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Marseille - 23. Februar 1927 Régine Crespin wird geboren

Sie hätte das schönste Leben haben können, das man sich als Frau vorstellen kann. Denn als Régine Crespin fünf Jahre alt ist, ziehen ihre Eltern mit ihr nach Nîmes und eröffnen dort ein Schuhgeschäft, mit 17 Angestellten. Régine will zunächst Apothekerin werden - patzt aber im Abitur und gewinnt dafür den Gesangswettbewerb "Concours des plus belles voix de France".

Sängerin Régine Crespin | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

"Succès oblige" - Erfolg verpflichtet

Der Vater hat sich die Karriere seiner Tochter zwar anders vorgestellt, erlaubt aber ein Studium am Pariser Konservatorium. Vielleicht auch, weil er erkennt, dass Régine zu Hause leidet: unter und mit ihrer alkoholsüchtigen Mutter. Am liebsten singt die 16-Jährige Chansons von Charles Trenet. Aber der Erfolg verpflichtet: Drei Preise während der Ausbildung öffnen ihr die Tore zu den französischen Opernhäusern. 1950 debütiert Régine Crespin in Mulhouse als Elsa. Als sie unverhofft von Wieland Wagner für Bayreuth angefragt wird, kann sie ihm nur auf Französisch vorsingen. Bis zum Festspielsommer 1958 beherrscht sie die Kundry in einwandfreier deutscher Diktion - und wird gefeiert. Noch im selben Jahr heiratet sie ihren Deutschlehrer.

Parlando- und Mezzavoce-Wunder

Régine Crespin macht international Karriere: in Glyndebourne, Salzburg, Mailand, London und an der MET. Auch mit französischen Rollen, aber mehr noch mit italienischen und deutschen. Ihre Marschallin im "Rosenkavalier" gibt sie als "Grande Dame aus dem französischen Salon", wie ein Kritiker schreibt. Sie ist ein Parlando- und Mezzavoce-Wunder und für viele eine gute Alternative zu Elisabeth Schwarzkopf.

Natürlich gibt es Aufnahmen von Régine Crespin. Kenner aber sagen, man muss diese Stimme live gehört haben. Diesen farbenreichen Zwischenfachsopran, der seinen Zauber trotz aller Opulenz im Piano und im Pianissimo entfaltet. Als Herbert von Karajan sie als Elisabetta im "Don Carlo" will, lehnt sie ab - und hadert mit ihrer Entscheidung.

Es ist besser, wenn man bedauert, eine Rolle nicht gesungen zu haben, als wenn das Publikum bedauert, dass man sie gesungen hat.
Régine Crespin

Régine Crespin als Tosca

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