben.

Der Orchesterklang ist sehr viel wärmer, fast singend. Was bedeutet, dass man sehr viel mehr auf die Artikulation und die Präzision achten muss, damit die Rhythmik nicht verloren geht.
Valery Gergiev, Dirigent

Wagners "Tannhäuser" - alles zur Geschichte

Mehr zu Inhalt und Uraufführung der Oper finden Sie hier.
Oder bei unserem "Tannhäuser"-Crashkurs [Video]

Das Pech der Venus

Regisseur Kratzer setzt einen seiner Schwerpunkte auf die Rolle der Venus. Die Liebesgöttin ist bei ihm in allen drei Aufzügen fast permanent auf der Bühne, obwohl sie im zweiten Aufzug keinen einzigen Ton zu singen hat. Venus ist hier die Chefin eines herumreisenden Travestietheaters mit Liliputaner, bärtiger Dragqueen und Tannhäuser als Clown. Sie versucht Tannhäuser, der die Truppe verlassen hat, zurückzugewinnen - mit viel Einsatz beim Spiel. Beim Sprung von einer Bank verletzte sich die Venusdarstellerin Ekaterina Gubanova in einer Probe so stark am Knie, dass sie ausfiel. Die Mezzosopranistin Elena Zhidkova übernahm kurzerhand für sie die Rolle ab der Orchesterhauptprobe. Hoffentlich schafft Zhidkova es, ihre schauspielerisch aufwändige Rolle noch rechtzeitig mit Leben zu füllen.

Der Tannhäuser

Szenenfoto Tristan und Isolde" 2018  - Wagner Oper - Bayreuther Festspiele - Stephen Gould (Tristan) und Petra Lang (Isolde) | Bildquelle: © Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath Stephen Gould 2018 in der Rolle des Tristan | Bildquelle: © Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath Eine sichere Bank ist dagegen der Heldentenor Stephen Gould als Tannhäuser. Sein Tristan in Bayreuth wird gefeiert. Und auch als Siegmund und Siegfried hat Gould in Bayreuth schon Erfolge verbucht. "Du musst hundert Prozent geben", erklärt Gould im BR-KLASSIK-Gespräch seine Einstellung: "Und man muss ein bisschen über die Grenze gehen. Sonst wird es einfach langweilig und klingt wie ein Konzert." Da bleibt nur die bange Frage, ob Stephen Gould neben der kräfteraubenden Partie des Tristan, den er heuer in Bayreuth auch wieder singen wird, eine zweite Titelpartie schultern kann. Aber der Tenor ist zuversichtlich, solange er genug Pause zwischen den Vorstellungen hat: "Zwei Tage Pause ist in Ordnung. Wenn es weniger ist, wird es ein bisschen problematisch."

Die Elisabeth

Neben Valery Gergiev und Tobias Kratzer gibt auch Lise Davidsen im neuen "Tannhäuser" ihr Bayreuth-Debüt. Die 32-jährige norwegische Sopranistin hat die Partie gerade erst in Zürich und München gesungen. Interessant ist, dass ihre Gesangslehrerin ihr bereits ganz früh prophezeite, dass die Elisabeth einmal "ihr Repertoire" werden würde. Drei weitere Wagner-Partien singt Lise Davidsen dieses Jahr auch am Royal Opera House in London. Arien von Wagner präsentiert sie auch auf ihrer ersten CD, die im Mai erschienen ist. Im kommenden Jahr wird sie bei der neuen "Ring"-Produktion in Bayreuth die Sieglinde singen.

Insider-Tipps für die Bayreuther Festspiele

Sie wollen nach Bayreuth, stehen aber in Marktredwitz? Ihnen perlt jetzt schon der Schweiß von der Stirn, weil Sie die stickige Luft im Festspielhaus fürchten – und noch mehr: den Pausen-Smalltalk? Wir haben die Insider-Tipps zu den Bayreuther Festspielen.

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