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Die Komponistin Meredi Tür zu einer anderen Welt

Ihr Werk "Cosmic Wind" ist zu hören bei "Antennengluehn" - Nacht der Neuen Musik am Samstag, den 27.10.2018 im Münchner Gasteig. Bei Meredi war eigentlich schon immer klar, wo die Reise beruflich hingehen würde.

Meredi Arakelian | Bildquelle: © Andrea Altemüller

Bildquelle: © Andrea Altemüller

Schon als ganz kleines Kind war sie eine Komponistin – nur wusste sie damals noch nichts davon. "Wir hatten immer ein Klavier im Wohnzimmer. Meine Mutter hat erzählt, dass ich nie durchs Wohnzimmer durchgehen konnte, sondern immer ans Klavier gegangen bin, meine Melodien gespielt und dazu in einer Fantasiesprache gesungen habe", erzählt sie.

Radiostation im Kopf

Sprechen konnte sie damals noch nicht. Mit sechs Jahren erhielt sie dann Klavierunterricht. Noten zu lernen war für Meredi anfangs sehr schwer. Außerdem wollte sie nicht einsehen, Stücke von anderen zu spielen. "Das war für mich befremdlich. Ich hab' den Grund nicht so ganz verstanden, weil in meinem Kopf war doch genug. Das ist so wie zwei Radiostationen, die parallel zueinander laufen. Ich kann auch oft keine Musik hören, weil im Kopf bereits so viel Musik ist. Es macht dann keinen Sinn, einen anderen Sender einzuschalten, weil der eigene schon läuft." Ihre Klavierlehrerin zeigte Verständnis und ermutigte sie, ihre eigenen Melodien aufzuschreiben. Mit acht Jahren komponierte sie dann ihr erstes Stück. Mit zehn Jahren studierte sie Harfe und zwei Jahre später hatte sie Kompositionsunterricht an der Uni.

Tür zu einer anderen Welt

Meredi heißt auf Deutsch "Melodie" – der Name könnte wohl kaum passender sein. Ihr Kompositionstalent beschreibt sie als eine Tür in eine andere Welt, zu der sie einen Zugang gefunden hat. Sich Melodien einfallen zu lassen, ist für Meredi nicht schwer: "Das läuft sowieso die ganze Zeit und ich muss nur die Tür öffnen und dann kommt das zu mir. Aber manchmal kann ich es nicht kontrollieren, und die Tür wieder zuschließen. Das ist eher mein Problem."

Die Musik holt sie immer wieder ein

Als sie in die Pubertät kam, hatte Meredi ein großes Fragezeichen im Kopf. Sie hinterfragte, woher sie diesen Zugang zur Musik hatte und warum sie anders als ihre Freunde war. "Eine Zeit lang wollte ich so normal wie möglich sein und hatte keine Lust auf diese andere Welt", sagt sie. "Aber die hat mich dann immer wieder eingeholt, und ich kann da auch gar nichts dagegen tun. Ich wär' auch eine Zeit lang gerne Astronautin oder Düsenjet-Pilotin geworden. Aber ich kann mich gar nicht länger als ein paar Wochen auf ein anderes Thema konzentrieren, das geht nicht. Das holt mich immer wieder ein."

Bauen mit Lego

In diesem Jahr hat sie ihr Studium "Komposition für Film und Medien" bei Gerd Baumann an der Musikhochschule München abgeschlossen. In der Filmmusik muss man alle Genres bedienen können. Auch Schlager hat Meredi schon geschrieben.

Das ist ein bisschen wie Lego bauen. Immer, wenn ein neues Genre von mir verlangt wird, muss ich eine neue Lego-Welt bauen. Die Bausteine sind ja da. Das ist ja alles Musik.
Meredi Arakelian

Momentan versucht die Komponistin, noch etwas anderes Neues zu schaffen: Sie möchte eine dritte Dimension, ein Raumerlebnis, in ihrer Musik finden. In diesem Sinne schrieb sie beispielsweise das Stück "Cosmic Wind". Die Melodie dieses Werks spukte ihr schon seit etwa 15 Jahren im Kopf herum: "Ich weiß noch, dass es eine sehr starke Melodie war, die mich damals sehr geprägt hat, die mich auch über Jahre begleitet hat – und ich hab‘ sie nie verwendet." Dann hatte sie die Idee, vier Sängerinnen in einem großen Raum verteilt aufzustellen und damit ein Raumerlebnis zu schaffen – die perfekte Umsetzung für die Melodie in ihrem Kopf.

Die Musik anderer Komponisten spielen? Das ist mittlerweile kein Problem mehr für sie: "Das Üben gibt meinem Gehirn Entspannung. Musik zu machen, ohne dass sie von einem selbst kommt, ist wirklich sehr entspannend. Es ist wie eine Gehirn-Massage. Man kann den kreativen Kopf dann einfach zurückschalten."

Sendung: Piazza am 27.10.2018 ab 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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