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BR-Klassik vergibt 2021/22 einen Operetten-Frosch Der Frosch geht an die Staatsoperette Dresden für "Casanova"

BR-KLASSIK gratuliert der Staatsoperette Dresden, dem Regieteam und allen Mitwirkenden zu großem Operettenmut in besonders schwierigen Theaterzeiten!

Steckbrief

"Casanova“ von Ralph Benatzky für die Staatsoperette Dresden - inszeniert von Sabine Hartmannshenn

Los geht´s
...mit einem Vorspiel auf dem Theater, rechts auf der Vorderbühne, wo Casanova Matthias Störmer und sein Alter Ego Peter Lewys Preston in einer Art Männer-WG mit Garderobenständer hausen. Hier wird Störmer erst einmal ausstaffiert, ehe er die Bühne betritt.

Mitreissend:
Wie die Aufführung trotz der teils amüsanten, teils didaktischen Unterbrechungen in der Männer-WG Fahrt aufnimmt und zu einem rasanten Revue-Rhythmus findet. Chor und Ballett stürzen sich mit Wonne in diesen Bilder-Rausch und werden dabei von Jörn-Felix Alt – sonst selbst auf der Bühne – flott und witzig choreographiert.

Verblüffend:
Sind vor allem die 260 Kostüme von Edith Kollath. Sie erzählen nicht nur pointiert die Ortswechsel: von Venedig über Tarragona und Wien bis nach Potsdam und bebildern so erst die leere Bühne – eine in sich drehbaren Showtreppe von Lukas Kretschmer. Dabei wird dem Auge alles geboten: von rammelnden Bunnies bis zu phallischen Rokoko-Perücken.

Operettenpeis 2021/2022 für "Casanova" an die Staatsoperette Dresden | Bildquelle: © BR-KLASSIK-Operetten-Boulevard Bildquelle: © BR-KLASSIK-Operetten-Boulevard

Aha-Effekt:
(Einer von vielen): Wie Jeanette Oswald als kapriziöse Ballerina Barbarina in wechselnden, herrlich-grotesken Revue-Garderoben immer mal wieder über die Bühne schwebt und schließlich als Riesenschneekristall glänzt.

Bewegend:
Wie Matthias Störmer in der Titelrolle die Tiefschläge souverän wegsteckt, die ihm das Libretto verpasst. Ein innerlich zwischen seinem Ruf als Frauenheld und seinem von der politischen Korrektheit zermartertem schlechten Gewissen Zerrissener – und trotzdem stimmlich und darstellerisch ein echter Verführer.

Erstaunlich:
Wie modern das Frauenbild in dieser Operette ist. Lauter selbstbewusste Charaktere, an denen sich Casanova oft vergeblich abarbeitet. In Dresden wird dieser Aspekt besonders betont durch die starke Frauenriege im Ensemble, allen voran die keuschheitsbesessene Kaiserin Maria Theresia der Ingeborg Schöpf. Steffi Lehmann als gar nicht fromme Helene gibt eine selbstbestimmte Ehefrau, aber auch die Komiker glänzen: Dietrich Seydlitz als lüstern-verlogener Keuschheitskommissar und vor allem das proletarische Buffopaar Andreas Sauerzapf als Costa – Casanovas Leporello – und Florentine Schumacher als seine herrlich burschikose Trude aus Berlin.

Reizvoll:
Schon 1928 unterlief Casanova als dramaturgisch zugespitzte Revue gängige Operettenklischees. Wie hier starke Frauen, eingepackt in grandiose Revuebilder, dem legendären Lebemann lustvolle Lektionen erteilen, macht den besonderen Reiz dieser Operette aus. Und in Dresden wird diese Dramaturgie pointiert auf die Spitze getrieben. Wie das Stück ist auch die Inszenierung ein Vergnügen sowohl für den Kopf, als auch für die Sinne. Das gilt umso mehr für die Musik. Das Orchester der Staatsoperette unter der Leitung von Christian Garbosnik kostet die originellen Klangmischungen dieser Partitur genüsslich aus. Wunderbar, wie hier Straußklänge auf jazzige Saxophon-Effekte treffen, Foxtrott und Polka, Walzer und Tango geschmeidig ineinander übergehen.

Sei kein Frosch, küss ihn: Das Team vom BR-KLASSIK-Operetten-Boulevard ist begeistert und gratuliert der Staatsoperette Dresden zu großem Operettenmut!

Inszenierung: Sabine Hartmannshenn
Musikalische Leitung: Christian Garbosnik
Bühne: Lukas Kretschmer
Kostüme: Edith Kollath
Choreographie: Jörn-Felix Alt

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