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Korngolds "Die tote Stadt" an der Bayerischen Staatsoper "Das wird ein verdammt spannender Abend"

Erich Wolfgang Korngolds "Tote Stadt" hat ein gespenstisches Sujet: Paul lebt in Erinnerung an seine verstorbene Frau Marie. Dann lernt er die Tänzerin Marietta kennen. Sie sieht genauso aus wie Marie, und Paul verliebt sich in sie – oder doch nur in das Abbild seiner toten Frau? An der Bayerischen Staatsoper wird die "Tote Stadt" am 18. November zu sehen sein. Die Inszenierung stammt von Simon Stone. Jonas Kaufmann debütiert als Paul, Marlis Petersen als Marietta. Am Pult steht Kirill Petrenko. Und bei Korngolds Musik kommt sogar der ins Schwitzen, wie Jonas Kaufmann verrät.

"Die tote Stadt" von Korngold an der Bayerischen Staatsoper; Jonas Kaufmann (Paul) und Marlis Petersen (Marietta) | Bildquelle: W. Hösl / Bayerische Staatsoper

Bildquelle: W. Hösl / Bayerische Staatsoper

Es war Kirill Petrenkos innigster Wunsch, Korngolds "Tote Stadt" auf die Bühne zu bringen. "Er war im Laufe dieses Prozesses sehr verzweifelt", sagt Jonas Kaufmann. "Und er hat gesagt: Was haben wir da getan? Was haben wir angefangen? Wir haben ihn dann öfter den Satz sagen hören: Wenn wir hier nicht ganz zusammen sind, dann ist das nicht so schlimm. Die Assistenten haben sich das sofort notiert, weil sie das noch nie von ihm gehört haben! Wir sind in der 'Toten Stadt' an eine Kapazitätsgrenze gestoßen, weil so viele Dinge gleichzeitig passieren."

Wir sind in der 'Toten Stadt' an eine Kapazitätsgrenze gestoßen.
Tenor Jonas Kaufmann

Video-Interview mit dem Tenor Jonas Kaufmann

Hier finden Sie unser Video-Interview mit Jonas Kaufmann über Korngold und seine Online-Gesangskurse "Meet the Master".

Eine ungemein anspruchsvolle Oper

Korngold war erst Anfang zwanzig, als er die "Tote Stadt" komponiert hat. Eine lodernde, wilde, schillernde, teils erotisch-überhitzte Musik, die Genialisches in sich trägt. Allerdings achtete das ehemalige Wunderkind wenig darauf, was überhaupt machbar ist – sowohl für das Orchester, als auch für die Sänger. "Die tote Stadt" ist dadurch eine ungemein anspruchsvolle Oper, aber genau darin liegt ihr Reiz. Die Uraufführung war 1920, und wie viele Opern dieser Zeit, zum Beispiel "Die Frau ohne Schatten" von Strauss oder Schrekers "Die Gezeichneten", steigt sie weit in die Tiefen und Untiefen der menschlichen Psyche hinab. Und sie beinhaltet den wohl letzten Hit der Operngeschichte: das Duett "Glück, das mir verblieb".

Ein neues Miteinander

Marlis Petersen | Bildquelle: © Yiorgos Mavropoulos Marlis Petersen singt die Partie der Marietta. | Bildquelle: © Yiorgos Mavropoulos Marlis Petersen hat mit ihren Rollenporträts der Lulu und Salome an der Bayerischen Staatsoper für Furore gesorgt. Mit der Marietta stellt sie jetzt wieder eine vielschichtige Figur auf die Bühne – in der Inszenierung von Simon Stone, die bereits 2017 in Basel Premiere hatte. Stone dreht gerade einen großen Film für den Streamingdienst Netflix und konnte deshalb nur sehr dosiert bei den Proben in München sein. Seine Assistentin Maria-Magdalena Kwaschik hat die Einstudierung übernommen und ist ganz auf die individuellen Persönlichkeiten von Kaufmann und Petersen eingegangen, wie die Sängerin betont: "Sie versucht eben nicht, die Besetzung in Basel zu kopieren, sondern mit uns beiden ein neues Miteinander zu kreieren. Und da hat sie lediglich zu Grunde gelegt, was im jeweiligen Moment die eigentliche Geschichte ist, und so konnten wir einfach drauflosspielen. Es hat sich wunderschön gefügt aus dem, was aus Basel bereits vorhanden war und aus dem, was wir neu machen konnten.

Ansporn und Herausforderung

Sein Debüt an der Bayerischen Staatsoper gibt der polnische Bariton Andrzej Filonczyk. Er ist erst 25 Jahre alt und singt schon große Rollen an den führenden Häusern der Welt in Zürich, London oder demnächst der MET in New York. In München wird er erstmals in der Doppelrolle Frank/Fritz zu erleben sein. Mit den Besten zusammenzuarbeiten, also Künstlern wie Kirill Petrenko oder Marlis Petersen, ist dabei für ihn gleichermaßen Ansporn und Herausforderung. Besonders angetan hat es ihm Jonas Kaufmann: "Ich verehre Kaufmann für seine große Karriere", schwärmt Filonczyk.

Ich liebe dunkle Tenorstimmen, und darum liebe ich Kaufmann.
Bariton Andrzej Filonczyk

Viele Bühnenarbeiter hinter den Kulissen

Die Inszenierung verspricht bildstark zu werden, mit großem technischen Aufwand. Marlis Petersen erzählt, dass sie selten so viele Bühnenarbeiter hinter den Kulissen gesehen hat. "Die tote Stadt" wird wohl für alle Beteiligten ein heißer Ritt. "Wir können nicht einfach sagen: Wir sind für die Premiere super vorbereitet und haben die volle Kontrolle", warnt Marlis Petersen. "Das wird ein verdammt spannender Abend."

"Die tote Stadt" an der Bayerischen Staatsoper und auf BR-KLASSIK

Musikalische Leitung: Kirill Petrenko
Inszenierung: Simon Stone
Premiere: Montag, 18. November

Informationen zu Terminen und Besetzung erhalten Sie auf der Homepage der Staatsoper.

Die Premiere am 18. November wird ab 18:30 Uhr live auf BR-KLASSIK übertragen.

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