Mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks interpretiert Emmanuel Ax am 20. und 21. Dezember gleich zwei Werke: Haydns Klavierkonzert D-Dur und Strawinskys Capriccio. Beide Komponisten liegen dem Pianisten sehr am Herzen – wegen ihres Humors und ihrer unbändigen Fantasie. Gleich mehrere Werke an einem Abend zu spielen, ist für Ax kein Problem, wie er im Interview verrät.
BR-KLASSIK: Zwei Klavierkonzerte an einem Abend – machen Sie so etwas öfter oder ist das eher eine Ausnahme?
Emmanuel Ax: Das hängt immer vom Repertoire ab. Wenn ein Stück kürzer oder etwas außergewöhnlich ist, dann gibt es öfters solche Kombinationen. Zum Beispiel spiele ich die Burleske von Strauss oft mit dem kurzen Mozart-Konzert KV 449, oder eben das Capriccio von Strawinsky zusammen mit Haydn. Diese Zusammenstellung funktioniert offensichtlich sehr gut. Manchmal kombiniere ich ein modernes Stück, zum Beispiel von Christopher Rouse oder John Adams, mit einem Standard-Klavierkonzert. Ich habe sogar schon beide Klavierkonzerte von Brahms an einem Abend aufgeführt. Das ist also durchaus machbar.
Haydn und Strawinsky waren einfach grandiose und kreative Komponisten.
BR-KLASSIK: Sie sind also eine Art "Marathon-Mann"?
Emmanuel Ax: Das ist eigentlich kein Marathon. Wir Pianisten geben ja ganze Klavierabende, und das ist noch viel mehr als zwei Klavierkonzerte.
BR-KLASSIK: War es Ihre Idee, das Strawinsky-Capriccio mit Haydn zu kombinieren?
Dieses Stück erinnert wirklich an eine Zirkusvorführung.
BR-KLASSIK: Strawinskys Capriccio stammt aus den Jahren 1928/29. Der Komponist hat es für sich selbst geschrieben, weil er ja auch oft als Pianist auftrat, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Dafür brauchte er ein effektvolles und publikumswirksames Werk. Was zeichnet dieses Stück Ihrer Meinung nach aus?
Emmanuel Ax: Man könnte es als ein Zirkusstück mit diversen Showeinlagen bezeichnen. Es gibt Akrobaten, den lustigen Clown und den traurigen Clown, der durch die traurigen Töne der Oboe repräsentiert wird. Dann wieder klingt es recht kraftvoll - als kämen die Löwen oder Bären herein. Dieses Stück erinnert wirklich an eine Zirkusvorführung. Es ist so brillant, Strawinsky war ja auch ein großartiger Pianist. Es gibt eine fantastische Aufnahme aus den 1930er Jahren, auf der er dieses Stück selbst spielt. Es ist geniale Musik. Strawinsky ist wahrscheinlich der Mozart oder der Haydn des 20. Jahrhunderts. Seine Genialität ist unglaublich.
Sendung: "Leporello" am 20. Dezember 2018 um 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK.
München, Philharmonie im Gasteig
20. und 21. Dezember 2018
Maurice Ravel:
Le tombeau de Couperin
Joseph Haydn:
Konzert für Klavier und Orchester D-Dur, Hob. XVIII:11
Igor Strawinsky:
Capriccio für Klavier und Orchester
Maurice Ravel:
Ma mère l'oye (Ballett)
Emanuel Ax (Klavier)
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Leitung: David Robertson