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Kostprobe | 02.10.2022 John Coprario - "Papagei oder genialer Parodist?"

Papagei oder Parodist? Zwar hat er sich von italienischen Madrigalen inspirieren lassen. Wie bloßes Nachgeplapper klingen John Coprarios Bearbeitungen für Gamben-Consort aber keineswegs.

CD-Cover: John Coprario - "Papagei oder genialer Parodist?" | Bildquelle: © Ramée

Bildquelle: © Ramée

Manix, er liebt Sprachspiele und Sprachwitze. Und das war dann seine Idee sagt Romina Lischka und schiebt den schwarzen Peter weiter zu Marnix de Cat, den Leiter des Pluto-Ensembles. Denn ein bisschen provokant ist es ja schon den Komponisten John Coprario als Papagei zu bezeichen. Unorignelles Nachgeplappere, das trifft auf die Musik von Coprario natürlich nicht zu, aber treffend ist der Titel "Papagei oder genialer Parodist" trotzdem.

Ursprünglich vokale Musik

Ende des 16. Jahrhunderts war das italienische Madrigal in England schwer in Mode. Auch John Coprario war im Italien-Fieber, hat sogar seinen Nachnamen italianisiert, und jede Menge dieser ursprünglich vokalen Musik für Gambenensemble bearbeitet. Dabei ist seine Herangehensweise nie gleich, sagt Romina Lischka vom Hathor Consort:

"Es gibt Stücke, die wir aufgenommen haben, als Vokal- und Insmtrumentalversion und manche obwohl man eigentlich davon ausgehen kann, dass sie doch davon inspiriert waren, sind total anders und bei andern Teilen merkt man doch, dass gewisse Motive, Ideen, Harmonien oder manchmal sogar ganze harmonische Sätze doch irgendwie übernommen wurden. Also nicht abgeschrieben. Es ist natürlich jedesmal anders, aber man spürt, dass es doch davon inspiriert ist."

Original und Bearbeitung stehen nebeneinander

Die Originalkompositionen stammen von Komponisten wie Luca Marenzio, Alfonso Ferrabosco, Orazio Vecchi und auch Monteverdi ist dabei, und daneben die Bearbeitungen von John Coprario und auch von einigen seiner englischen Kollegen. Das Besondere an der CD ist, dass Original und Bearbeitung nebeneinander stehen. Das Hathor Consort hat dafür mit Marnix de Cat und dem Pluto Ensemble zusammengearbeitet.

"Was die Herausforderung ist, weil man so Wort für Wort oder Satz für Satz Musik macht. Man denkt nicht mehr so 1, 2, 1, 2, und ich muss meine Noten darin spielen. Und es ist auch eine Art von Freiheit, die man hat." (Romina Lischka, Hathor Consort)

Eine Freiheit, die aber auch andere Fragen aufwirft als das beim Musizieren im reinen Instrumentalensemble der Fall ist: das gemeinsame Atmen z.B. oder die neuen Farbkombinationen. Das alles wirkt hier sehr stimmig und aus einem Guss. Die Grenzen zwischen vokal und instrumental verschwimmen.

Die Orientierung am Vokalen sieht Romina Lischka als eine Bereicherung: "Das wirkt sich dann auch aus wenn wir nur instrumental spielen, dass wir beginnen in jedem Teil zu experimentieren und versuchen soviele Klangkombinationen und Farben und Konsonanten und Vokale zu finden wie möglich."

John Coprario – Parrot or Ingenious Parodist?

John Coprario, Alfonso Ferrabosco, Luca Marenzio, Orazio Vecchi, Claudio Monteverdi, Giovanni Pierluigi da Palestrina
Pluto Ensemble (Marnix de Cat), Hathor Consort (Romina Lischka)
Label: Ramée

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 2. Oktober 2022, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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