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Mezzosopranistin Elisabeth Kulman beendet ihre Karriere "Ich habe mir all meine Träume erfüllt"

Die Österreicherin Elisabeth Kulman ist als Sängerin international gefragt. Bereits 2015 entschied sie, nicht mehr an szenischen Opernaufführungen mitzuwirken. Nun will die Mezzosopranistin auch Abstand von der Konzertbühne nehmen. Die Entscheidung, ihre klassische Gesangskarriere zu beenden, sei "ein längerer Prozess gewesen", erzählt sie im BR-KLASSIK-Interview.

Bildquelle: Julia Wesely

Im Dezember 2021 wird Elisabeth Kulman ihr letztes klassisches Konzert singen. Die letzten Monate auf der Bühne möchte die 48-jährige Sängerin nutzen, um sich angemessen von ihrem Publikum zu verabschieden. Kulman wünscht sich einen "harmonischen Abschluss" ihrer Gesangslaufbahn, die vor 20 Jahren an der Wiener Volksoper begann und sie sowohl als Opern- als auch als Liedsängerin international bekannt machte.

Ich habe eine fantastische Karriere gehabt und habe sie noch.
Elisabeth Kulman

"Ich arbeite mit den Besten der Besten, habe alle Traumrollen singen dürfen und mein eigenes Soloprogramm verwirklicht", sagt Kulman im Rückblick. Alle Träume, die man sich in dem Beruf erfüllen kann, habe sie sich erfüllt. Daher passe der Spruch "Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist" perfekt zu ihrer Situation.

Missstände im Opernbetrieb

Ihr Burnout 2014 war für Elisabeth Kulman der richtige Zeitpunkt, um ihr Leben "zu optimieren", wie sie sagt. | Bildquelle: © Nancy Horowitz Die Coronakrise kann für viele Menschen ein guter Zeitpunkt sein, um ihrem Leben eine neue Richtung zu geben, meint die Mezzosopranistin. "Es ist extrem wichtig, dass man sich selbst treu ist und herausfindet: Was brauche ich, was tut mir gut, wo kann ich mich wohlfühlen?" Was passiert, wenn man im stressigen Künstleralltag seine Bedürfnisse ignoriert, hat Elisabeth Kulman 2014 bitter erfahren müssen. Damals erkrankte die Sängerin an einem Burnout – ein Wendepunkt in ihrer Karriere. Ein Jahr später beschloss sie ihren Ausstieg aus dem Opernbetrieb. "Die Sängerinnen und Sänger sind das letzte Glied in der Kette, dabei müssten sie eigentlich auf Händen getragen werden, um optimale Leistung abzuliefern", kritisiert Kulman. In der Initiative "art but fair" engagierte sie sich für faire Arbeitsbedingungen sowie angemessene Gagen in den Darstellenden Künsten und der Musik. Und mit dem YouTube-Kanal "What's Opera Doc?" hilft sie Kolleginnen und Kollegen, Missstände und Machtmissbrauch im Opernbetrieb zu thematisieren. "Ich wünsche mir, dass sich da noch ganz viel bewegt!"

Es ist extrem wichtig, dass man herausfindet: Was brauche ich, was tut mir gut, wo kann ich mich wohlfühlen?
Elisabeth Kulman

Und was wünscht sich Elisabeth Kulman für die eigene Zukunft? Zunächst möchte sie sich eine künstlerische Pause gönnen. Ob sie den Gesang ganz aufgibt, will sie sich noch offenlassen. Aber Kulman ist sich sicher, dass "da noch ein Schatz ist, der gehoben werden will. Das könnte noch spannend werden."

Sendung: "Leporello" am 7. Juli 2021 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK