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Korngolds "Stumme Serenade" im Landestheater Coburg
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Korngolds "Stumme Serenade" im Landestheater Coburg
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Korngolds "Stumme Serenade" im Landestheater Coburg
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Die FROSCH-Begründung
„Dass dich mein Herz erwählt, verriet mein Lied und hat es stumm erzählt.“ –
"Die stumme Serenade" - schon der Titel ist ein paradox. Und paradox verläuft auch die Handlung von Erich Wolfgangs letztem Bühnenwerk und erster Operette. Paradox ist schließlich auch die stilistische Zweideutigkeit des Werks zwischen großem Kino und Kammermusik. Das war schon 1954 bei der Uraufführung in Dortmund ein Problem und hat dazu geführt, dass die stumme Serenade nicht mehr aufgeführt wurde.
Umso verdienstvoller ist es, dass das nun geschah. Nicht in den Metropolen des Musiklebens, sondern in der so genannten Provinz. Die damit einmal mehr beweist, dass sie besser ist als ihr Ruf. Das gilt auch für Korngolds Werk. Der musikalischen Wiederentdeckung durch die CD der Freiburger Young Opera im Jahr 2012 folgt nun die szenische Wiederentdeckung in Coburg.
Es hat sich gelohnt. Die Inszenierung von Tobias Materna verrät eine stilistische Sicherheit im Umgang mit dem doch sehr disparaten Stück, die verblüfft. Überzeugend seine Entscheidung, die Handlung vom frühen 19.Jahhundert in die Entstehungszeit des Stücks zu verlegen, aus der Sängerin eine Filmschauspielerin zu machen und so dem Korngold´schen Sound auch atmosphärisch Rechnung zu tragen. Das Italien der 1950er Jahre, den meisten zumindest aus dem Kino bekannt, bildet eine passende Projektionsfläche für ein heutiges Publikum.
Bildquelle: BR-Klassik / Operetten-Boulevard
Ein Kino bildet denn auch das Zentrum des Bühnenbilds, kreisrund über der Drehbühne prangt der Titel: Die stumme Serenade. Durch einfache Drehung wird daraus ein Modesalon, das Büro des Ministerpräsidenten, das Haus der Filmdiva oder ein Gerichtssaal. Damit sind die vielen Verwandlungen geschickt gelöst und außerdem Milieu und Flair perfekt getroffen. Überhaupt besitzt die Ausstattung von Jan-Hendrik Neidert & Lorena Diaz Stephens Klasse. Vor allem die Kostüme, die ja eine zentrale Rolle im Stück spielen, sind originell und glamourös, wie man es von einem Landestheater kaum erwarten würde, Chapeau!
Ähnliches gilt für die Besetzung. Jede Rolle ist passend besetzt. Anna Gütter verfügt über Charme und Aussehen einer Filmdiva und über eine Stimme, die wie für Korngold geschaffen scheint. Auch Salomon Zulic del Canto liegt diese Musik in der Kehle, sein Akzent verleiht dem Schneider Coclé zusätzlich Statur. Und auch das Buffopaar Dirk Mestmacher und Jen Jelena Bankovic, Felix Rathgeber als korrupter Politkarrierist und Stephan Ignaz als Modedame en travestie sind absolut überzeugend. Von umwerfender Komik: Thorsten Köhler als Ministerpräsident.
Mit dieser Figur kommt auch die politische Dimension ins Spiel, die das Stück durchaus hat. Regisseur Tobias Materna bedient sie auf sehr ironische Art, fast schon Billy-Wilder-haft: Kein Holzhammer, sondern leichtes Florett - treffsichere Satire eitler Machtspiele, Kunst der Andeutung: Da genügt schon ein rutschendes Toupet als aktuelle Anspielung.
Fein wird auch musiziert von den nur acht Musikern des Philharmonischen Orchesters Coburg. Roland Fister leitet dieses Salonorchester mit leichter Hand, immer im Kontakt mit den Sängern - zugleich temperamentvoll und mit Übersicht, ein Ohrenschmaus.
Die stumme Serenade, szenisch wiederentdeckt nach über 60 Jahren und stilistisch gekonnt für die Gegenwart gerettet. Besonderes Lob für Operettenmut! Frosch erfolgreich geküsst !
"Die stumme Serenade“ von Erich Wolfgang Korngold am Landestheater Coburg in der Inszenierung von Tobias Materna.
Los geht´s …
… mit großem Kino. Eine runde Fassade im Stil der 1950er, Plakate und in großen Lettern der Titel: Die stumme Serenade. Die Erwartung steigt, die Kinobesucher trudeln ein, verschwinden hinter Klapptüren, und heraus kommt die Diva.
Überraschung:
Die Geschäftsführerin des Modesalons Coclé trägt nicht nur ein extravagantes Glockenkleid, sondern in diesem steckt auch noch ein Mann: Schauspieler Stephan Ignatz. Er macht aber aus der Rolle keine Transvestiten-Nummer, sondern das einfühlsame Porträt einer unglücklich Liebenden.
Größter Lacher:
Wenn dem martialische Tiraden schwingenden Ministerpräsidenten, bei seien kühnen Machtphantasien das Toupet verrutscht oder er sich in intimen Situationen wie der Duce gebärdet.
Gelungenste Szene:
Die Gerichtsverhandlung. Der angeklagte Schneider Andrea Coclé nimmt die Schuld sowohl an einem Bombenattentat auf den Ministerpräsidenten als auch am Liebes-Attentat auf seine Geliebte Silvia auf sich und sorgt so bei allen anderen Figuren für größte Verwirrung. Echte Tragikomik.
Verblüffend:
Wie stilsicher und gekonnt die Mannequins im Modesalon Coclé sich bewegen. Und vor allem, welche wirklich wunderbaren Modelle sie dabei tragen. So, als wären sie in Paris und nicht in Coburg.
Herausragend:
Die Stilsicherheit, mit der Regisseur Tobias Materna, das Genre beherrscht und die man heute ganz selten findet: Er weiß, wie man Operettendialoge spricht, wie man Operettennummern singt, wie man sich auf einer Operettenbühne bewegt und welche Rolle das Kostüm dabei spielt. Aus dem stimmigen Ineinandergreifen all dieser Elemente entsteht ein gelungener Theaterabend.
Aha-Effekt:
Das lebhaft politische Parlando-Couplet der bisher so bräsigen Sicherheitsministers, vorgetragen von Felix Rathgeber. Aus dem trögen beamten wird ein gerissener Intrigant.
Berührend:
Wie der anfangs so souverän auftretende Schneider bei Silvia schüchtern wird, liebt er sie doch heimlich. Deshalb hat er ihr nur eine stumme Serenade gesungen in jener Nacht, als sie überfallen und ihr ein Kuss geraubt wurde. Bis zuletzt bleibt offen, ob er das war oder nicht - auch für Silvia. So herablassend sie ihn anfangs auch behandelt hat, am Schluss ist es ihr egal, dass er "nur ein Schneider" ist. Sie verzichtet auf Macht und Geld, er ebenfalls. Diese zarte Annäherung beider berührt.
Mutig, neu, zeitgemäß.
Mutig war es, das Stück anzusetzen und so beherzt und zeitgemäß auf die Bühne zu stellen. Denn als zeitgemäß erweist sich der Zugang über die 1950er Jahre und über das Kino. Tobias Materna zeigt dabei ein Gespür für die Zwischentöne des Stücks (die erotischen, aber auch die politischen). So erscheint es in einem neuen Licht.
Sei kein Frosch, küss ihn:
Die Redaktion Operette ist überzeugt und gratuliert dem Intendanten – und auch dem Ensemble unter der Leitung von Tobias Materna – zu großem Operettenmut.
Inszenierung: Tobias Materna
Musikalische Leitung: Roland Fister
Ausstattung: Jan-Hendrik Niedert & Lorena Diaz Stephens
Choreographie: Dirk Mestmacher & Daniel Cimpean