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Bregenzer Festspiele

Spiel auf dem See

Die Bregenzer Festspiele Oper im XXL-Format

Idyllisch am Bodensee gelegen, finden sie jedes Jahr im Sommer statt: die Festspiele im österreichischen Bregenz. Auf der berühmten Seebühne begeistern seit 1946 die großen Werke: Verdis "Aida", Puccinis "Tosca" oder Bizets "Carmen". Mit besonderer Spannung wird jedes Jahr aufs überdimensionale Bühnenbild gewartet.

Bühnenbild Bregenzer Festspiele 2019, Rigoletto | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Die Bregenzer Festspiele 2019 werden am 17. Juli mit "Rigoletto" eröffnet. Inszenierung und Bühne gestaltet Philipp Stölzl.

Gruseleffekt in Übergröße

Bühnenbild Bregenzer Festspiele 1999, Ballo in maschera | Bildquelle: picture-alliance/dpa Das Bühnenbild zu "Ballo in maschera" entwarfen 1999 Richard Jones und Antony McDonald | Bildquelle: picture-alliance/dpa Es war einmal ein menschliches Skelett: 25 Meter hoch, zur Ansicht im Profil. Es beugte sich über das Buch des Lebens und schlug eine Seite darin auf. Die linke Seite fungierte als Spielfläche für Opernsänger, die rechte als Rückwand des Schauplatzes. Wenn man den Feldstecher hervorkramte, erkannte man: Das war kein gewöhnliches Buch voller Buchstaben, sondern eine Anleitung für verschiedene Tänze - wie früher in einigen Gesellschaftsschichten üblich. Und es ergab sich ein Totentanzbild: Stichwort Memento mori.

Mit einem Gruseleffekt also wurde der Besucher des Bregenzer Spiels auf dem See empfangen – vor genau zwanzig Jahren (1999). Zum "Ballo in maschera", dem Maskenball lud man damals, einer Neuproduktion der auf historischen Ereignissen beruhenden Verdi-Oper. Die Geschichtsstunde zum Mord an König Gustaf III. von Schweden in Stockholm erteilte das britische Regieteam Richard Jones und Antony McDonald. Es bescherte dem Publikum Gänsehaut im XXL-Format.

Publikumsliebling Verdi

Bühnenbild Bregenzer Festspiele 2009, Aida | Bildquelle: picture-alliance/dpa Ein Fuß mit Schuhgröße 2400 wurde 2009 im Bühnenbild zu "Aida" platziert. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Aber das war nicht die erste Bregenzer Sternstunde im Zeichen Verdis. Schon 1993 hatte es einen "Nabucco" gegeben. In der Inszenierung von David Pountney war der berühmteste aller Chöre von beklemmender Wirkung: das sehnsuchtsvoll in die Ferne schweifende "Va pensiero". Und weitere Publikumslieblinge folgten: 2005 die Zigeunerchöre des "Trovatore" (Regieteam: Robert Carsen / Paul Steinberg).

Und als 2009 "Aida" an der Reihe war, erschallte unter open-air-Bedingungen auch der populärste aller Triumphmärsche bis tief in die Landschaft Vorarlbergs hinein (Regieteam: Graham Vick / Paul Brown). Mit dem Pharaonenstück war ein Veroneser Repertoire-Herzstück nach Bregenz gekommen, denn auf der anderen Seite der Alpen, in der Arena di Verona, verneigt man sich ja regelmäßig vor "Aida" - seit über hundert Jahren.

Mit James Bond in der Kulisse

Bühnenbild Bregenzer Festspiele 2008, Tosca | Bildquelle: picture-alliance/dpa Für das Bühnenbild zum Opernthriller "Tosca" war 2007/2008 Johannes Leiacker verantwortlich. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Nicht nur Verdi ist für Publikums-Hits zuständig. Giacomo Puccinis letztes Monumentalwerk "Turandot" war sogar schon zwei Mal in Bregenz zu sehen: 1979 und 2015. Ein anderer, eigentlich sogar noch beliebterer Puccini-Reißer rief 2008 den heißesten aller Spione auf den Plan: James Bond, bekannt als 007, Geheimagent seiner Majestät.

Bei Dreharbeiten zum Leinwandopus "Ein Quantum Trost" war das Bregenzer Bühnenbild zu Puccinis "Tosca" längst errichtet, als eine Crew vom Film anrückte. Und Frauenschwarm Daniel Craig machte bella figura auf einer Verfolgungsjagd, genau dort, wo sonst für die Helden der Vokalkunst keine vergleichbare Kamera-Nähe hergestellt wird.

Spaß für 7.000 auf der Seebühne

Bregenzer Festspiele 2001, La Bohème | Bildquelle: picture-alliance/dpa Bistrotische für Riesen - vom bewährten Regie- und Austattungsteam Richard Jones und Antony McDonnald für Puccinis "La Bohème" 2001. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Im Gegenteil: Riesige Distanzen müssen auf der Seebühne normalerweise überbrückt werden, mit gigantischen Bildern und ebensolchen Sänger-Gesten. Mimische Feinarbeit entfaltet sich woanders. Dafür können hier nicht weniger als siebentausend Menschen gleichzeitig bespaßt werden. Und das kollektive Gemeinschaftsgefühl gerät so übergroß wie die Szenerie vor dem stattlichsten Gewässer Deutschlands.

Bisweilen dürfen Solisten und Choristen vor Ort sich auch wie Liliputaner fühlen und auf enormen Stühlen Platz nehmen oder auf überdimensionierten Tischen tanzen. Etwa im Café Momus zu Paris, genauer: in Puccinis "Bohème". Wiederum Richard Jones und Antony McDonald hatten die Seebühne dafür im Jahr 2001 gestaltet. Und im Ganzen steht außer Frage: Puccini und Verdi inspirierten am Bodensee schon vielfach zu Sternstunden des spektakulär ausgerichteten Musiktheaters. Daran wird der diesjährige "Rigoletto" von Philipp Stölzl anknüpfen wollen.

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