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Pianist Igor Levit über Twitter "Twitter wird zu einer Giftdeponie"

Mit über 140.000 Followern gehört dem Pianisten Igor Levit eines der erfolgreicheren Profile auf der Kurznachrichtenplattform Twitter. Mitte Juni kehrte er Twitter aber den Rücken und deaktivierte seinen Account. Seit wenigen Tagen ist er wieder zurück. Doch das Verhältnis bleibt schwierig.

Igor Levit sitzt am Flügel | Bildquelle: Felix Broede

Bildquelle: Felix Broede

Bereits Mitte Mai hatte Igor Levit seinen vorübergehenden Rückzug angekündigt – mit den Worten: "Au revoire Twittersphere. Es ist unerträglich geworden." Deaktiviert hatte er den Account aber erst im Juni. Damit ist er nicht der Einzige. In letzter Zeit hatten immer mehr User, darunter auch Prominente, der Plattform den Rücken gekehrt. Der häufigste Grund: Anfeindungen und Hasskommentare.

Levit live beim BRSO

Der Pianist Igor Levit war zu Gast beim Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks. Auf dem Programm stand Beethovens Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur sowie Edward Elgars "Enigma-Variationen", op. 36. Edward Gardner dirigierte. Das komplette Konzert vom 2. Juli können Sie hier hören.

Twitter als Giftdeponie

"Twitter, das so viel unglaublich tolles Potential und Möglichkeiten hat, wird wirklich zu einer Giftdeponie, dass ich es einfach schwer ertrage", sagt Levit im Interview mit BR-KLASSIK. Besonders in den letzten Wochen habe sich die Plattform deutlich verschlechtert. Früher habe man dort diskutieren können, inzwischen sei sie verengt. Für diesen Wandel findet der Pianist unverblümte Worte: "Es ist nur noch '280 Zeichen Bullshit raushauen'." Lange Zeit war Levit sehr aktiv auf Twitter und hatte sich immer wieder auch zu politischen Themen geäußert. Twitter sei für ihn "vor allen Dingen eine Inspirationsplattform" gewesen, so Levit. Seinen vorübergehenden Rückzug bezeichnet er unter anderem als Selbstschutz.

Ich habe einen unglaublich großen Abstand dazu.
 Pianist Igor Levit über Twitter

Anlässlich des Todes seines Freundes, des Komponisten Frederic Rzewski, hat Levit seinen Account vor wenigen Tagen zwar wieder aktiviert, gegenüber BR-KLASSIK sagt er jedoch: "Ich bin da zurück, habe aber einen unglaublich großen Abstand." Zu den Menschen allerdings, die er auf Twitter – etwa durch seine Hauskonzerte – kennengelernt hat, möchte er weiterhin Kontakt halten. 

Levit-Hauskonzerte auf Twitter auch in Zukunft

Der Pianist Igor Levit spielt ein "Corona-Hauskonzert". | Bildquelle: Igor Levit Igor Levit bei einem Hauskonzert auf Twitter | Bildquelle: Igor Levit Und auch die Hauskonzerte auf Twitter selbst will Levit weiterhin geben. Zu Beginn der Pandemie hatte er täglich Konzerte aus seinem Wohnzimmer gestreamt und damit ein internationales Publikum erreicht. Die Besonderheit dieser Konzerte war für ihn, dass sie sich auf den Kern des Musizierens konzentrierten. "Übrig geblieben sind die Menschen, übrig geblieben war ich und über allem die Musik", erinnert er sich. Auch für seine Rückkehr auf die Bühne waren die Hauskonzerte hilfreich: "Da ist so viel Druck weggefallen, das kann ich gar nicht beschreiben."

So wird er zwar zu Twitter als Diskussionsplattform eher Abstand halten. Das Potential der Plattform sieht er jedoch nach wie vor: "Da haben sich Menschen digital kennengelernt, die zu Freunden geworden sind. Das alleine zu sehen, war und ist für mich bis heute unbeschreiblich."

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