SWEET SPOT.
Neugierig auf Musik
"Einfach passieren lassen, an nichts denken" – so setzt sich Lorenz Kellhuber am liebsten ans Klavier, dann kann die Musik fließen. Sein Ideal: Kontrolle durch Nicht-Kontrolle. Und dem, was dann passiert, kann sich niemand entziehen. Unter Lorenz‘ Fingern entspinnen sich Welten irgendwo zwischen Jazz, Klassik und Minimal Music. Und das klingt mal sphärisch-verträumt, mal kristallklar, mal scharf und betörend.
Bildquelle: Alescha Birkenholz
SWEET SPOT TV - der Jazzpianist Lorenz Kellhuber
Minimalistische Ekstase
Mit drei Jahren klimperte er Melodien aus Disneys "Dschungelbuch" auf dem Klavier nach. "Ich habe mir schon immer sehr viel über das Gehör erschlossen", erzählt Lorenz Kellhuber. Seine erste Lehrerin – in klassischem Klavier – hat erst nach zwei Jahren Unterricht festgestellt, dass er gar nicht richtig Noten lesen konnte. Perfekt vom Blatt zu spielen hat Lorenz später nachgeholt. Sich intuitiv vom Gehör leiten zu lassen, das hat er zum Glück beibehalten.
Im Alter von zehn hört Lorenz zum ersten Mal eine Aufnahme von Oscar Peterson, von da an ist es um den Jungen geschehen. Jazz: diese Musik soll seine Zukunft werden! Er spielt und spielt - stundenlang, manchmal bis drei Uhr morgens, denn die Jazzharmonien lassen ihn nicht los. Mit 16 geht er allein nach Berlin zum Studieren am dortigen Jazzinstitut, später auch nach New York. 2014 gewinnt er – als erster deutscher Musiker überhaupt – die "Parmigiani Montreux Jazz Piano Solo Competition". Seither übertreffen sich die Kritiker in Lobeshymnen über den "neuen Stern am Jazz-Piano-Himmel".
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SWEET SPOT trifft Lorenz Kellhuber im leeren Techno-Club Harry Klein in München. Die kahlen Wände atmen hier Schweiß und Ekstase, der Beat hallt noch fast spürbar nach. "Musikmachen ist für mich wie Trance: diese meditative Ader, die fast jede Musik hat", erklärt Lorenz. Dabei konzentriert er sich auf Weniges, auf Wesentliches. "Weniger ist mehr! Das klingt ganz schön abgedroschen", grinst er. Und doch zieht sich dieses Credo durch sein ganzes Leben: in Freundschaften, im Kleiderschrank und natürlich in der Musik. Die bunten Caro-Hemden müssen gedeckten Farben weichen und auf dem Klavier experimentiert Lorenz mit minimalistischen Mitteln, um so Kontraste in der Musik zu ergründen.
Bei seinen Auftritten geht Lorenz Kellhuber volles Risiko. Ganz ohne Plan, ohne Netz und doppelten Boden kommt er auf die Bühne - und improvisiert ganze Konzerte. "Es ist wie beim Bungee Jumping", schmunzelt Lorenz. "Man muss sehr viel Mut haben, um den Zustand zu erreichen, den es dafür braucht." Denn gerade beim Improvisieren gebe der Künstler verdammt viel von sich Preis. Man stünde fast wie ein bisschen nackt vor dem Publikum.
Ich will jeden Abend spielen, ich brauche nicht frei!
Und so sitzt er, ganz in sich gekehrt, mit geschlossenen Augen an seinem Instrument, das Gesicht leicht verzogen im Flow der Klänge. Er gibt nicht viel auf Show. Alles in seinem Leben dient der Musik, seiner großen Liebe. Dabei weiß Lorenz Kellhuber genau: Nur weil das letzte Konzert super lief, heißt es noch lange nicht, dass das nächste auch so wird. Jedes Mal wird das musikalische Tacho auf Null gesetzt. Und jedes Mal erfüllt Lorenz sich auch seinen großen Traum: das Publikum in eine andere Sphäre zu katapultieren. Sein Talent betrachtet er als Gabe und deshalb ist das Wichtigste für ihn, seine Musik an die Leute weiterzugeben, am liebsten jeden einzelnen Tag.
Sweet Spot, das ist im akustischen Sinne der Platz in einem Raum, an dem der Klang am besten ist. SWEET SPOT, das ist auch das junge Klassik-Magazin des Bayerischen Rundfunks, die junge Sicht auf Klassik im Radio, im BR Fernsehen und im Netz: trendy, unverschämt, überraschend und humorvoll. Hier treffen sich junge Musiker aus Klassik und Jazz, Stars und solche, die es noch werden wollen, kreative Köpfe, musikalische Querdenker und alle, die die Musikwelt neu denken – ob Tubisten, Schlagzeugerinnen, Streichquartette, Big Bands oder Kammerorchester. SWEET SPOT entdeckt originelle Klänge, Musiktrends und die Künstler von morgen. Willkommen im Wohnzimmer der jungen Klassikszene!
Dienstag, 16. Oktober um 23.45 Uhr - BR Fernsehen und als Preview ab 18:00 Uhr in der BR Mediathek
Sonntag, 21. Oktober um 9.45 Uhr - BR Fernsehen
Sonntag, 21. Oktober um 21.00 Uhr - ARD-alpha
Moderation: Annekatrin Hentschel
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