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BR-KLASSIK-Hörerreise nach Mailand Campari, Abendmahl und große Oper

Mailand ist Italiens führende Mode-Metropole. Die Stadt weist vermutlich landesweit die größte Dichte an Trattorie, Osterie und Ristoranti auf. Und sie hat Italiens berühmtestes Opernhaus. Der Besuch von Charles Gounods Oper "Roméo et Juliette" an der Scala war einer von vielen Höhepunkten der dreitägigen BR-KLASSIK-Hörerreise. Moderator Michael Atzinger hat die Gruppe mit 29 Musikfreunden begleitet.

Mailänder Scala | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

"Verpassen Sie nicht den Moment, in dem kurz vor Beginn der Vorstellung die Lichter gelöscht werden!", hatte unsere Reiseleiterin Fedra Pavesi gesagt. Ein wahrhaft magischer Augenblick: Für ein paar Sekunden leuchten auf sechs Etagen sämtliche Logen der Mailänder Scala glutrot, wie geschaffen für das Stück des Abends, "Roméo et Juliette" von Charles Gounod. Nach den ersten Szenen war uns allen klar: Für den Roméo von Vittorio Grigolo würde das ein großer Abend werden. Der 42-Jährige aus dem toskanischen Arezzo kann fechten und klettern, ist ein mitreißender Darsteller – und besitzt eine der strahlendsten Tenorstimmen unserer Zeit. Diana Damrau als Juliette begann stimmlich verhalten, ließ sich nach der Pause als indisponiert entschuldigen – und drehte dann groß auf. Die Inszenierung von Bartlett Sher überwältigte mit betörend schönen Traumsequenzen des Liebespaars und handwerklich stupend gearbeiteten Massenszenen. Direkt in die Herzen der Mailänder – und unserer BR-KLASSIK-Hörergruppe – dirigierte sich der 29-jährige Lorenzo Viotti. Wir wohnten fußläufig zur Scala – und unsere gruppeninterne Kritikerrunde löste sich erst nach ein Uhr nachts an der Hotelbar auf.

Mailands mutige Architektur

Ob eine Stadt als Metropole wahrgenommen wird, zeigt sich vielleicht an der Qualität ihres Opernhauses – und bestimmt auch an ihrer Architektur. Da hat Mailand in der Vergangenheit sicherlich manches falsch gemacht (der Erweiterungsbau der Scala ist von ausgesuchter Hässlichkeit), aber auch vieles richtig: Bauen braucht Mut, und den beweisen die Mailänder mit ihrem Vorzeigeprojekt "Porta Nuova". Stahl, Glas und Beton kombiniert mit Brücken, Wasser und viel Grün. Und mittendrin ein nachhaltiger und international prämierter Wohntraum: der "Bosco verticale", zwei mit Hunderten von Bäumen bepflanzte Hochhäuser.

Das "Abendmahl" nur für uns

Mailand beherbergt, im Refektorium der Kirche Santa Marie delle Grazie, eines der berühmtesten Wandgemälde der Welt: Leonardo da Vincis "Abendmahl", neun Meter breit, über vier Meter hoch. Im normalen Besichtigungstrubel wird man nach zehn Minuten wieder hinauskomplimentiert – wir hatten, außerhalb der Öffnungszeiten, eine ganze Stunde nur für uns. Die Passion, mit der uns Fedra, unsere begnadete Reiseleiterin, die Bildkomposition näherbrachte – die Blickkontakte der Apostel, die Maltechnik – machten Gänsehaut.

Am nächsten Vormittag führte Fedra uns durch die noch besucherleere "Pinacoteca di Brera" und begeisterte die Gruppe mit einem 90-minütigen Ritt durch die Geschichte der italienischen Malerei. Bellinis Madonnen als atemberaubend schöne Models des 15. Jahrhunderts, Mantegna als Meister der perspektivischen Verkürzung und Caravaggio als größter Licht- und Schattenzauberer seiner Zeit.

Ein Mekka für Genießer und Musikfreunde

Man schafft viel in drei Tagen Mailand – wenn man will. Und wir wollten alle. Auf das Dach des Doms, herein zum sonntäglichen Gottesdienst mit gregorianischen Chorälen, in die Kirche San Marco, wo der 14-jährige Mozart an der Orgel saß, in die luxuriöse Villa Necchi des Architekten Piero Portaluppi aus den 1930er-Jahren – und natürlich ins Café Prada im Zentrum der Galleria Vittorio Emanuele II. Im "Camparino", einer Jugendstilbar mit wunderschönen Mosaiken, serviert man zum berühmten Bitter, den Davide Campari 1867 erfunden hat, Salzmandeln, Oliven und allerhand weitere Köstlichkeiten. Sparen Sie sich ein bisschen Appetit auf – für ein Risotto alla milanese in einem der unzähligen Lokale der lombardischen Hauptstadt. Sehr einladend auch die Martini-Bar am Corso Venezia. Wie sagte Fedra? "Wenn Sie nicht sicher sind, ob Sie das, was Sie gerade bei Prada oder Armani gesehen haben, kaufen wollen – nach dem dritten Martini kaufen Sie alles!" Mailand – ein Mekka zum Shoppen, Essen, Trinken, Staunen. Und für alle Musikfreunde.

Sendung: "Allegro" am 21. Januar 2020 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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