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Wolfgang Amadeus Mozart Klaviertrio KV 542

Für manchen Mozartkenner gehören sie zum Schönsten, was Mozart überhaupt geschrieben hat: die drei Klaviertrios KV 502, 542 und 548, die der Komponist während der Arbeit an seinen letzten Symphonien geschrieben hat. Anders als das Streichquartett war das Klaviertrio lange Zeit eine Art erweiterte Klaviersonate: Das Klavier stand im Zentrum, Violine und Cello waren Begleitinstrumente. Mozart hat diese Praxis aufgeweicht – auch in seinem Klaviertrio E-Dur KV 542. Uta Sailer stellt dieses Werk zusammen mit dem Cellisten Daniel Müller-Schott vor.

Wolfgang Amadeus Mozart in Salzburg | Bildquelle: picture-alliance / akg

Bildquelle: picture-alliance / akg

Die Sendung zum Anhören

Natürlich, direkt und selbstbewusst gibt sich das Trio. Ebenso wie Mozart selbst, kurz nach Fertigstellung des Werkes in einem Brief an seinen großzügigen Gönner und Kammermusikkollegen Michael Puchberg: "Wenn sie die liebe und freundschaft für mich haben wollten, mich auf 1 oder 2 jahre, mit 1 oder 2 Tausend Gulden zu unterstützen, so würden sie mir auf Acker und Pflug helfen. Mit nichts macht man nichts. Wenn sie mir diese freundschaft thun, kann ich mit sorgenlosern gemüth und freyern Herzen arbeiten, folglich mehr verdienen. P.S.: Wann werden wir wieder bey ihnen eine kleine musique machen? Ich habe ein neues Trio geschrieben."

Wenn er einen Cellovirtuosen gehabt hätte, wäre es vielleicht etwas virtuoser ausgefallen.
Daniel Müller-Schott über Mozarts Klaviertrio KV 542

Die Violine ist dem Klavier fast gleichgestellt

Daniel Müller-Schott | Bildquelle: © Uwe Ahrens Daniel Müller-Schott | Bildquelle: © Uwe Ahrens Mozart musste nicht lange warten. Weder auf das Geld noch auf die gewünschte Zusammenkunft. Man traf sich im häuslichen Salon zum Musizieren. Er selbst saß am Klavier, dem der Hauptpart musikalischer Arbeit zufiel. Dass aber, wie in früheren Klaviertrios üblich, Violine und Violoncello reine Begleitfunktion erfüllen, ist hier nicht der Fall. Besonders die Violine ist dem Klavier fast gleichgestellt. Zur Rolle des Violoncellos äußert sich Cellist Daniel Müller-Schott, der das Trio zusammen mit Andre Previn und Anne-Sophie Mutter eingespielt hat: "Wenn er einen Cellovirtuosen gehabt hätte, wäre es vielleicht etwas virtuoser ausgefallen. Was mir besonders gefällt, ist, dass Violine und Cello, auch wenn sie wenige Noten haben, große Bedeutung haben. Sie haben nie etwas Belangloses, Triviales, sondern immer eine persönliche Note, die persönlichen Ausdruck schafft.

Leichtfüßig und schwerelos

Die persönliche Note, die Intimität – sie haben dieses Trio zu einem der Klaviertrios schlechthin werden lassen. Schon der Mozartbiograph Alfred Einstein rühmte es als Krone der Gattung. Frédéric Chopin schätzte es sehr und führte es mehrmals auf und auch Mozart selbst war zufrieden. Dass es trotz seiner Direktheit so leichtfüßig und schwerelos daherkommt, ist immer wieder auf die Verwendung der Tonart E-Dur zurückgeführt worden, auch von Daniel Müller-Schott: "Die Tonart hebt das Stück vom Boden weg, es ist sehr losgelöst und hat auch etwas sehr Schwebendes an vielen Stellen, und auch etwas sehr Tiefgründiges."

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Heikel für die Interpreten

Einen besonderen Reiz erhält das Trio durch die kunstvolle Verwebung der drei Stimmen – und genau hierin liegt auch die Schwierigkeit der Interpretation, sagt Daniel Müller-Schott: "Die Schwierigkeit liegt in der Ausbalancierung einzelner Stimmen. Nur weil der Klavierpart ausgearbeitet ist, darf man nicht denken, ich kann mich in den Vordergrund stellen. Das Gegenteil ist der Fall: Man muss immer versuchen, die einzelnen Stimmen herauszuarbeiten, damit der Hörer plastisch nachvollziehen kann, was in der Begleitung passiert. Man muss leise spielen und trotzdem einen sprechenden Charakter finden. Das ist ganz schwierig."

Weg von aller Realität

Wenn es gelingt, dann entsteht ein nobler Konversationston, zart und in sich ruhend. Insbesondere im zweiten Satz: "Der langsame Satz ist für mich sehr introvertiert, ganz einfach", so Daniel Müller-Schott. "Ich habe hier das Gefühl, dass Mozart eher zu sich selbst spricht als zum großen Publikum. Das Seitenthema der Geige, das spielt Anne Sophie Mutter wirklich so herrlich und weg von aller Realität und jeder physischer Präsenz, das hat dann wirklich fast schon religiöse Züge für mich."

Gespräch dreier Instrumente

Die sphärische Entrücktheit des zweiten Satzes wird im Schlusssatz zurückgeführt in die Direktheit des Beginns. Und gerade hier, im dritten Satz, deutet sich zaghaft an, dass Mozart weniger an einer Selbstdarstellung des Klaviers denn an einem Gespräch dreier Instrumente gelegen war. "Im letzten Satz, wenn sich Geige und Klavier brillante Passagen zuspielen, das ist neu, das gab es in diesem Werk vorher nicht und ist unglaublich spannend zu hören."

Musik-Info

Wolfgang Amadeus Mozart:
Trio für Klavier, Violine und Violoncello Nr. 5 E-Dur, KV 542


Anne-Sophie Mutter (Violine)
André Previn (Klavier)
Daniel Müller-Schott (Violoncello)
Konzertmitschnitt

Sendung: "Das starke Stück" am 15. März 2022, 19.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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