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Neuer Konzertsaal für München Ein gläserner Klangspeicher im Werksviertel

Am 28. Oktober 2017 präsentierte der Freistaat Bayern den Sieger des Architektenwettbewerbs für einen neuen Konzertsaal in München. Den Zuschlag für den Konzerthaus-Neubau erhielt das Architekturbüro Cukrowicz Nachbaur aus Österreich. Auf einer Pressekonferenz wurden Details ihres Entwurfs vorgestellt.

Bildquelle: Cukrowicz Nachbaur Architekten; www.cn-architekten.at

Wie ein funkelnder Eisberg sieht es aus, das Konzertgebäude, geplant vom österreichischen Büro Czucrowicz Nachbaur. Für die Sieger im Architektenwettbewerb für das neue Münchner Konzerthaus ist es das erste Konzertgebäude. Im Wettbewerb haben sie sich gegen bekannte Büros wie etwa Herzog und de Meuron durchgesetzt, die in Hamburg die Elbphilharmonie entworfen haben.

Wir bauen einen Klangspeicher, eine Kathedrale, einen Musiktempel.
Anton Nachbaur, Architekt

Czucrowicz und Nachbaur haben sich bei ihrem Entwurf an Speicherbauten orientiert. Die Idee war, im ehemaligen Industriegebiet einen Klangspeicher zu bauen, sagte Architekt Anton Nachbaur-Sturm auf der Pressekonferenz in der Münchner Musikhochschule.

Gläserne Kathedrale als Konzertsaal

Das gläserne Gebäude solle wie eine Kathedrale eine neue Mitte im Münchner Werksviertel am Ostbahnhof schaffen. Die österreichischen Architekten wollen auf relativ kleiner Grundfläche die Säle im Inneren der Glashülle übereinander stapeln.

Gewinner-Entwurf von Büro Czucrowicz Nachbau aus Österreich | Bildquelle: Cukrowicz Nachbaur Architekten; www.cn-architekten.at Als einfach, zurückhaltend und nobel beschrieb der Juryvorsitzende Arno Lederer das Konzerthaus. Er lobte die Einmaligkeit der durchsichtigen Oberfläche, die das Gebäude von anderen Häusern unterscheide. Wer dort war, werde dieses Haus nicht vergessen, sagte er. Das Äußere erzeuge eine Spannung, die neugierig auf das Innere mache, so Hans Robert Röthel von der Stiftung "Neues Konzerthaus München". Die Stiftung will im Rahmen eines bürgerschaftlichen Engagements Geld für den Neubau einwerben. Der Neubau im Werksviertel im Osten Münchens soll feste Spielstätte für das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks werden. Chefdirigent Mariss Jansons nannte den Entwurf vielversprechend. Nun komme es darauf an, einen hervorragenden Akustiker für den optimalen Klang zu finden.

Hier können Sie die fünf besten Entwürfe des Architektenwettbewerbs sehen

Die optimale Raumaufteilung und das gute funktionale Konzept bieten eine hervorragende Plattform für die Entwicklung neuer Formate.
BR-Intendant Ulrich Wilhelm

BR-Intendant Ulrich Wilhelm | Bildquelle: BR/Annette Goossens Auch der Intendant des Bayerischen Rundfunks, Ulrich Wilhelm, lobte den Entwurf für den neuen Konzertsaal: "Mit diesem Siegerentwurf werden unser Symphonieorchester, der Chor und das Rundfunkorchester viele Möglichkeiten erhalten, neben Konzerten auch Mitsingprojekte, Studentenproben, Einführungsveranstaltungen und Workshops anzubieten. Die optimale Raumaufteilung und das gute funktionale Konzept bieten eine hervorragende Plattform für die Entwicklung solcher neuen Formate, vor allem im Bereich der Musikvermittlung. Ich freue mich dabei auch auf die Zusammenarbeit mit der Musikhochschule. Hervorzuheben ist die sehr gute Anlage des großen Saals: Er verbindet die akustischen Vorteile der so genannten Schuhschachtel-Form mit einer intelligenten Parkett- und Balkonanordnung, so dass niemand im Publikum in zu großer Distanz zum Podium sitzt. Das führt zu einer gemeinschaftlichen und intimen Atmosphäre der Konzerte. Das, was unsere Musiker sich erhofft haben, einen Dreiklang aus überzeugendem Raumprogramm, hoher architektonischer Qualität und einer erstklassigen akustischen Lösung, ist mit diesem Entwurf einen großen Schritt näher gebracht."

Kosten für den Konzerthaus-Neubau sollen unter 300 Millionen bleiben

Auch Innenminister Joachim Herrmann und Kunstminister Ludwig Spaenle zeigten sich von dem Entwurf sehr angetan. Der Entwurf hatte mit nur einer Gegenstimme den ersten Preis erhalten. Bevor die Bregenzer Architekten den Zuschlag erhalten, müssen aber erst noch die Kosten ihres Entwurfs berechnet werden. Parallel sollen weitere Ausschreibungen etwa für die Akustik oder die Gebäudetechnik vorbereitet werden. Die Kosten sollten im Rahmen bleiben, erinnerte Herrmann. Der Landtag müsse noch zustimmen. Seriöse Kostenschätzungen seien in diesem Planungsstadium nicht möglich, ergänzte der Juryvorsitzende Arno Lederer. Die Kostengrenze für das neue Münchner Konzertgebäude liegt bei 300 Millionen Euro.

Konzertsaal von Weltklasse-Spitzenniveau
Bayerischer Innenminister Joachim Herrmann

Konzertsaal-Fertigstellung in fünf bis sechs Jahren

Gewinner-Entwurf - Konzertsaal von innen | Bildquelle: Cukrowicz Nachbaur Architekten Ab Frühsommer kommenden Jahres soll zuerst das Baufeld im Werksviertel am Münchner Ostbahnhof freigemacht werden. Dazu wird das Erdreich bis vier Meter Tiefe auf Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg sowie Schadstoffe untersucht. Der Konzertsaal entsteht auf einem ehemaligen Industriegelände. Im Neubau soll es einen großen und einen kleinen Konzertsaal geben für zusammen rund 2.400 Besucher. Weitere Räume sollen der Hochschule für Musik und Theater zur Verfügung stehen. Auch Gastronomie, Läden und Büros sowie eine Tiefgarage soll es geben. In fünf bis sechs Jahren könnte Münchens neuer Konzertsaal fertig sein.

Reaktionen auf Social-Media-Kanälen

In den Sozialen Medien wird der Gewinner-Entwurf bereits heftig diskutiert. Bei den Usern weckten die ersten Bilder Assoziationen wie "Zeppelin-Montagehalle", "Hundetransportbox" oder "Hipster-Eiswürfel". Auch Spitznamen wie "Münchner Konzertsarg" oder "Schneewittchen-Sarg" sind auf Facebook gefallen.

Sendung: Piazza am Samstag, 28. Oktober ab 8.05 Uhr auf BR-KLASSIK