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Neugierig auf Musik

CD des Monats: Juli Christina Landshamer: Lieder

Christina Landshamer | Bildquelle: Marco Borggreve

Bildquelle: Marco Borggreve

An den Moment, als sich diese beiden Künstler kennengelernt haben, kann sich nur einer von beiden erinnern. Das war vor über 20 Jahren. Christina Landshamer saß als 16-Jährige in der hintersten Ecke im Wohnzimmer und lauschte dem Klavierunterricht ihrer Cousine. Sie war entzückt - hauptsächlich vom Klavierlehrer und von seiner Art, wie er unterrichtete. Der Pianist war kein Geringerer als Gerold Huber. 

Damals wusste Christina noch nicht einmal, dass sie später Gesang studieren würde, aber ihr war klar, dass sie mit diesem Pianisten unbedingt zusammen arbeiten wollte. Rund 20 Jahre später hat sich ihr Traum erfüllt und ihre Debüt-CD ist ausgerechnet ein Lied-Album geworden. Ihr Klavierbegleiter: Gerold Huber. Denn wie die kleine Klassikwelt so spielt, hat der irgendwann eine Aufnahme von ihr gehört und war gleichermaßen begeistert. 

Sie harmonieren wirklich gut, die Beiden. Musikalisch, aber auch wenn man sie zusammen erlebt: er der lustige Niederbayer mit feinem Gespür für den Duo-Partner, sie die quirlige Sopranistin, die musikalisch ein ganz genaues Ziel vor Augen hat. Christina Landshamer hat in den vergangenen Jahren viel Oratorium gesungen, auch auf der Opernbühne hat sie sich einen Namen gemacht. Aber ihr Herz hängt am Lied. 

Für ihre Lieder-CD hat sie sich als Kernstücke Lieder des böhmischen Komponisten Viktor Ullmann ausgesucht. Ein Komponist mit beeindruckender Geschichte: noch während er im Konzentrationslager Theresienstadt eingesperrt war, schrieb er viel Musik. Die zwei Lieder-Zyklen, die sie auf das Album gepackt hat, sind ein bisschen früher entstanden. 1940 und 1941. Christina kennt die Stücke schon seit ihrem Gesangsstudium, hat mit ihrem Lehrer viel an ihnen gearbeitet. 

Gerold Huber | Bildquelle: Marion Koell Der Pianist Gerold Huber | Bildquelle: Marion Koell Besonders interessant: Viktor Ullmann hat sowohl in den "Sonetten aus dem Portugiesischen" nach Gedichten von Elizabeth Barrett-Browning als auch in den "Six Sonnets de Louise Labé" Texte von Frauen vertont. Christina mag starke Frauen, sagt sie - und so war's nur konsequent, dass sie sich für ihre Lied-Aufnahme total reingegraben hat in das Thema und auf eine Zeitreise gegangen ist. Sie hat sich mit der Geschichte der Dichterinnen auseinandergesetzt, hat sich durch Renaissance-Literatur gewälzt, über den Humanismus nachgedacht, hat das alte Französisch der Textvorlage zu verstehen versucht und war hinterher nur noch sicherer: Da hat sie Lieder gefunden, die total zu ihr passen. 

Und genau das hört man auch: Christina Landshamer singt die sehr unterschiedlichen Stücke mit ihrer frischen, kernigen aber trotzdem klaren Stimme - und ganz viel Herzblut. Sie gibt jedem Stück seinen eigenen Charakter - mal schmachtend, träumerisch verliebt, mal härter, mal bestimmend. So bringt sie ganz verschiedene Frauenrollen zum Klingen. Mit auf der CD sind noch einige Schumann-Lieder. In den meisten geht's auch da um Liebe - bei Schumann aber aus der männlichen Perspektive. Ein schöner Kontrast! 

Die Ullmann-Lieder sind ziemlich unbekannt, klanglich und textlich manchmal ordentlich kompliziert. Man muss sie ein paar Mal hören, bis man alles verstanden hat - aber wenn so musiziert wird, dann möchte man auch nix anderes, als diese CD immer und immer wieder hören. 

CD-Info

LIEDER: Ullmann & Schumann
Christina Landshamer, Sopran
Gerold Huber, Klavier
Oehms Classics

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