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Kritik - "Die diebische Elster" an der Scala Akrobatik und Puppentheater

Oscar-Preisträger Gabriele Salvatores ("Mediterraneo") debütierte am Mittwoch an der Mailänder Scala als Opernregisseur. In Rossinis "La Gazza Ladra" ließ es der italienische Filmregisseur mit Marionetten, Akrobatik-Einlagen und Kulissen diverser Epochen ordentlich krachen. Das reichte aber nicht.

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Weltberühmt sind die militärischen Anfangsklänge der Ouvertüre zu Rossinis "La Gazza Ladra" - und in der Neuproduktion an der Mailänder Scala lässt der Regisseur Gabriele Salvatores erstmal die Puppen dazu tanzen.

Bildquelle: © Brescia Amisano TaS

Der rote Samtvorhang öffnet sich und gibt den Blick frei auf eine Miniaturkopie des Bühnenportals, und hier wird mit Marionetten ein Stück Vorgeschichte der Handlung gespielt: Ninettas Vater Fernando wird nach einer Auseinandersetzung mit seinem Offizier zum Fahnenflüchtigen. Dann öffnet sich das Bühnenbild und zu sehen ist eine seltsame Mischung von Kulissen diverser Epochen - und vom Bühnenboden herab schwebt die Elster an einem Seil. Die Akrobatin Francesca Alberti verkörpert sie und darf auch gelegentlich die Namen von Pippo und Ninetta rufen. Steht so im Stück.

Rampengesang der guten alten italienischen Schule

Akrobatik, Puppenspieler und Oper - inszeniert von einem Filmregisseur - mehr Gesamtkunstwerk geht ja eigentlich nicht auf einer Bühne. Leider hat Gabriele Salvatores aber versäumt, den Sängerdarstellern etwas zum Spielen zu geben. Ein sinnvoller Raum hätte auch schon geholfen. Inmitten des Sammelsuriums von Prospekten und halben Wänden wirken die Solisten trotz ihrer historischen Kostüme verloren und beschränken sich darstellerisch auf Rampengesang der guten alten italienischen Schule. Auch der Chor kann außer hübschen Tableaus nicht viel Leben auf die Bühne der Scala bringen. Das übernehmen die Puppenspieler und die Akrobatin zu den Zwischenspielen.    

Gnadenlose Buh-Rufe

Bildquelle: © Brescia Amisano TaS Rosa Feola debütiert als wunderschön timbrierte, in allen Lagen weich und rund klingende Ninetta, ihren Vater singt Alex Esposito mit voll tönendem, flexiblem Bassbariton. Edgardo Rocha als leichter Tenore di Grazia geht ähnlich wie seine junge Kollegin Serena Malfi mit ihrem samtigen Mezzo manchmal unter im riesigen Saal der Scala - auch wegen des bisweilen sehr wuchtigen Orchesterklanges, den Riccardo Chailly aus dem Graben heraufbeschwört.

Die filigran musizierenden Sänger und Chaillys Orchesterklang passen irgendwie nicht richtig zusammen. Auch stellt sich erst gegen Ende der Oper heraus, dass eine geschicktere Aufstellung der Kulissen eine viel bessere Projektionsfläche für die Stimmen geliefert hätte. So aber gibt es Verdruss im hellhörigen Publikum und die in Mailand gefürchteten gnadenlosen Buhs für Sänger, für den Dirigenten und auch die Regie - nicht erst am Ende der Vorstellung. Und doch lohnt es sich, das selten gespielte und in seinen Extremen auch etwas seltsame Stück zu entdecken. Diese neue Diebische Elster hat in den über drei Stunden Musik schillernde Rossini-Juwelen zu bieten: perfekt abgestimmte Duette und Ensembles neben bravourösen Arien.

"La Gazza Ladra" ("Die Diebische Elster") an der Mailänder Scala

Regisseur: Gabriele Salvatores
Musikalische Leitung: Riccardo Chailly

Premiere: 12. April 2017
Am 18. April wird die Oper weltweit in ausgewählten Kinos übertragen.

Sendungsthema aus "Allegro" am 13. April 2017, 6.05 Uhr auf BR-KLASSIK